Leibniz-Senat verabschiedet Förderempfehlungen zu 13 Leibniz-Einrichtungen

Der Senat der Leibniz-Gemeinschaft hat die weitere Förderung von 13 Leibniz-Einrichtungen empfohlen. Allen begutachteten Instituten bescheinigt er über¬regionale Bedeutung und stellt fest, dass Bund und Länder ein gesamtstaatliches wis¬senschaftspolitisches Interesse an der Arbeit der Einrichtungen haben. Im Einzelnen handelt es sich um folgende Einrichtungen: Deutsche Forschungsanstalt für Lebens¬mittelchemie, Garching (DFA), Akademie für Raumforschung und Landesplanung, Hannover (ARL), Forschungsinstitut für die Biologie landwirtschaftlicher Nutztiere, Dummerstorf (FBN), Institut für Gemüse-und Zierpflanzenbau Großbeeren/Erfurt (IGZ), Leibniz-Institut für Oberflächenmodifizierung, Leipzig (IOM), German Institute for Global and Area Studies / Leibniz-Institut für Globale und Regionale Studien, Hamburg (GIGA), Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie – Hans-Knöll-Institut, Jena (HKI), Leibniz-Institut für Festkörper-und Werkstoffforschung Dresden (IFW Dresden), Astrophysikalisches Institut Potsdam (AIP), Institut für innovative Mik¬roelektronik, Frankfurt/Oder (IHP), Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Mittel-und Osteuropa, Halle/Saale (IAMO), Leibniz-Institut für Troposphärenforschung, Leipzig (IfT) und Leibniz-Institut für Sonnenphysik, Freiburg (KIS). Der Senat der Leibniz-Gemeinschaft empfahl bei seiner Sitzung am 9. Juli in Berlin in allen Fällen, die gemein¬same Förderung durch Bund und Länder fortzuführen.

10.07.2008 · Pressemeldung · Leibniz-Gemeinschaft - Evaluierung

Die Deutsche Forschungsanstalt für Lebensmittelchemie (DFA) in Garching ist laut Senat eine in der Lebensmittelchemie bundesweit einzigartige Forschungseinrichtung. Die Wissen­schaftler erbrächten überwiegend sehr gute, teilweise auch exzellente wissenschaftliche Leis­tungen, die als international wettbewerbsfähig eingeschätzt würden. Besonders hebt der Senat die grundlagenorientierten Arbeiten zur Zöliakieforschung vor, einer Stoffwechselkrankheit, die neben Diabetes mit am häufigsten im europäischen Raum vorkommt. Diese Arbeiten sollten nach Ansicht des Senats weiter gestärkt werden. Im Bereich der anwendungsorientierten For­schung liege die Erarbeitung der bundesweit zentralen Quelle zu Nährwertgehalten von Le­bensmitteln. Die Forschungsergebnisse würden überwiegend in internationalen  Fachzeitschrif­ten veröffentlicht, und die Höhe der eingeworbenen Drittmittel sei vor allem in Bezug auf die anwendungsorientierte Forschung bemerkenswert hoch. Zur weiteren Verbesserung der Insti­tutsarbeit empfiehlt der Senat der DFA, mehr Drittmittel für die Grundlagenforschung einzuwer­ben. Mit Blick auf die Institutsleitung ist der Senat der Ansicht, dass diese im Hauptamt wahrge­nommen werden sollte und dazu zukünftig gemeinsame Berufungen vorzugsweise mit der TU München vorgenommen werden sollten.

