Leibniz-Senat verabschiedet positive Förderempfehlungen zu sechs Leibniz-Einrichtungen in Warnemünde, Frankfurt a.M., Berlin, Tübingen und Kiel

Der Senat der Leibniz-Gemeinschaft hat auf seiner Sitzung am 23. November 2006 in Berlin die weitere Förderung des Leibniz-Instituts für Ostseeforschung Warnemünde (IOW), des Forschungsinstituts und Naturmuseums Senckenberg (FIS) in Frankfurt a.M., des Instituts für Wissensmedien (IWM) in Tübingen, des Max-Born-Instituts für Nichtlineare Optik und Kurzzeitspektroskopie (MBI) in Berlin, des Forschungszentrums Borstel – Leibniz-Zentrum für Medizin und Biowissenschaften (FZB) sowie des Leibniz-Instituts für Meereswissenschaften an der Universität Kiel (IFM-GEOMAR) empfohlen. Allen sechs Leibniz-Einrichtungen bescheinigt er überregionale Bedeutung und stellt fest, dass Bund und Länder ein gesamtstaatliches wissenschafts¬politisches Interesse an der Arbeit der Einrichtungen haben. Der Senat empfiehlt Bund und Ländern, diese Einrichtungen für die nächsten sieben Jahre weiter gemeinsam zu fördern.

24.11.2006 · Pressemeldung · Leibniz-Gemeinschaft - Evaluierung

Das Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW) erforscht die Verknüpfungen und Interaktionen zwischen Küstenmeer, Landzone und Atmosphäre im baltischen Raum. Eine Stärke des IOW liegt nach Auffassung des Senats in seinem interdisziplinären For­schungsansatz, der physikalische und biologische Ozeanographie, Meereschemie und Mari­ne Geologie umfasst. Ein Alleinstellungsmerkmal sieht der Senat in dem einzigartigen Be­obachtungssystem und den bedeutsamen Datenbeständen, die für die Erforschung der Ver­änderlichkeit mariner Ökosysteme eine entscheidende Grundlage bilden. Auf diese Weise leiste das IOW erhebliche Beiträge zu nationalen und internationalen marinen Beobach­tungsprogrammen und ergänze damit auch die meereskundliche Forschung an den Universi­täten. Das Institut erbringt laut Senat gute, in Teilen sehr gute Forschungsleistungen. Diese hätten aber bisher nicht zu einer internationalen Standards entsprechenden Zahl an Veröf­fentlichungen in begutachteten Zeitschriften geführt, so dass das IOW international nicht angemessen wahrgenommen werde. Daher soll das Institut dem Senat in drei Jahren über Fortschritte bei seinen Publikationsaktivitäten und bei der Einführung eines Qualitätsmana­gements berichten.

Das Forschungsinstitut und Naturmuseum Senckenberg (FIS) der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft Frankfurt a.M. ist laut Urteil des Senats eine national und international herausragende Einrichtung der Biodiversitätsforschung, die mit ihrer fachlichen Breite in marinen, limnischen und terrestrischen Lebensräumen verschiedenster Klimaregio­nen eine einmalige Position habe. Das FIS leiste einen erheblichen Beitrag dazu, das For­schungsgebiet Taxonomie in Deutschland auf einem hohen Qualitätsstandard zu halten. Es steuere damit erfolgreich der Tendenz zum Abbau dieser für die Biodiversitätsforschung un­verzichtbaren Fachrichtung an Universitäten entgegen. Das FIS erbringt nach Meinung des Senats in weiten Bereichen sehr gute bis exzellente wissenschaftliche Leistungen; in man­chen Bereichen wird allerdings noch Verbesserungsbedarf gesehen. Die Publikationsleistung des FIS wird als beachtlich bezeichnet, wenngleich der Anteil an Veröffentlichungen in her­ausragenden internationalen Zeitschriften als relativ gering bewertet wird. 

