Innovationskerne in Ostdeutschland

Vier Leibniz-Institute sind an den neuen „Zentren für Innovationskompetenz“ des Bundesforschungsministeriums (BMBF) beteiligt. Die acht Sieger der zweiten Auswahlrunde erhalten in den nächsten Jahren zusammen 50 Millionen Euro Fördergelder des BMBF, um exzellenten Nachwuchs für Spitzenforschung in den neuen Bundesländern anwerben zu können.

28.04.2008 · Pressemeldung · Leibniz-Gemeinschaft

Vier Leibniz-Institute sind an den neuen „Zentren für Innovationskompetenz“ des Bundesforschungsministeriums (BMBF) beteiligt, zum Teil federführend. Mit dem Programm fördert das BMBF den Aufbau von Standorten für Spitzenforschung in den neuen Bundesländern. Am vergangenen Freitag gab das Ministerium die acht Sieger der zweiten Auswahlrunde bekannt, die in den nächsten Jahren zusammen 50 Millionen Euro Fördergelder erhalten werden. Aus einer ersten Programmrunde waren 2004 bereits sechs Zentren für Innovationskompetenz hervorgegangen, drei davon mit Beteiligung von Leibniz-Instituten.

„Das Ergebnis unterstreicht die herausragende Rolle, die Leibniz-Einrichtungen in den neuen Bundesländern spielen“, sagt Prof. Ernst Th. Rietschel, Präsident der Leibniz-Gemeinschaft. „Unsere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler betreiben exzellente Grundlagenforschung, die auch die Anwendung im Blick hat“, erläutert Rietschel. „Was sich anhört wie ein Widerspruch, das ist bei uns Programm.“ Bundesforschungsministerin Annette Schavan sagte bei der Vorstellung der Sieger in Berlin: „Um die Innovationskraft in Ostdeutschland zu stärken, brauchen wir eine leistungsfähige Wirtschaft. Und die siedelt sich dort an, wo es Forschung mit Weitblick gibt.“

Das BMBF stellt jedem Zentrum für Innovationskompetenz in den kommenden fünf Jahren jeweils rund 6,25 Millionen Euro Starthilfe zur Verfügung. Das Geld wird für die Umsetzung des Konzeptes und die Besetzung von zwei international ausgeschriebenen Nachwuchsforschergruppen à fünf Personen verwendet. „Durch diese hervorragenden Rahmenbedingungen können die Zentren den besten wissenschaftlichen Nachwuchs anziehen und eine Spitzenposition einnehmen“, sagte Schavan.

Die acht neuen Zentren entstehen derzeit an Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen in Dresden, Halle, Greifswald, Potsdam, Jena und Freiberg. Aus der ersten Auswahlrunde waren die Standorte Rostock, Greifswald, Leipzig, Dresden und Ilmenau erfolgreich hervorgegangen. 

Folgende Leibniz-Einrichtungen sind an den neuen Zentren für Innovationskompetenz beteiligt:

Astrophysikalisches Institut Potsdam (AIP), Projekt: innoFSPEC Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie Hans-Knöll-Institut (HKI), Jena, Projekt: SEPTOMICS Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie (INP), Greifswald, Projekt: plasmatis Leibniz-Institut für Polymerforschung (IPF), Desden, Projekt: B Cube

Mehr zu den einzelnen Projekten: 

plasmatis, Greifswald

Die Initiative plasmatis will durch systematische Grundlagenforschung die Wechselwirkung zwischen physikalischem Plasma und lebender Materie erforschen. Mit den gewonnenen Erkenntnissen könnte die Anwendung von Plasmaquellen bei Heilungsprozessen, insbesondere bei chronischen Wunden, entscheidend verbessert werden. Die Untersuchungen der Initiative sollen zur systematischen Erschließung innovativer therapeutischer Ansätze führen. Wichtig ist hierbei vor allem das Zusammenspiel zwischen der antiseptischen Wirkung von Plasma und seiner Fähigkeit, die Neubildung von gesundem Gewebe zu unterstützen. Die Wissenschaftler analysieren, wie man das Wachstum und die Vitalität von Zellen und Gewebe direkt (Prokaryonten-Eukaryonten) oder auch indirekt beeinflussen kann, beispielsweise durch Veränderungen des lebensnotwendigen Umfeldes (physiologische Flüssigkeiten).