Die Akademie für Raumforschung und Landesplanung (ARL) in Hannover ist gemäß Se­natsurteil das zentrale Netzwerk der mit raumbezogenen Themen beschäftigten Disziplinen im deutschen Sprachraum. Die Mitglieder seien Wissenschaftler und Praktiker, die sich ehrenamt­lich für die Akademie einsetzten. Die wesentliche Aufgabe der Akademie bestehe darin, in Ar­beitskreisen wissenschaftliche Fragestellungen interdisziplinär zu bearbeiten und die Ergebnis­se in eigenen Reihen, Zeitschriften und wissenschaftlichen Standardwerken zu publizieren. Daneben organisiere die Akademie den Austausch zwischen Wissenschaftlern und Praktikern in Politik und Verwaltung. Die Arbeitsergebnisse umfassten neben wissenschaftlichen Publika­tionen auch Analysen und Handlungsempfehlungen zu praxisrelevanten raumordnungspoliti­schen Fragen. Der Senat ist der Ansicht, dass die Akademie ihren wissenschaftlichen und poli­tikberatenden Service-Aufgaben überzeugend nachkommt und sowohl in den raumwissen­schaftlichen Disziplinen als auch in der Praxis ein hohes Renommee genießt. Für die nächsten Jahre empfiehlt der Senat der Akademie, sich wissenschaftlich weiter zu profilieren und die zur Bearbeitung ausgewählten Themen stärker zu fokussieren sowie dabei mehr Fragen aufzugrei­fen, die an europäische Forschungs-und Raumplanungsdiskussionen anschließen. Weitere Anregungen beziehen sich u. a. auf die Veränderung in der Mitgliedschaftsstruktur, auf die Ein­richtung eines Nutzerbeirats oder auf die Zusammenarbeit mit der Leibniz-Universität Hanno­ver.

Das Forschungsinstitut für die Biologie landwirtschaftlicher Nutztiere (FBN) in Dummers­torf erbringt nach dem Votum des Senats sehr gute und teilweise exzellente Forschungsleistun­gen zur Biologie landwirtschaftlicher Nutztiere. Zum Beispiel genieße das FBN bei der Lautana­lyse von Nutztieren ein weltweit herausragendes Renommee. Das Institut verfolge ein aktuelles und anspruchsvolles Programm. Nach Auffassung des Senats hat sich das FBN mit seiner sehr guten Infrastruktur zu einem attraktiven Forschungsstandort entwickelt, der das Potenzial hat, zu einem internationalen Spitzenstandort in der Nutztierforschung zu werden. Mit dem Tiertech­nikum, das dem FBN zur Verfügung steht, solle es vermehrt Arbeitsschwerpunkte in der Tier­zucht und in tierhaltungsrelevanten Fragen setzen, um auf diese Weise verstärkt international kompetitive und innovative Forschungsarbeiten durchzuführen. Als besonderes erwähnenswert schätzt der Senat die interdisziplinäre Arbeitsweise am Institut ein, welche durch eine Matrix­struktur erfolgreich unterstützt wird. Das Gremium sieht in einer verbesserten Kooperation mit der benachbarten Universität Rostock eine weitere Möglichkeit für das FBN, sich intensiv zu vernetzen und Synergieeffekte zu erzielen.

Der Senat bestätigt dem Institut für Gemüse-und Zierpflanzenbau (IGZ) mit seinen Standor­ten in Großbeeren und Erfurt, gute bis sehr gute wissenschaftliche Forschungsergebnisse zu den Grundlagen für eine ökologisch sinnvolle und wirtschaftliche Erzeugung von Gartenbaupro­dukten. Alleinstellungsmerkmale des IGZ seien sowohl das breite Themenspektrum als auch die gelungene Balance zwischen Grundlagenforschung und angewandter, praxisorientierter Forschung im Gartenbau. Im deutschlandweiten Vergleich nimmt das IGZ auf dem Gebiet des Gartenbaus eine Spitzenstellung ein, erklärt der Senat weiter. Dazu hätten insbesondere die Mykorrhiza-Forschung und die Entwicklung von Düngestrategie-Modellen beigetragen. Die am IGZ gewählte Matrixstruktur wirke sich positiv auf die institutsinterne wissenschaftliche Zusam­menarbeit aus. Verbesserungspotenzial sieht der Senat insbesondere bei der internationalen Sichtbarkeit des Instituts. Dazu empfiehlt er dem IGZ, institutionalisierte Kooperationsbeziehun­gen zu ausgewählten, wissenschaftlich ausgewiesenen ausländischen Partnern und eine Betei­ligung sowie auch Leitfunktionen in EU-Projekten anzustreben. Auch national sollte das IGZ seine Kooperationen mit ausgewiesenen Hochschulen verstärken.

