Wo die Risikogruppen wohnen

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Ältere Menschen gelten in der Pandemie als besonders gefährdet. In welchen Regionen ihr Anteil an der Bevölkerung hoch ist, zeigt eine Studie.

11.06.2020 · Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Raumwissenschaften · RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung · News · Forschungsergebnis

Ältere Menschen gelten in der Corona-Pandemie als besonders gefährdet. In Stadtvierteln mit einem hohen Anteil älterer Bewohner ist die Gefahr einer Ausbreitung des Virus mit vielen schweren Verläufen deshalb vergleichsweise groß. Zugleich wohnen dort weniger junge Nachbarn, die Erledigungen für die Älteren übernehmen können. Der Anteil älterer Personen an der Gesamtbevölkerung unterscheidet sich nicht nur zwischen Stadt und Land. Selbst innerhalb einzelner Städte und Landkreise variiert die Altersstruktur stark. Dies zeigt eine Auswertung kleinräumiger Daten des RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung. Das Robert Koch-Institut hat Personengruppen klassifiziert, die nach den bisherigen Erkenntnissen ein höheres Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf bei einer Covid-19 Infektion haben. Dazu zählen insbesondere ältere Menschen, da ihr Immunsystem schlechter mit neuen Infektionen zurechtkommt und häufig bereits Grunderkrankungen vorliegen. Dies dürfte manche Regionen in Deutschland stärker treffen als andere: In Sachsen, Thüringen, Sachsen-Anhalt, dem Saarland und dem Ruhrgebiet ist der Anteil älterer Menschen besonders hoch. In Baden-Württemberg und Bayern leben dagegen weniger ältere Menschen als in anderen Bundesländern. Aber auch innerhalb der Regionen lebt meist ein Großteil der Älteren in wenigen Stadtvierteln, zeigen RWI-Auswertungen von kleinräumigen Daten. Das gilt zum Beispiel für Berlin, das in seinen äußeren Stadtteilen – insbesondere in den westlichen und südlichen Vierteln – deutlich mehr Ältere beheimatet als im Zentrum oder in den umliegenden Gemeinden. In solchen Vierteln ist es besonders wichtig, dass das Kontaktverbot eingehalten wird. Andernfalls ist die Gefahr groß, dass dort viele schwere Fälle auftreten. Jedoch kommt erschwerend hinzu, dass in diesen Nachbarschaften weniger Menschen mit geringem Risiko wohnen, die Erledigungen für besonders gefährdete Menschen übernehmen können. Dadurch dürften insbesondere in diesen Stadtvierteln Hilfsangebote von Kommunen, Wohlfahrtsverbänden oder privaten Initiativen gefordert sein.

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