Leibniz-Senat verabschiedet positive Förderempfehlungen zu vier Leibniz-Einrichtungen in Mainz, Bonn, Braunschweig und Göttingen

Der Senat der Leibniz-Gemeinschaft hat auf seiner Sitzung am 6. März 2007 in Berlin die weitere Förderung des Römisch-Germanischen Zentralmuseums (RGZM) in Mainz, des Zoologischen Forschungsmuseums Alexander Koenig (ZFMK) in Bonn, der Deutschen Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen (DSMZ) in Braunschweig und des Deutschen Primatenzentrums (DPZ) in Göttingen empfohlen. Allen vier Leibniz-Einrichtungen bescheinigt er überregionale Bedeutung und stellt fest, dass Bund und Länder ein gesamtstaatliches wissenschaftspolitisches Interesse an der Arbeit der Ein¬richtungen haben. Der Senat empfiehlt Bund und Ländern, diese Einrichtungen für die nächsten sieben Jahre weiter gemeinsam zu fördern.

07.03.2007 · Pressemeldung · Leibniz-Gemeinschaft - Evaluierung

Das Römisch-Germanische Zentralmuseum (RGZM) ist ein weltweit tätiges Forschungsinsti­tut für Archäologie, das nach dem Urteil des Senats größtenteils sehr gute, in Teilen exzellente Leistungen erbringt. Die Forschungsaktivitäten, deren Inhalte sich von der frühesten Mensch­heitsgeschichte bis ins Mittelalter erstrecken, seien von hoher Qualität und internationaler Be­deutung. Besonders hebt der Senat hervor, dass die Einrichtung im Bereich der Restaurierung archäologischer Bodenfunde Weltruf genießt, so dass dem RGZM zum Teil einzigartige Fundstücke höchsten Wertes zur umfassenden Analyse und Restaurierung anvertraut werden. Die laufenden Projekte greifen laut Senat aktuelle und zentrale Themen der prähistorischen Archäologie auf und untermauern den Status des RGZM als führende Forschungsinstitution. Zurzeit seien die Forschungsthemen allerdings noch nicht in allen Punkten kohärent aufeinan­der bezogen. Zur besseren Profilierung des RGZM sollen die Forschungsschwerpunkte daher künftig noch deutlicher herausgearbeitet werden. Ein Charakteristikum des RGZM ist die Ver­bindung zwischen Forschungsinstitut und musealer Tätigkeit, die eine Präsentation der Arbeits­ergebnisse in den Ausstellungen erlaubt, die an vier Standorten in Rheinland-Pfalz gezeigt wer­den. Unzufrieden ist der Senat mit der Dauerausstellung im Mainzer Haupthaus, die didaktisch besser aufbereitet und auf interessantere Art und Weise als bisher präsentiert werden müsse. Auch der Nachwuchsförderung soll das RGZM ein noch stärkeres Gewicht beimessen.

Das Zoologische Forschungsmuseum Alexander Koenig (ZFMK) ist laut Senat eine der führenden deutschen Einrichtungen auf dem Gebiet der sammlungsbasierten zoologischen Biodiversitätsforschung. Die Forschungsleistungen seien in weiten Bereichen sehr gut bis ex­zellent. In einigen Bereichen sieht der Senat allerdings noch Verbesserungsbedarf, insbesonde­re im Hinblick auf Publikationen und Drittmitteleinwerbung. Mit den Schwerpunkten Taxonomie, Phylogenie (Stammesgeschichte) und molekulare Systematik hat das ZFMK nach Meinung des Senats zukunftsweisende und wichtige Arbeitsfelder besetzt, die auch international wahrge­nommen würden. Die Integration molekulargenetischer Forschungsansätze in die klassischen Forschungsfelder des Museums sei dem ZFMK sehr gut gelungen, allerdings sei das gegen­wärtige Forschungsprofil mit seiner Ausrichtung auf terrestrische Biodiversität zu wenig spezi­fisch. In dem seit der letzten Begutachtung eingerichteten Molekularlabor, das beeindrucke Leistungen in Bezug auf Veröffentlichungen und Drittmitteleinwerbungen aufweist, sieht der Senat eine der wesentlichen Stärken der Einrichtung. Der Ausbau der Kapazitäten in diesem Bereich wird als notwendig für die strategische Weiterentwicklung des ZFMK erachtet, um die Einrichtung als Zentrum der molekularen Biodiversitätsforschung zu profilieren. Ein besonderes Merkmal des ZFMK sind die  umfangreichen und sehr gut betreuten Forschungssammlungen, wobei die Afrika-Sammlung als einzigartig hervorgehoben wird. Die Museumstätigkeit finde auf sehr hohem Niveau statt, die Einbeziehung der Öffentlichkeit, u.a. durch die neu gestaltete Dauerausstellung, gelinge dem ZFMK hervorragend. Wünschenswert seien zusätzliche Son­derausstellungen, in die die einzelnen Sektionen ihre Forschungsergebnisse einbringen kön­nen.