Das Leibniz-Institut für Oberflächenmodifizierung (IOM) in Leipzig betreibt anwendungs­orientierte Grundlagenforschung und verfahrenstechnische Entwicklungen auf dem Gebiet der nichtthermischen Stoffumwandlung an Oberflächen und dünnen Schichten. Der Senat würdigt die wissenschaftlichen Leistungen des IOM als gut bis sehr gut und teilweise als exzellent. Die Stellung des IOM im nationalen und internationalen Umfeld sei sehr gut, was vor allem die Ver­öffentlichungen in international angesehenen Fachzeitschriften, die Drittmitteleinwerbungen und die Patentanmeldungen dokumentierten. Die hohe Anzahl an erfolgreichen Ausgründungen spiegelt nach Meinung des Senats insbesondere die hohe anwendungsorientierte Kompetenz des IOM wider. Das IOM kooperiere u. a. hervorragend mit der Universität Leipzig, mit der ge­meinsam im Rahmen der Exzellenzinitiative Mittel für eine Graduiertenschule eingeworben worden seien. Das Institut sei zudem ein außerordentlich geschätzter Partner für die Industrie. Ziel des IOM muss laut Senat sein, seine Forschungsstrategie weiterzuentwickeln und vermehrt Anstrengungen bei den lebenswissenschaftlichen Arbeiten zu unternehmen, so etwa bei der Verknüpfung der Grundlagenarbeiten mit klinischen Anwendungen in der Regenerativen Medi­zin. Zur Stärkung der wissenschaftlichen Leistungsfähigkeit empfiehlt der Senat den Zuwen­dungsgebern, die Haushaltsführung zu flexibilisieren und die Personalausstattung im wissen­schaftlichen Bereich zu verbessern. Die Zuwendungsgeber werden vom Senat zudem aufge­fordert, die beengte Raumsituation zu verbessern.

Das German Institute for Global and Area Studies / Leibniz-Institut für Globale und Regionale Studien (GIGA) in Hamburg erbringt gemäß Urteil des Senats teilweise her­vorragende und überwiegend gute bis sehr gute Leistungen in der Regionalforschung, im wissenschaftlichen Service und in der Politikberatung. Das Institut sei für die Regionalfor­schung in Deutschland sowie für die Außen-, Entwicklungs-und Wirtschaftspolitik ein zentra­ler Ansprechpartner. Die Auflagen der letzten Evaluierung habe das GIGA weitestgehend umgesetzt, wobei der Senat dabei berücksichtigt, dass die Institutsentwicklung unter schwie­rigen strukturellen Rahmenbedingungen stattfindet. Das GIGA habe gleichwohl die empfoh­lene strukturelle Reorganisation erfolgreich durchgeführt; auch die inhaltliche Neuorientie­rung sei überzeugend in Gang gesetzt worden. Das GIGA hat sich damit erfolgreich von ei­nem vorwiegend anwendungs-und politikorientiert arbeitenden Institut zu einem wissen­schaftlichen Forschungsinstitut entwickelt und sein wesentliches Alleinstellungsmerkmal, die erfolgreiche Verbindung von regionaler Expertise mit überregional vergleichenden und trans­regionalen Forschungsperspektiven, ausgeprägt. Der Senat spricht sich dafür aus, dass das GIGA den eingeschlagenen Weg konsequent weiterverfolgt mit dem Ziel, ein international sichtbares und führendes Zentrum der Regionalforschung zu werden. Dazu sollte es vor al­lem Leitfunktionen in internationalen Netzwerken einnehmen, die internationalen Kooperati­onsbeziehungen intensivieren sowie die Anzahl an Publikationen in internationalen referier­ten Zeitschriften steigern.