Das FIS plant die Eingliederung der Staatlichen Naturhistorischen Sammlungen Dresden (SNSD) und des Staatlichen Museums für Naturkunde Görlitz (SMNG) sowie des Deutschen Entomologischen Instituts (DEI). Nach Auffassung des Senats ist die wissenschaftliche Qua­lität der an den SNSD und am SMNG durchgeführten Arbeiten im nationalen wie im interna­tionalen Vergleich sehr hoch und erfüllt damit die Voraussetzungen für die Integration in eine Einrichtung der Leibniz-Gemeinschaft. Beide Einrichtungen sollten aber in Zukunft die Höhe der wettbewerblich eingeworbenen Drittmittel steigern und versuchen, verstärkt in begutach­teten englischsprachigen Zeitschriften zu publizieren. Zur wissenschaftlichen Leistungsfähig­keit des derzeit im Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) in Müncheberg angesiedelten DEI hat der Senat bereits im Rahmen der Evaluierung des ZALF positiv Stel­lung genommen. Da die wissenschaftlichen Verbindungen zwischen dem DEI und den ande­ren ZALF-Instituten gering sind, empfahl der Senat, eine Integration des DEI in eine andere Einrichtung mit stärkeren fachlichen Bezügen zu prüfen. Er ist nun zu der Auffassung ge­langt, dass das FIS für eine Eingliederung des DEI hervorragend geeignet ist. Er empfiehlt daher Bund und Ländern, die SNSD, das SMNG und das DEI in das FIS zu integrieren. Dies werde die Grundlage bilden, um das FIS zu einem gleichwertigen Partner der großen natur­kundlichen Nationalmuseen in London und Paris zu machen.

Das Institut für Wissensmedien (IWM) in Tübingen ist aus der Abteilung „Angewandte Ko­gnitionswissenschaften“ des Deutschen Instituts für Fernstudienforschung (DIFF) hervorge­gangen, das vom Wissenschaftsrat negativ evaluiert worden war und aus der Gemein­schaftsförderung ausschied. Das IWM hat sich nach dem Urteil des Senats seit seiner Grün­dung im Jahre 2001 zu einem renommierten Forschungsinstitut von internationalem Rang im Bereich der medienbezogenen Lehr-Lernforschung entwickelt. Sein Auftrag lautet, Prozesse des individuellen Wissenserwerbs in multimedialen Lernumgebungen und des kooperativen Wissenserwerbs in netzbasierten Lernumgebungen zu erforschen und zu fördern. Die wis­senschaftliche Qualität der Forschungsprojekte wird sowohl in theoretischer als auch in me­thodischer Hinsicht als sehr gut bewertet und erreiche in einigen Bereichen internationales Spitzenniveau. Das IWM kann eine große Anzahl von Publikationen in hochrangigen begut­achteten Zeitschriften vorweisen, wobei das Potenzial für den Senat noch nicht als ausge­schöpft erscheint. Die Aktivitäten der Wissenschaftler seien deutlich erkennbar in ein kohä­rentes Forschungsprogramm mit klaren Schwerpunkten eingebettet, das arbeitsteilig und koordiniert strukturiert ist. Das IWM ist laut Senat eine ausgesprochen produktive, innovative und professionell geführte Einrichtung. Verbesserungspotenzial wird bei der Einwerbung von EU-Mitteln gesehen.

Das Max-Born-Institut für Nichtlineare Optik und Kurzzeitspektroskopie (MBI) in Berlin ist laut Stellungnahme des Senats eines der weltweit führenden Institute auf dem Gebiet der nichtlinearen Optik und Kurzzeitdynamik bei der Wechselwirkung von Materie mit Laserlicht. Es erbringe sehr gute, in Teilen exzellente wissenschaftliche Leistungen. Außergewöhnlich sei die fachliche Breite der Forschungsaktivitäten, die von der Physik bis hin zur Biologie reiche. Die Zahl der Publikationen hat sich seit der letzten Evaluierung deutlich gesteigert; die herausragende wissenschaftliche Qualität der Arbeiten sieht der Senat durch Publikatio­nen in den führenden internationalen Zeitschriften belegt. Der instrumentelle Standard am MBI im Bereich der ultrakurzen und ultraintensiven Laser, die vom MBI selbst entwickelt werden, ist laut Senat in Deutschland einmalig; die Qualität vieler Instrumente sei derzeit weltweit unübertroffen. Fünfzehn Jahre nach der Gründung des Instituts hält der Senat aller­dings eine Erneuerung wichtiger Instrumente für erforderlich, damit das MBI auf dem sich schnell entwickelnden Feld der Kurzpuls-Physik kompetitiv bleiben kann. Verbesserungsbe­darf wird hinsichtlich der am Institut durchgeführten theoretischen Arbeiten gesehen, die noch nicht stark genug am MBI verankert und nicht hinreichend in das Forschungsprogramm integriert seien. Der Senat empfiehlt eine Erhöhung der Anzahl der Theoretiker und eine dauerhafte Integration der Theorie in die Forschungsstruktur des MBI.

