Mit Wissenschaft gegen den Klimawandel

Feld mit jungen Getreidepflanzen
Foto ADRIAN INFERNUS/UNSPLASH

Um die Klimaziele zu erreichen, ist es wichtig, dass Forschungserkenntnisse in politische Strategien einfließen. Ein neues Projekt soll die bislang noch fehlende Schnittstelle für den Bereich Landwirtschaft etablieren.

20.07.2021 · Umweltwissenschaften · Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung · News · Projekte

Um die Klimaziele des European Green Deals und des Pariser Klimaabkommens zu erreichen, ist es wichtig, dass Erkenntnisse der Forschung in politische Strategien einfließen. Im Projekt MACSUR SciPol planen zehn Wissenschaftseinrichtungen, eine bislang noch fehlende Schnittstelle zwischen Politik und Wissenschaft für den Sektor Landwirtschaft und Ernährung auf europäischer Ebene zu etablieren. Das Projekt steht Modell für eine institutionalisierte Form wissenschaftlicher Politikberatung. MACSUR SciPol startete im Juni 2021 unter Koordination des Leibniz-Zentrums für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e. V. mit einem Kickoff-Workshop und läuft als Pilotprojekt über 18 Monate. 

Landwirtschaft und Nahrungsmittelsysteme sind von den Folgen des Klimawandels betroffen und setzen gleichzeitig nicht unerhebliche Mengen an Treibhausgasemissionen frei. Im Rahmen des Pariser Abkommens und des Green Deals strebt die EU an, den Ausstoß von Treibhausgasen bis 2030 um 55 Prozent gegenüber 1990 zu reduzieren und bis 2050 Treibhausgas-Neutralität zu erreichen. Das Pilotprojekt MACSUR schafft ein Forum, das politische Akteure mit wissenschaftlicher Expertise dabei unterstützen wird, diese Klimaziele und wirksame Maßnahmen für den Umgang mit dem Klimawandel im europäischen Agrar- und Ernährungssektor umzusetzen. Das übergeordnete Ziel von MACSUR SciPol ist es, ein Verfahren zur wissenschaftsbasierten Beantwortung politischer Fragen zu etablieren.

Prof. Katharina Helming, Projektleiterin von MACSUR SciPol am Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e. V., verdeutlichte im Kickoff-Workshop Ende Juni den besonderen Ansatz des Vorhabens: „Wir haben beobachtet, dass selbst exzellente Forschung nicht immer den Transfer in die Politik schafft. Diese Lücke schließt das Projekt, indem es einen anderen Weg beschreitet. MACSUR SciPol greift gezielt Fragestellungen aus der Politik zu Klimaschutz und Klimawandel in der Landwirtschaft auf und liefert dazu passende wissenschaftliche Antworten. Wir warten also nicht, bis Politik mit Fragen an uns als Wissenschaft herantritt, sondern holen uns die Fragen gezielt aus dem Politikbetrieb der beteiligten Länder. So entwickeln wir passgenaue wissenschaftliche Beratungsansätze.“

MACSUR SciPol ist aus dem Netzwerk MACSUR der Joint Programming Initiative for Agriculture, Food Security and Climate Change (FACCE-JPI) des Rats der Europäischen Union und beteiligter Mitgliedsländer hervorgegangen.

Politische Fragen beantworten

Die Besonderheit des Forschungsprojekts liegt in einer engen Zusammenarbeit der Forschung mit der Politik. Den Ausgangspunkt bilden konkrete Schlüsselfragen, die von europäischen Politikvertreterinnen und -vertretern zu Landwirtschaft, Ernährung und Klimawandel aus jeweils landesspezifischer Perspektive gestellt wurden. Dieser Fragenkatalog ist in drei Themenbereiche unterteilt. Der erste Themenkomplex befasst sich mit Fragen des Klimaschutzes, also Strategien für die Reduktion von Emissionen durch Landwirtschaft, Nutztierhaltung und auf Ebene der Verbraucher, sowie die Bindung von Kohlenstoff. Der zweite Themenkomplex deckt Anpassungsstrategien an die Folgen des Klimawandels ab. Im dritten Themenbereich werden die möglichen Auswirkungen der empfohlenen Strategien zum Klimaschutz und zur Klimaanpassung unter anderem auf Mensch und Tier, Ökosysteme und Biodiversität, soziale Gerechtigkeit und Ernährungssicherheit diskutiert.

Modellbasiertes Wissen und interdisziplinäre Zusammenarbeit

Um konkrete Antworten auf diese Fragen zu liefern, greift MACSUR SciPol auf Forschungserkenntnisse zurück, die aus wissenschaftlichen Modellen generiert werden. Modelle ermöglichen es, zukünftige Erträge unter Einfluss des Klimawandels abzuschätzen oder Treibhausgasemissionen zu kalkulieren, die in Landwirtschaft und Nahrungsmittelerzeugung bis zum Verbraucher entstehen. „Was modellgeneriertes Wissen angeht, kann das Projekt auf die gebündelten Modellierungskompetenzen aus dem Netzwerk MACSUR und der FACCE JPI zurückgreifen“, betont Prof. Frank Ewert, Wissenschaftlicher Direktor des ZALF und derzeitiger Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats von FACCE JPI im Kickoff-Workshop von MACSUR SciPol im Juni.

Das Projekt verfolgt einen transdisziplinären, partizipativen Ansatz. Um politische Entscheidungsfindung zu unterstützen, werden zusätzlich zu der engen Kooperation zwischen Forschung und Politik auch Vertreterinnen und Vertreter aus Landwirtschaft, Zivilgesellschaft und Naturschutz in Multi-Stakeholder-Dialoge einbezogen. Das wissenschaftliche Netzwerk des Projekts besteht derzeit aus Projektpartnern verschiedener Fachrichtungen aus acht europäischen Ländern. Die Global Research Alliance on Agricultural Greenhouse Gases unterstützt das Projekt und tritt als Beobachterorganisation für MACSUR SciPol auf.

Weitere Informationen und Kontakt

www.zalf.de