Der Senat beurteilt die wissenschaftlichen Leistungen des Leibniz-Instituts für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie – Hans-Knöll-Institut (HKI) in Jena als sehr gut, teilwei­se exzellent und international konkurrenzfähig. Das HKI beschäftigt sich mit naturstoffgetriebe­ner Wirkstoff-Forschung und untersucht die Funktion von Naturstoffen als Mediatoren der biolo­gischen Kommunikation. Der Senat ist vom Gesamtkonzept des Instituts in hohem Maße über­zeugt. Insbesondere habe sich das Biotechnikum als mittlerweile eigenständige wissenschaftli­che Forschungseinheit sehr gut entwickelt. Die hohe Leistungsfähigkeit des Instituts dokumen­tiere sich u. a. in den beachtlichen Publikationserfolgen in internationalen Zeitschriften. Als eine Grundlage für den Erfolg des Instituts identifiziert der Senat die hervorragende fachübergreifen­de Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Arbeits-und Nachwuchsgruppen. Das HKI sei für den wissenschaftlichen Nachwuchs, insbesondere durch die Etablierung von zwei Gra­duiertenschulen, hoch attraktiv. Für die weitere wissenschaftliche Entwicklung einiger Arbeitsbe­reiche bietet sich aus Sicht des Senats eine stärkere Kooperation mit Kliniken bzw. auch mit der Industrie an. Geradezu als essenziell betrachtet das Gremium die Verbesserung der beengten Raumsituation und unterstützt daher mit Nachdruck den Antrag des HKI auf einen Erweite­rungsbau, mit dem eine angemessene Unterbringung des HKI möglich würde.

Der Senat würdigt das Leibniz-Institut für Festkörper-und Werkstoffforschung Dresden (IFW) als ein international hoch anerkanntes und durch sehr gute und exzellente wissenschaftli­che Leistungen profiliertes Zentrum der Materialwissenschaft. Beeindruckend sei, wie es dem IFW Dresden gelinge, Materialforschung zu betreiben, die in überzeugender Weise Grundla­genforschung mit Anwendungsnähe sowie experimentelle und theoretische Arbeiten verbinde. Das Institut habe eine sehr überzeugende Publikationsleistung erreicht. Weiterhin hebt der Se­nat die intensive Kooperation mit Universitäten sowie die hervorragende Förderung des wissen­schaftlichen Nachwuchses hervor. Auch die Institutsleitung und der Wissenschaftliche Beirat erfüllten ihre Funktionen überzeugend. Um die wissenschaftliche Leistungsfähigkeit des IFW Dresden weiter zu stärken, empfiehlt der Senat den Zuwendungsgebern nachdrücklich, den Haushalt so weit wie möglich in Bezug auf den Stellenplan sowie auf eine überjährige Nutzung der Mittel zu flexibilisieren und die Mitarbeiter nach einem einheitlichen Tarifvertrag zu beschäf­tigen.

Das Astrophysikalische Institut Potsdam (AIP) beschäftigt sich erfolgreich mit grundlagen­orientierten Forschungsfragen auf dem Gebiet der Astrophysik und entwickelt ebenso erfolg­reich ein entsprechendes Forschungsinstrumentarium. Die wissenschaftlichen Leistungen wer­den vom Senat als überwiegend sehr gut bis exzellent und als weltweit führend beurteilt. Es gelinge dem AIP, ein breites thematisches Spektrum zur stellaren und interstellaren Plasma­physik sowie zur kosmologischen Evolution umfassend zu bearbeiten. Auch methodisch sei die Vielfalt der sich ergänzenden physikalischen, mathematischen und numerischen Ansätze be­eindruckend. Die Leistungen des AIP spiegelten sich in der sehr guten Qualität der Publikatio­nen und einer sehr hohen Drittmitteleinwerbung des Instituts wider. Das AIP pflege sehr gute Kooperationsbeziehungen. Dabei verdiene in den Augen des Senats auch der vom Institut ini­tiierte Wissens-und Technologietransfer mit verschiedenen Industriepartnern in der Region Berlin-Brandenburg besondere Anerkennung. Der Senat begrüßt den geplanten Bau eines zu­sätzlichen Institutsgebäudes für Technologieentwicklung und -transfer und sieht es als dringlich an, dass die Zuwendungsgeber möglichst bald die Flexibilisierung in der Haushaltsbewirtschaf­tung umsetzen.

