Geburtsortprinzip wirkt postitiv

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Die automatische Staatsbürgerschaft ab Geburt verbessert die Bildungschancen von Kindern mit Migrationshintergrund deutlich, wie eine neue Studie zeigt.

30.10.2019 · Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Raumwissenschaften · ifo Institut Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München e. V. · News · Forschungsergebnis

Die automatische Staatsbürgerschaft für Kinder mit Migrationshintergrund ab Geburt in Deutschland hat ihre Bildungschancen deutlich verbessert. Das ist das Ergebnis einer Studie des ifo Instituts. „Die nach der Reform im Jahre 2000 geborenen Kinder besuchten häufiger einen Kindergarten. Ihre Deutschkenntnisse und ihre sozio-emotionale Entwicklung verbesserten sich schon vor der Grundschule. Darüber hinaus wurden direkt nach der Reform geborene Kinder mit Migrationshintergrund früher eingeschult und mussten in der Grundschule seltener eine Klasse wiederholen“, sagt Helmut Rainer, Leiter des ifo Zentrums für Arbeitsmarkt- und Bevölkerungsökonomik.

„Und nach der Reform Geborene erhielten eher eine Empfehlung für das Gymnasium und besuchten auch eher eines. Die automatische Erlangung der deutschen Staatsbürgerschaft hatte also vielfältige positive Auswirkungen auf die Bildungsintegration der betroffenen Kinder und konnte dazu beitragen, dass sich die Kluft zwischen Kindern mit und ohne Migrationshintergrund verringern konnte“, sagt Rainer. „Die Reform hat für Eltern mit Migrationshintergrund die Anreize gesetzt, verstärkt in das Humankapital ihrer Kinder zu investieren, da sich deren Berufs- und Karrierechancen durch den Besitz eines deutschen Passes langfristig verbessern.“

Für die Studie, die demnächst erscheint im Journal of Labor Economicswurden Daten ausgewertet aus den Schuleingangsuntersuchungen und Schulregisterdaten des Landes Schleswig-Holstein.

Ab dem 1. Januar 2000 erhielten Kinder ausländischer Eltern qua Geburt automatisch die deutsche Staatsbürgerschaft (Geburtsortprinzip). Zuvor wurden Kinder ab Geburt nur dann deutsche Staatsbürger*innen, wenn mindestens ein Elternteil die deutsche Staatsbürgerschaft innehatte (Abstammungsprinzip). Durch die Reform stieg unter Kindern mit Migrationshintergrund der Anteil jener dramatisch an, die von Geburt an den deutschen Pass besaßen.

Deutschland ist weltweit das zweitgrößte Einwanderungsland. Jede vierte hier lebende Person hat mittlerweile einen Migrationshintergrund.

Rainer stellt die Ergebnisse am Mittwoch auf einer Konferenz in der italienischen Abgeordnetenkammer in Rom vor. Dort wird aktuell ein Gesetzesentwurf diskutiert, der Kindern ausländischer Eltern die italienische Staatsbürgerschaft garantieren würde, sofern sie eine bestimmte Anzahl an Schuljahren erfolgreich in Italien absolviert haben.

Originalpublikation

“Why Birthright Citizenship Matters for Immigrant Children: Short- and Long-Run Impacts on Educational Integration”, von Christina Felfe, Helmut Rainer und Judith Saurer, in: Journal of Labor Economics, University of Chicago, Januar 2020.

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