Leibniz-Senat verabschiedet Förderempfehlungen zu Leibniz-Einrichtungen in Wadern und Hamburg

Der Senat empfiehlt die weitere Förderung des Schloss Dagstuhl - Leibniz-Zentrum für Informatik (LZI) und des Heinrich-Pette-Institut für Experimentelle Virologie und Immunologie an der Universität Hamburg (HPI). Beiden Instituten bescheinigt er überregionale Bedeutung und stellt fest, dass Bund und Länder ein gesamtstaatliches wissenschaftspolitisches Interesse an der Arbeit der Einrichtungen haben.

18.03.2010 · Pressemeldung · Leibniz-Gemeinschaft - Evaluierung

Mit herausragendem Erfolg kommt „Schloss Dagstuhl“, das Leibniz-Zentrum für Informatik (LZI) in Wadern im Saarland, seinen Aufgaben nach. Diese positive Beurteilung hält der Senat der Leibniz-Gemeinschaft in seiner heute veröffentlichten Stellungnahme zum Zentrum fest und empfiehlt daher Bund und Ländern, die gemeinsame Förderung fortzuführen.

Das Zentrum bietet Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus aller Welt an, im Rahmen verschiedener Förderprogramme Workshops und Gastaufenthalte auf Schloss Dagstuhl zu beantragen. Die Leitung und das Wissenschaftliche Direktorium wählen aus den Bewerbungen die besten Anträge aus. Leitung und Mitarbeiter des Zentrums unterstützen die Organisa-toren der ausgewählten Veranstaltungen dann intensiv bei der Gestaltung und Durchführung eines Workshops.

Der Senat hebt hervor, dass es dem nach dem Vorbild des Mathematischen Forschungsinstituts Oberwolfach 1990 gegründeten Zentrum gelingt, ein anspruchsvolles, aktuelles und qualitätsgesichertes Seminarprogramm für die internationale wissenschaftliche Informatik-Fachwelt anzubieten. Im Rahmen der verschiedenen Programme findet eine sehr effektive Nachwuchsförderung durch das Zentrum statt. Die Bemühungen zur Steigerung des Frauenanteils unter den Teilnehmenden werden vom Senat sehr begrüßt. Angesichts der nach wie vor zunehmenden Bedeutung der Informatik für Wissenschaft und Gesellschaft wird das Zentrum ermutigt, im Rahmen seiner schon jetzt erfolgreichen Bemühungen um die fachübergreifende Zusammenarbeit noch stärker auf die Nachfragen und Bedürfnisse anderer Wissenschaften nach Informatik-Lösungen einzugehen.

Das Heinrich-Pette-Institut für Experimentelle Virologie und Immunologie an der Universität Hamburg (HPI) ist die einzige nicht universitäre Einrichtung in Deutschland, die sich auf die Virusforschung konzentriert. Der Senat bescheinigt den verschiedenen Abteilungen und Gruppen am Institut sehr gute, zum Teil hervorragende wissenschaftliche Arbeit. Die Empfehlung der vergangenen Evaluierung zur Profilbildung setzte das HPI um, indem es die Virologie stärkte. Der Senat anerkennt, dass diese Entscheidung im Grundsatz ermöglicht, die internationale Sichtbarkeit des Instituts zu erhöhen. Im Zentrum der experimentellen Grundlagenforschung des Instituts stehen, so erläutert der Senat, die Biologie humaner Virusarten (u. a. Hepatitis, Herpes, Leukämie, HIV), die Pathogenese der Viruserkrankungen und die damit zusammenhängenden Abwehrreaktionen des Organismus.

Der Senat der Leibniz-Gemeinschaft empfiehlt in seiner Stellungnahme Bund und Ländern, die gemeinsame Förderung fortzuführen. Gleichzeitig schlägt der Senat vor, die nächste Evaluierung nicht erst dem regulären Turnus entsprechend in sieben, sondern bereits in vier Jahren vorzusehen. Denn es fehle ein klares und von allen Verantwortlichen gemeinsam getragenes mittelfristiges Forschungsleitbild, so der Senat. Ferner mangele es an einer kohärenten Führung des Instituts, die Leitungs- und Gremienstrukturen müssten reformiert werden. Der Senat sieht auch Verbesserungsbedarf bei der Förderung von Doktorandinnen und Doktoranden und in Bezug auf die Konkretisierung institutioneller Kooperationen. Das HPI bleibt außerdem aufgefordert, den Anteil der Drittmittel an seinem Budget zu erhöhen.

Der Senat begrüßt es, dass Leitung und Gremien des HPI bereits begonnen haben, sich mit den Empfehlungen der unabhängigen Begutachtung auseinanderzusetzen und Veränderungen zügig vorantreiben möchten. In vier Jahren, so der Senat, sollen die Umsetzung der Empfehlungen und das HPI insgesamt erneut bewertet werden.

Die Stellungnahme des Senats finden Sie im Wortlaut hier.

Hintergrund

Der Senat der Leibniz-Gemeinschaft evaluiert in einem Zeitraum von maximal sieben Jahren die Einrichtungen der Leibniz-Gemeinschaft. Auf der Grundlage der Senatsstellungnahmen überprüfen Bund und Länder in der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK), ob die Voraussetzungen für die gemeinschaftliche Förderung der Leibniz-Einrichtungen weiterhin gegeben sind. Der Senat ist extern besetzt, das Evaluierungsverfahren strikt unabhängig. Zur Durchführung der Evaluierungen hat der Leibniz-Senat den Senatsausschuss Evaluierung (SAE) eingesetzt. Zur Evaluierung der einzelnen Institute bildet der SAE Bewertungsgruppen, die aus international renommierten und un-abhängigen Wissenschaftlern zusammengesetzt sind. Die Bewertungsgruppen besuchen die Institu-te und bilden sich anschließend auf der Grundlage von Textmaterialien, Institutsdaten sowie Inter-views und Diskussionen mit den Institutswissenschaftlern eine Meinung über die wissenschaftliche Qualität und Bedeutung der Einrichtung.