Das Forschungszentrum Borstel – Leibniz-Zentrum für Medizin und Biowissenschaften (FZB) ist nach Auffassung des Senats ein national und international anerkanntes Zentrum für kausale Krankheitsforschung auf dem Gebiet der Pneumologie mit den Schwerpunkten Infekti­on, Allergie und Tumorbiologie, womit es sich einer der großen Herausforderungen der moder­nen Medizin widme. Zur Erfüllung seines Auftrags verfügt das FZB über eine integrierte Klinik. Das Zentrum nimmt laut Senat auch im internationalen Vergleich eine führende Stellung auf dem Gebiet der Pneumologie ein. In den letzten Jahren sei eine Qualität und Exzellenz im Zu­sammenspiel von Grundlagenforschung und Klinik erreicht worden, die in Deutschland beispiel­haft sei. Zur Erhaltung seines Profils soll das FZB auch zukünftig die Lunge in den Mittelpunkt seiner Arbeiten stellen. Die wissenschaftlichen Leistungen des Instituts sind nach Meinung des Senats sehr gut, in Teilen exzellent, ebenso wie die Serviceleistungen, die von seinem Nationa­len Referenzzentrum für Mykobakterien (NRZ) erbracht werden. Dies zeige sich u. a. in der kontinuierlichen, sehr guten Publikationsleistung in angesehenen begutachteten Zeitschriften sowie in der sehr hohen Einwerbungsquote von kompetitiv vergebenen Drittmitteln. Damit das FZB seinem hohen Anspruch zukünftig gerecht werden kann, ist es nach Meinung des Senats erforderlich, die apparative Ausstattung, die sich derzeit nicht mehr in allen Bereichen auf dem neuesten Stand befindet, zu verbessern; hierfür müssten dem FZB ausreichend Investitionsmit­tel zur Verfügung gestellt werden.

Das Leibniz-Institut für Meereswissenschaften an der Universität Kiel (IFM-GEOMAR) entstand durch eine Fusion der beiden ehemals eigenständigen Institute IfM und GEOMAR im Jahre 2004. Seitdem hat sich das Institut nach Auffassung des Senats in bemerkenswerter Wei­se positiv entwickelt. Innerhalb kurzer Zeit sei das IFM-GEOMAR nicht nur zu einem der füh­renden meereswissenschaftlichen Institute in Deutschland geworden, sondern es stehe auch auf gleichem Rang mit den führenden Einrichtungen in Europa und den USA. Seine wissen­schaftlichen Arbeiten seien sehr gut, in Teilen exzellent. Das IFM-GEOMAR führt Untersuchun­gen an physikalischen, chemischen, biologischen und geologischen Prozessen des Meeres und deren Interaktionen mit dem Meeresboden und der Atmosphäre durch. Neben der Bearbeitung des gesamten Spektrums der Meereswissenschaften sieht der Senat in der erfolgreichen Ver­flechtung der Bereiche Modellierung und Beobachtung ein weiteres herausgehobenes Merkmal des Instituts. Eine besondere Stärke des IFM-GEOMAR sei auch seine Expertise in der Ent­wicklung neuer Tiefsee-Ausrüstung wie komplexer Lander-Systeme. Hervorgehoben werden

u.a. die sehr erfolgreiche Einwerbung kompetitiv vergebener Drittmittel und die sehr gute Publi­kationstätigkeit in begutachteten Zeitschriften sowie die positive Beziehung zur Kieler Universi­tät, die sich u.a. in der Beteiligung an einem bewilligten Exzellenzcluster manifestiere. Ferner weist der Senat auf die besondere gesellschaftliche Relevanz der Forschungen zur verbesser­ten Vorhersage von Georisiken (u.a. Tsunamis) hin.

Die Stellungnahmen des Senats finden Sie im Wortlaut hier.            
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