Kontakt:

Prof. Dr. Klaus-Dieter Weltmann INP Greifswald e. V. Tel.: (03834) 55 43 10 Email: weltmann@inp-greifswald.de www.inp-greifswald.de

SEPTOMICS – Fighting Sepsis, Saving Lives, Jena

Die Sepsis (umgangssprachlich „Blutvergiftung“) ist die schwerste Form einer Infektion mit oft tödlichem Ausgang. Maßgeblich für das Überleben der Patienten sind ein frühzeitiges Erkennen der Krankheit und ein schneller, am jeweiligen Patienten orientierter Therapiebeginn. Die Initiative will in einem interdisziplinären Zentrum Diagnose- und Therapieansätze für die lebensbedrohliche Sepsis erforschen und neue molekularbiologische und früh einsetzbare Diagnostika entwickeln. Kostenintensive Therapien könnten dann zielgenau eingesetzt und Behandlungskosten reduziert werden.

Kontakt:

Prof. Dr. Konrad Reinhart Friedrich-Schiller-Universität Jena Tel.: (03641) 93 23 101 Email: konrad.reinhart@med.uni-jena.de

innoFSPEC (Innovative faseroptische Spektroskopie und Sensorik), Potsdam

Die Initiative will faseroptische Sensorik und Vielkanal-Spektroskopie zusammenführen, um innovative Analyseverfahren zu entwickeln. Die Lichtübertragung über optische Fasern, seit Jahren in der IT-Branche fest verankert, soll auch für den Bereich der Mess- und Analyseverfahren erschlossen werden. Das Potenzial der Faseroptik für solche Verfahren ist heute erst in Ansätzen verwirklicht und besitzt enorme Wachstumschancen. Die wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Anwendungsfelder sind vielfältig: von der Fluoreszenzspektroskopie bis zur Krebsfrüherkennung, von Sensornetzwerken für Gas-, Druck- und Temperaturmessungen bis zur Prozesskontrolle in Chemie, Biotechnik, Lebensmitteltechnik, Pharmazie und Lasertechnologie.

Kontakt:

Dr. Martin Roth Astrophysikalisches Institut Potsdam Tel.: (0331) 74 99 313 Email: mmroth@aip.de Prof. Dr. Hans-Gerd Löhmannsröben Universität Potsdam, Institut für Chemie Tel.: (0331) 977 52 22 Email: loeh@chem.uni-potsdam.de www.innofspec-potsdam.de

B Cube Dresden – Molecular Bioengineering, Dresden

B Cube strebt die Entwicklung neuer Materialien und Technologien nach dem Vorbild der Natur an. In der Pflanzen- und Tierwelt existiert eine Vielzahl bisher kaum erforschter funktionaler Systeme, die komplexe Prozesse in flexibler Weise verwirklichen. Wenn man sich diese natürlichen Vorbilder zu Nutze macht, ist die Entwicklung effizienterer neuer Materialien und Technologien möglich. Um diese Ziele zu erreichen, identifiziert und analysiert B Cube natürliche Strukturen, wie sie insbesondere in Lebensräumen mit Extrembedingungen, z.B. in der Wüste, vorkommen. Anschließend werden die erfassten Strukturen und Funktionen in künstliche Systeme übersetzt und gegebenenfalls neu kombiniert. Denkbar sind so

z.B. die Herstellung selbstheilender Materialien oder rohstoff- und energieeffizientere Prozesse auf Basis künstlicher Zellsysteme.

Kontakt:

Dr. Carsten Werner Technische Universität Dresden/BIOTEC B Cube Tel.: (0351) 463 40 332 E-Mail: werner@bcube-dresden.de

http://www.bcube-dresden.de