
Gefördert im Leibniz-Wettbewerb: „SCREENS“

Was vermitteln Spielfilme der NS-Zeit über die Politik, Kultur und Gesellschaft der Diktatur?
04/25/2025 · HP-Topnews · Leibniz-Institut für Deutsche Sprache · Institut für Zeitgeschichte München - Berlin · Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa · Geisteswissenschaften und Bildungsforschung · Projekte
Von eiszeitlichen Steinwällen bis zu innovativen spektroskopischen Technologien: An dieser Stelle präsentieren wir Ihnen ausgewählte Projekte, die aktuell im Leibniz-Wettbewerb gefördert werden.
Worum geht’s? Das Projekt „SCREENS“ in Kürze
Filme prägen Menschen und spiegeln Geschichte wider. Im Dritten Reich war das Kino ein Ort, an dem Weltanschauungen und Emotionen vermittelt, verarbeitet und reflektiert wurden. Der Film war das populärste Massenmedium der Zeit. Im Projekt soll eine umfangreiche Auswahl an Filmen unter jeweils spezifischen Fragestellungen wie etwa der Darstellung von Kindheit, Jugend und Familie oder der Thematisierung von Religion und Glauben analysiert werden. Das verspricht ganz neue Erkenntnisse über die Dynamik der NS-Diktatur und die Mechanismen der ideologischen Manipulation. Das Projekt wird durch verschiedene kollaborative Elemente und Diskussionsformate einen Raum für interdisziplinären und internationalen Austausch schaffen, um eine innovative Filmgeschichte des Nationalsozialismus zu erarbeiten. Das Ergebnis wird die erste systematische Auswertung des Spielfilms als Seismograph der Gesellschaft und Kultur des Dritten Reiches sein.
Warum ist das wichtig?
Auf der Leinwand versuchte das nationalsozialistische Regime, der „Volksgemeinschaft“ die Grundsätze seiner Politik und Ideologie zu vermitteln. Zugleich musste die Filmindustrie die Erwartungen und Träume des Publikums berücksichtigen, sodass der Spielfilm der NS-Zeit viel mehr ist als der Ausdruck von offensichtlicher Propaganda. Spielfilme bieten als komplexe zeithistorische Quelle einen tiefen Einblick in Politik, Kultur und Gesellschaft der Diktatur, weil das Kino selbst in diesen Jahren ein Ort ambivalenter Rezeption, Aushandlung und Aneignung blieb. Der Spielfilm im Nationalsozialismus ist ein historisches Beispiel dafür, wie eine extreme völkisch-nationalistische Ideologie die modernen Medien für sich nutzte und wie sie dabei mit den Rezipienten interagierte.
Worauf freuen Sie sich zum Projektstart am meisten? Eine Frage an die Projektleitung
"Ich freue mich sehr, dass es die Förderung durch die Leibniz-Gemeinschaft ermöglicht, in einem größeren zeithistorischen Projekt Spielfilm als vielfältig aussagekräftige Quelle für die Erforschung der nationalsozialistischen Diktatur zu erschließen. Davon verspreche ich mir einen wesentlichen und innovativen Beitrag zu unserem Verständnis über den Nationalsozialismus und seine Spiegelungen im Kino und in der Gesellschaft. Ich bin außerdem sehr gespannt auf den interdisziplinären Austausch mit hervorragenden Vertreterinnen und Vertretern der Filmwissenschaft und der Medienlinguistik. Die Frage, was populäre Medien zur politisch-ideologischen Manipulation der Bevölkerung beitragen, ist gerade wieder sehr aktuell. Zeithistorische Forschung kann daher helfen, auch die Gegenwart besser zu verstehen."
Prof. Dr. Johannes Hürter, Institut für Zeitgeschichte München – Berlin (IfZ)
Wer ist dabei? Die beteiligten Partner
Institut für Zeitgeschichte München – Berlin (IfZ)
Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa (GWZO)
Leibniz-Institut für Deutsche Sprache (IDS)
Weitere Partner sind die Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung, die Stiftung Deutsche Kinemathek, das Bundesarchiv, das DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum, das Niemiecki Instytut Historyczny w Warszawie, Filmoteka Narodowa – Instytut Audiowizualny (FINA) und das Institute of Contemporary History of the Czech Academy of Sciences.
Hintergrund: Der Leibniz-Wettbewerb
Das Projekt „SCREENS“ wird im Leibniz-Wettbewerb für den Zeitraum von drei Jahren gefördert. Der Wettbewerb unterstützt die Erreichung der strategischen Ziele der Leibniz-Gemeinschaft im Rahmen des Paktes für Forschung und Innovation. Die Projektbewilligungen ermöglichen Forschung auf höchstem Niveau. Insgesamt fördert die Leibniz-Gemeinschaft in der Runde 2025 27 Vorhaben.