Das Institut für innovative Mikroelektronik (IHP) in Frankfurt/Oder betreibt Forschungs-und Entwicklungsarbeiten zu Halbleiterbauelementen für die Breitband-und die drahtlose Kommu­nikation. Seit seiner Neupositionierung im Jahr 2003, nachdem das „Communicant“-Projekt am Standort Frankfurt/Oder aufgegeben wurde, habe sich das IHP ausgezeichnet entwickelt. Dem Institut sei es gelungen, sich als nationales sowie zunehmend auch als internationales Kompe­tenzzentrum für Silizium-Germanium-Technologien zu etablieren. Die wissenschaftlichen Leis­tungen werden vom Senat als sehr gut und teilweise exzellent beurteilt. Hervorzuheben sei, dass das Institut einen vertikalen Forschungsansatz, beginnend mit grundlagenorientierter Ma­terialforschung bis hin zur Erstellung von Bauelementprototypen im eigenen Reinraum, verfol­ge. Ebenso bedeutsam für den wissenschaftlichen Erfolg sei die hervorragende apparative Ausstattung des IHP, die mit der Qualität von industriellen Anlagen vergleichbar sei. Diese Aus­stattung sei im Wesentlichen auf die beachtliche Zusatzförderung durch Fördermittel des Euro­päischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) zurückzuführen. Die Leistungsfähigkeit des IHP zeige sich u. a. in exzellenten Beiträgen auf den weltweit führenden Fachkonferenzen. Das IHP übt laut Senat eine wichtige Brückenfunktion zwischen den Hochschulen und der Industrie aus, was sich in einer intensiven und erfolgreichen Zusammenarbeit mit zahlreichen Partnern aus diesen Bereichen, so etwa in Form von „Joint Labs“, zeige.

Als gut bis sehr gut beurteilt der Senat die Qualität der wissenschaftlichen Leistungen, die das Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Mittel-und Osteuropa (IAMO) in Halle/Saale in der agrar-und ernährungswirtschaftlichen Forschung sowie in der Forschung zur ländlichen Ent­wicklung in Transformationsländern in Mittel-und Osteuropa erbringt. Als exzellenten For­schungsbeitrag sieht der Senat die agentenbasierten Modellierungsansätze an. Besonders er­wähnenswert sind nach Ansicht des Senats die Transferleistungen, die das IAMO im Rahmen der Weiterbildung von Wissenschaftlern und Entscheidungsträgern aus den Transformations­ländern oder in Form der Beratung von Vertretern aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft erbrin­ge. Das IAMO sei ein zentraler Ansprechpartner sowohl für die agrarökonomische Fachwissen­schaft als auch für vielfältige außerwissenschaftliche Adressatenkreise. Daher kommt dem IAMO nach Auffassung des Senats in der nationalen Agrarforschung eine strukturbildende Funktion zu. Das gelte insbesondere auch für den Institutsstandort Halle/Saale, den bereits der Wissenschaftsrat 2006 in seinen Empfehlungen zur Entwicklung der Agrarwissenschaften in Deutschland als außergewöhnlich stark bewertet habe. Damit Halle sein vorhandenes Potenzial in den Agrarwissenschaften ausschöpfen kann, empfiehlt der Senat nachdrücklich, die Zusam­menarbeit zwischen IAMO und der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg deutlich voran­zutreiben.

