Wissensplattform CORE-EVIDENCE

Mädchen am Laptop
Foto BRUCE MARS/UNSPLASH

Kinder und Jugendliche werden täglich mit vielfältigen Online-Erfahrungen konfrontiert. Eine neue Plattform bündelt Wissen dazu und bietet so eine umfassende Handlungsgrundlage. 

01/10/2022 · News · Leibniz-Institut für Medienforschung │ Hans-Bredow-Institut · Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Raumwissenschaften · Forschungsergebnis

Ein internationales Forschungsteam unter Leitung des HBI macht wissenschaftliche Evidenz zu den vielfältigen Online-Erfahrungen von Kindern und Jugendlichen in Europa sichtbar und nutzbar. Im Rahmen des vom HBI koordinierten Projekts CO:RE - Children Online: Research and Evidence haben Wissenschaftler*innen aus neun Europäischen Ländern mit der Unterstützung von über 30 Europäischen Partner*innen den Stand der Forschung seit 2014 in den jeweiligen Partnerländern zusammengetragen. Entstanden ist eine Wissensplattform für Forscher*innen, Pädagog*innen und politische Entscheidungsträger*innen, die verfügbares Wissen bündelt, systematisiert und für verschiedene Stakeholdergruppen zugänglich macht. Darüber hinaus bietet die Wissensbasis Toolkits für Theorien, Methoden und ethische Fragen in der Forschung mit Kindern.

Die Wissensplattform core-evidence.eu wurde am 15.12.2021 gelauncht. In den kommenden Monaten werden weitere Inhalte und Funktionen folgen.

Zum Hintergrund

Seit Januar 2020 arbeitet das internationale Projektkonsortium Children Online:Research and Evidence (CO:RE) an der Konzeption und Realisierung einer pan-Europäischen Wissensplattform rund um die Medienerfahrungen Heranwachsender. Angesiedelt im Kompetenzbereich “Aufwachsen in Digitalen Medienumgebungen” im Forschungsprogramm “Wissen für die Mediengesellschaft” am Leibniz-Instituts für Medienforschung | Hans-Bredow-Institut (HBI) koordiniert das Team das auf drei Jahre angelegte und durch das Förderprogramm Horizon 2020 der Europäische Kommission geförderte Projekt. 

Bei der Realisierung des Projekts standen im Wesentlichen fünf Ziele für das CO:RE-Projektteam im Vordergrund: 

  1. Forschung und Evidenz zu Online-Erfahrungen von Kindern und Jugendlichen zu bündeln und in übersichtlicher Form zugänglich zu machen; 
  2. Forschungsdaten des EU Kids Online Forschungsverbundes zugänglich und für Sekundärforschung nutzbar zu machen; 
  3. theoretische, methodologische und forschungsethische Empfehlungen für eine zeitgemäße Forschungspraxis mit Kindern und Jugendlichen zu erarbeiten und durch anwendungsorientierte Produkte nutzbar zu machen; 
  4. Handlungsgrundlagen und Empfehlungen für politische Entscheidungsträger*innen bereitzustellen und 
  5. Ressourcen und Handlungsgrundlagen für Interessengruppen des Bildungssektors zur Verfügung zu stellen.
Forschung und Evidenz bündeln und zugänglich machen

Die Forschungslandschaft im Bereich (Online-)Medienerfahrungen von Kindern und Jugendlichen ist divers und heterogen. Die Vielfalt an Themen, theoretischen sowie methodologischen Ansätzen und Erkenntnisinteressen, aber auch die teilweise widersprüchlichen Ergebnisse dieses Forschungsbereichs führen dazu, dass für Stakeholdergruppen nicht immer klar ist, welche Kernaussagen wissenschaftlicher Evidenz als Grundlage für ihr Handeln dienen können. Die CO:RE Knowledge Base soll dabei helfen, einen Überblick zu erlangen.

Hierfür hat das Projektkonsortium – gemeinsam mit seinen über 30 Partnerländern – 1.400 Publikationen und über 880 Studien (seit 2014) zusammengetragen, systematisiert und zentrale Befunde ins Englische übersetzt, um sie möglichst vielen Stakeholdergruppen zugänglich zu machen. Die CO:RE Evidence Base bildet das Herzstück der Wissensplattform.

Forschungsdaten des EU-Kids-Online-Forschungsverbundes für Sekundärforschung nutzbar machen

Das CO:RE-Projektkonsortium besteht zum Großteil aus Mitgliedern des Forschungsverbundes EU Kids Online, dessen Ziel es war, die Daten der längervergleichenden Studie EU Kids Online 2020: Survey Results from 19 Countries öffentlich zugänglich und für Sekundärforschung nutzbar zu machen. Die Datensätze werden im Laufe des Jahres 2022 für Forscher*innen zur Verfügung gestellt.

Anwendungsorientierte Ressourcen für zeitgemäße theoretische, methodologische und forschungsethische Wissenschaftspraxis zugänglich machen

Durch anwendungsorientierte Angebote auf der CO:RE Knowledge Base sollen Forscher*innen in methodologischen, theoretischen und forschungsethischen Fragen gezielt unterstützt werden. Ein zentraler Bestandteil dabei ist, jene Ressourcen und Materialien zu identifizieren und zusammenzutragen, die bereits als hilfreiche Instrumente moderner Forschung etabliert wurden. Überdies wurden eigene anwendungsorientierte Inhalte erstellt, wie z. B. Webinare und Vlog-Serien, ein Ethik Kompass (CO:RE Compass for Research Ethics) sowie Toolkits für methodologische (CO:RE Methods Toolkit; erscheint in Kürze) und theoretische Problemstellungen (CO:RE Theories Toolkit).

Handlungsgrundlagen und Empfehlungen für politische Entscheidungsträger*innen bereitstellen

In der Diskussion um gesetzliche Richtlichen zur (De-)Regulierung der digitalen Sphäre fehlt Entscheidungsträger*innen oft ein übersichtlicher Zugang zu evidenzgestützten und aktuellen wissenschaftlichen Publikationen. Die CO:RE Evidence Base stellt publizierte wissenschaftliche Beiträge und deren Studien aus über 30 Ländern strukturiert und vereinheitlicht auf Englisch dar, so dass politische Stakeholder niederschwelligen Zugang zu verfügbaren evidenzbasierten Informationen haben. Überdies werden ab 2022 Kurzberichte zur relevanten Themen (Policy Briefs) auf der Wissensplattform veröffentlicht.

Ressourcen und Handlungsgrundlagen für Interessengruppen des Bildungssektors zur Verfügung stellen

Der Bildungssektor steht im Zuge der digitalen Transformation vor besonderen Herausforderungen: Bildungs- und Ausbildungseinrichtungen werden mit digitalen Werkzeugen ausgestattet und Pädagog*innen werden darin geschult, Aktivitäten zur digitalen Kompetenz zu gestalten und Medien für Bildungszwecke einzusetzen. Vor diesem Hintergrund stellt die CO:RE Knowledge Base Interessensgruppen im Bildungsbereich  nützliche Informationen und Materialien zu Chancen und Risiken der Onlinenutzung zur Verfügung. Diese werden voraussichtlich Ende 2022 verfügbar sein.

Weitere Informationen und Kontakt

www.leibniz-hbi.de