Die Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen (DSMZ) ist nach dem Votum des Senats eine national und international hoch anerkannte Serviceeinrichtung. Sie sammelt und charakterisiert biologisches Material, insbesondere Mikroorganismen, Zellkulturen und Pflanzenviren, und stellt dieses Material Wissenschaft und Industrie zur Verfügung. Ge­genüber vergleichbaren Sammlungen auch im internationalen Umfeld zeichnet sich die DSMZ durch ihre intensive und fachlich auf hohem Niveau angebotene Beratung und die schnelle und sorgfältige Lieferung des Materials aus. Es wird sehr begrüßt, dass die DSMZ mit der ISO-Zertifizierung einen wesentlichen Beitrag zur Sicherung des hohen Qualitätsstandards geleistet hat. Die an der DSMZ durchgeführten Forschungstätigkeiten ergänzen und befruchten laut Se­nat die Sammlungsaktivitäten. Sie werden als sehr gut, teilweise exzellent bewertet. In gewis­sen Bereichen wird noch Verbesserungspotential hinsichtlich der Publikationstätigkeit gesehen. Kritisiert wird der zu geringe Umfang der eingeworbenen Drittmittel; der Senat empfiehlt der DSMZ, zukünftig durch Entrichtung der DFG-Abgabe ihre Chancen im Wettbewerbsverfahren der DFG zu nutzen. Zudem wird bemängelt, dass die DSMZ die Expertise ihres Wissenschaftli­chen Beirats nicht ausreichend nachfragt und den Aufsichtsrat nicht hinreichend in strategische Entscheidungen einbindet. Im Gegenzug wird von beiden Gremien ein stärkeres Engagement erwartet. Angesichts der 2009 anstehenden Neubesetzung der Direktorenstelle hält es der Se­nat für dringend erforderlich, dass die DSMZ ein zukunftsorientiertes Gesamtkonzept entwickelt. Der Umfang des Servicebereichs soll so organisiert werden, dass auch weiterhin eine qualitativ hochwertige Forschungsarbeit möglich bleibt. Dazu bedürfe es u.a. transparenter Auswahlkrite­rien für die Aufnahme von Biomaterialien in die Sammlung und einer Marktanalyse für die von der DSMZ angebotenen Leistungen. Der Senat legt großen Wert darauf, dass die DSMZ den Leitungswechsel unverzüglich einleitet und die Position in gemeinsamer Berufung mit der TU Braunschweig besetzt. In das Berufungsverfahren soll das Präsidium der Leibniz-Gemeinschaft einbezogen werden. Der Aufsichtsrat wird gebeten, dem Senat nach einem Jahr über die Um­setzung der Empfehlungen zu berichten.

Das Deutsche Primatenzentrum (DPZ) hat die Aufgabe, als Serviceeinrichtung Primaten für die Versorgung anderer Forschungsinstitute zu züchten und zu halten sowie naturwissenschaft­liche und medizinische Forschung über Primaten zu betreiben. Diese Aufgabe erfüllt es nach dem Votum des Senats größtenteils sehr gut und in einigen Bereichen exzellent. Die am DPZ betriebene Primatenzucht und -haltung seien in Deutschland einmalig. Die beeindruckende Offenheit, mit der die Außenhaltung der Tiere am DPZ im Gegensatz zu anderen Primatenzent­ren in Europa betrieben wird, führt der Senat auf die sehr erfolgreiche Öffentlichkeitsarbeit zu­rück, die einen erheblichen Beitrag zur Akzeptanz der Primatenhaltung im lokalen Umfeld leiste. Die Tierhaltungseinrichtungen werden laut Senat nach der notwendigen Sanierung zu den mo­dernsten ihrer Art gehören; die erforderlichen Mittel dafür sollen unbedingt bereitgestellt werden. Dringlich sei auch die zahlenmäßige Verstärkung des Tierpflegepersonals. Um seine Service-aufgaben in einer auch im internationalen Vergleich hervorragenden Qualität leisten zu können, führt das DPZ Grundlagen- und angewandte Forschung in einer breiten Ausrichtung durch. Be­sonders hervorgehoben werden die exzellenten Stress-Forschungsarbeiten am Tupaia-Tiermodell (Spitzhörnchen), die ein Alleinstellungsmerkmal des DPZ darstellten. Die drei Freilandstationen in Indonesien, auf Madagaskar und in Peru bieten nach Meinung des Senats neben ihren Servicetätigkeiten weltweit einmalige Forschungsmöglichkeiten und tragen zur internationalen Sichtbarkeit des DPZ bei. Zur Schärfung seines Profils soll das DPZ in ei­nem Positionspapier seine Aufgaben in den Service- und Forschungsbereichen deutlich diffe­renzieren und transparent darstellen.

Die Stellungnahmen des Senats finden Sie im Wortlaut hier.