Das Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (IfT) in Leipzig forscht zu Aerosolen und Wolken in der Troposphäre. Es befasst sich dabei mit den Veränderungen von Aerosolpartikeln aufgrund der wachsenden Feinstaubexposition in urbanen Ballungsräumen. Nach Einschätzung des Senats erbringt das IfT überwiegend sehr gute und in einigen Bereichen exzellente wissen­schaftliche Leistungen. Als im internationalen Vergleich einzigartig schätzen die Gutachter die experimentellen Anlagen zur Aerosol-und Wolkenphysik ein. Die Basis des wissenschaftlichen Erfolges bilde ein breiter methodischer Forschungsansatz, der Langzeitmessungen, Feldmess­kampagnen, Laboruntersuchungen und Modellaktivitäten umfasse. Die Leistungen des IfT spiegelten sich in der sehr guten Qualität der Publikationen sowie in der sehr erfolgreichen Drittmitteleinwerbung wider. Das Institut kooperiere erfolgreich mit zahlreichen universitären und außeruniversitären Partnern, sei sehr gut in Netzwerke eingebunden und betreue äußerst en­gagiert den wissenschaftlichen Nachwuchs, auch in Form einer hohen Anzahl an Lehrveranstal­tungen, die Wissenschaftler des IfT z. B. an der Universität Leipzig anböten. Um die wissen­schaftliche Leistungen des IfT weiterhin zu stärken, planen die Zuwendungsgeber, den gegen­wärtig bestehenden Mangel an Büro-und Laborräumen bis 2010 zu beheben, was der Senat begrüßt.

Das Leibniz-Institut für Sonnenphysik (KIS) in Freiburg betreibt Grundlagenfor­schung in der Astronomie und Astrophysik und konzentriert sich dabei besonders auf die Sonnenphysik. Dabei nutzt das Institut sowohl experimentelle als auch theoretische Metho­den. Der Senat schätzt das KIS als eine international führende Einrichtung auf dem Gebiet der erdgebundenen Sonnenbeobachtung ein, insbesondere aufgrund seiner Entwicklungen von Beobachtungsinstrumenten. Auch mit ihren numerischen Simulationen zählen die Wis­senschaftler des KIS zu den weltweit führenden Gruppen. Die internationale Sichtbarkeit des KIS sei vor allem aufgrund des Betriebs der Sonnenobservatorien auf Teneriffa sehr gut und werde nach der Inbetriebnahme des Sonnenteleskops GREGOR noch weiter steigen, da das Institut dann über das weltweit leistungsfähigste bodengebundene Sonnenteleskop verfüge. Die vom Senat als sehr gut, teilweise exzellent beurteilten Forschungsergebnisse würden in international angesehenen Fachzeitschriften veröffentlicht. Das KIS kooperiert mit der be­nachbarten Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und sei darüber hinaus in eine Reihe interna­tionaler Projekte eingebunden. Auch die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses ist vorbildlich. Als besonders bemerkenswert hebt der Senat die Betreuung von Lehramtskandi­daten hervor. Hinsichtlich der ebenfalls in Deutschland mit Sonnenphysik beschäftigten For­schungsinstitute, wie dem Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung in Katlenburg-Lindau (MPS) und dem Astrophysikalischen Institut Potsdam (AIP), schätzt der Senat ein, dass die thematische Abgrenzung durch das KIS sinnvoll gewählt worden sei.

Der Senat der Leibniz-Gemeinschaft evaluiert in einem Zeitraum von maximal sieben Jahren die Einrichtungen der Leibniz-Gemeinschaft. Auf der Grundlage der Senatsstellungnahmen überprüfen Bund und Länder in der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK), ob die Voraussetzungen für die gemeinschaftliche Förderung der Leibniz-Einrichtungen weiterhin ge­geben sind. Der Senat ist extern besetzt, das Evaluierungsverfahren strikt unabhängig. Zur Durchführung der Evaluierungen hat der Leibniz-Senat den Senatsausschuss Evaluierung (SAE) eingesetzt. Zur Evaluierung der einzelnen Institute bildet der SAE Bewertungsgruppen, die aus international renommierten und unabhängigen Wissenschaftlern zusammengesetzt sind. Die Bewertungsgruppen besuchen die Institute und bilden sich anschließend auf der Grundlage von Textmaterialien, Institutsdaten sowie Interviews und Diskussionen mit den Insti­tutswissenschaftlern eine Meinung über die wissenschaftliche Qualität und Bedeutung der Ein­richtung.

Die Stellungnahmen des Senats finden Sie im Wortlaut hier.