Von Prinzipien zu Praktiken

Wie muss eine Künstliche Intelligenz programmiert sein, damit sie dem Wohl aller dient? Ein neues Projekt diskutiert ethische Fragen der Digitalisierung und entwickelt Antworten.

25.08.2020 · Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Raumwissenschaften · Leibniz-Institut für Medienforschung │ Hans-Bredow-Institut · News · Projekte

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat am 17. August 2020 in Schloss Bellevue mit der Auftaktveranstaltung das zweijährige Projekt „Ethik der Digitalisierung – von Prinzipien zu Praktiken“ gestartet. Unter dem Dach des NoC (Global Network of Internet and Society Research Centers) sind neben dem HBI und dem Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft (HIIG) als koordinierendem Center auch das Berkman Klein Center an der Harvard University und der Digital Asia Hub als Projektpartner beteiligt. Gefördert wird das Projekt von der Stiftung Mercator. Internationale Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Politik, Zivilgesellschaft und Wirtschaft diskutieren im Rahmen des Projekts ethische Fragen der Digitalisierung, unter anderem in Zusammenhang mit dem Einsatz von künstlicher Intelligenz und Algorithmen.

Sie finden die Aufzeichnung des öffentlichen Teils der Auftaktveranstaltung vom 17.08.2020 sowie die Rede des Bundespräsidenten zum Nachschauen, Nachlesen und Weiterleiten unter https://www.bundespraesident.de/EthikDigitalisierung.

Nach welchen Kriterien müssen Chatbots programmiert sein, damit sie diskriminierungsfrei kommunizieren? Welche Regeln sollen bei der Programmierung von KI gelten, damit diese dem Wohl aller dienen? Wie gestalten wir die Algorithmen, die unsere Gesellschaft prägen, indem sie beispielsweise entscheiden, welche Inhalte auf Social Media Kanälen sichtbar sind? Das Projekt ist auf die gesellschaftliche Wirkung der Digitalisierung fokussiert und soll anwendungsnahe und praxisbezogene Ergebnisse mit gesellschaftlicher Relevanz erzielen.

Gemeinsam mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier diskutierten Annette Schavan (Ko-Vorsitzende des Deutsch-Chinesischen Dialogforums), Wolfgang Rohe (Geschäftsführer der Stiftung Mercator), Wolfgang Schulz  (Forschungsdirektor des HBI und des HIIG und Sprecher der europäischen Sektion des NoC) sowie Sunimal Mendis (Teilnehmerin des Fellowprogramms „Ethik der Digitalisierung“ und Assistant Professor an der Universität Tilburg).

Den Kern des Projekts bilden interdisziplinäre und internationale Forschungsformate. Forscher*innen unterschiedlicher Disziplinen erhalten die Chance, fächerübergreifend und international gemeinsame Antworten auf ethische Fragen der Digitalisierung zu erarbeiten. Darüber hinaus bieten die innovativen Forschungsformate den Wissenschaftler*innen die Möglichkeit, sich untereinander sowie mit hochrangigen Akteur*innen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zu vernetzen.

„Der zunehmende Einsatz algorithmischer Systeme führt zu einer grundlegenden Veränderung unserer Gesellschaft in all ihren Elementen“, so Dr. Wolfgang Rohe, Geschäftsführer der Stiftung Mercator. „Es geht unter anderem darum, Grundlagen der Demokratie zu erhalten: individuelle und kollektive Freiheitsrechte, Souveränität, Revidierbarkeit von Entscheidungen. Dazu braucht es eine informierte öffentliche Diskussion, eine engagierte Zivilgesellschaft und die Erarbeitung von Vorschlägen für die politische Umsetzung. Mit diesem Projekt möchten wir dazu einen Beitrag leisten.“

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ist Schirmherr des Projekts. Die Stiftung Mercator unterstützt das Vorhaben über zwei Jahre mit rund einer Million Euro.

Pressekontakt: Tanja Zagel | HIIG | Tel. +49 30 200 760 82 | presse@hiig.de 

Über das NoC

Das NoC (Global Network of Internet and Society Research Centers ) ist eine weltweite Initiative akademischer Institutionen mit Schwerpunkt auf interdisziplinärer Forschung zu Internet und Gesellschaft. Ziel der Initiative ist es, die Zusammenarbeit zwischen den teilnehmenden Zentren zu stärken, um den länder- und fächerübergreifender Austausch zu den drängendsten Fragen im Zusammenhang mit den neuen Technologien zu fördern.

Über das HIIG

Das Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft (HIIG) erforscht die Entwicklung des Internets aus einer gesellschaftlichen Perspektive, um die damit einhergehende Digitalisierung aller Lebensbereiche besser zu verstehen. Als erstes Forschungsinstitut in Deutschland mit einem Fokus auf Internet und Gesellschaft hat das HIIG ein Verständnis erarbeitet, das die Einbettung digitaler Innovationen in gesellschaftliche Prozesse betont. Basierend auf dieser transdisziplinären Expertise und als Teil des Global Network of Interdisciplinary Internet & Society Research Centers will das HIIG eine europäische Antwort auf den digitalen Strukturwandel entwickeln.

Das HIIG wurde 2011 von der Humboldt-Universität zu Berlin (HU), der Universität der Künste Berlin (UdK) und vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) gegründet mit dem Hans-Bredow-Institut Hamburg als integrierter Kooperationspartner. Die ForschungsdirektorInnen des Instituts sind Prof. Dr. Jeanette Hofmann, Prof. Dr. Björn Scheuermann, Prof. Dr. Dr. Thomas Schildhauer und Prof. Dr. Wolfgang Schulz.

Über die Stiftung Mercator

Die Stiftung Mercator ist eine private, unabhängige Stiftung. Sie strebt mit ihrer Arbeit eine Gesellschaft an, die sich durch Weltoffenheit, Solidarität und Chancengleichheit auszeichnet. Dabei konzentriert sie sich darauf, Europa zu stärken, den Bildungserfolg benachteiligter Kinder und Jugendlicher insbesondere mit Migrationshintergrund zu erhöhen, Qualität und Wirkung kultureller Bildung zu verbessern, Klimaschutz voranzutreiben und Wissenschaft zu fördern. Die Stiftung Mercator steht für die Verbindung von wissenschaftlicher Expertise und praktischer Projekterfahrung. Als eine führende Stiftung in Deutschland ist sie national wie international tätig. Dem Ruhrgebiet, der Heimat der Stifterfamilie und dem Sitz der Stiftung, fühlt sie sich besonders verpflichtet.

Weitere Informationen und Kontakt

www.leibniz-hbi.de