Unverschlüsselte Botschaften - Ausstellungsschiff geht mit Leibniz-Exponaten vier Monate auf Deutschlandfahrt

Nach der Schiffstaufe der MS Wissenschaft durch Bundesforschungsministerin Dr. Annette Schavan in Hamburg am heutigen Montag ist das Ausstellungschiff von „Wissenschaft im Dialog“ wieder auf Deutschlands Wasserstraßen unterwegs. Das schwimmende Science Center der außeruniversitären Forschungsorganisationen trägt anlässlich des Jahrs der Geisteswissenschaften 31 Exponate zum Thema „Sprache und Kommunikation“. Mehrere Exponate von Leibniz-Einrichtungen sind Teil der wertvollen Fracht.

04.06.2007 · Pressemeldung · Leibniz-Gemeinschaft

Bonn/Berlin – Die Ausstellung „Sprache ist mehr als Worte“ an Bord richtet sich an die breite Öffentlichkeit und tourt ab sofort von Hamburg über weitere 33 Städte bis Ende Oktober 2007 bis nach Passau. Interaktive Exponate zum Staunen, Anfassen und Mitdenken machen die Sonderausstellung auch für Schüler und ihre Lehrer interessant. Ein Highlight unter den insgesamt 31 Exponaten ist die Chiffriermaschine Enigma, eine Leihgabe des zur Leibniz-Gemeinschaft gehörigen Deutschen Museums in München. Mit der Enigma wurde während des Zweiten Weltkriegs der größte Teil der Funksprüche der deutschen Wehrmacht und Marine vor dem Absenden verschlüsselt und nach dem Empfang wieder entschlüsselt.

Unter dem Motto „Erbsenzähler? Wörterzähler!“ präsentiert das Institut für Deutsche Sprache in Mannheim informatische Methoden, um in sehr großen elektronischen Textsammlungen, so genannten Korpora, der Musterhaftigkeit der Sprache nachzuspüren. Diese Musterhaftigkeit wird als Schlüssel für das Beherrschen einer konkreten Sprache und das Verstehen von Sprache im Allgemeinen betrachtet. Ein Beispiel: Formulierungen wie „triftige Gründe“, „Zähne putzen“ usw. gehen uns als Muttersprachler zwar leicht von den Lippen; aus ihren Bestandteilen ist aber schwierig zu erklären, warum gerade diese so geläufig sind und warum ihre Bestandteile selten gegen andere austauschbar sind. Das Phänomen als solches ist lange bekannt, unklar ist nur, wie diese festen Fügungen bestimmt werden sollen. Wissenschaftler des Instituts für Deutsche Sprache, das Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft ist, haben dafür ein Vorgehensmodell namens Vicomte entwickelt, das die Besucher auf der MS Wissenschaft spielerisch anwenden können. Dass Sprachforschung sich topaktuellen Themen widmet, zeigt auch ein Exponat zur Analyse von Migrantensprache. Konkret werden hier sprachliche Repertoires und kommunikative Praktiken in türkisch-stämmigen Migrantenjugendgruppen erläutert. Damit gewinnt der Ausstellungsbesucher einen Überblick über sprachliche Fähigkeiten von Migrantenjugendlichen jenseits der üblichen Klischees.

Aus einem ganz anderen Blickwinkel nähert sich das Leibniz-Institut für Meereswissenschaften in Kiel dem Thema Sprache und Kommunikation. Entgegen der landläufigen Meinung herrscht im Meer nämlich nicht Stille vor. Fische wie auch Meeressäuger kommunizieren akustisch unter Wasser. An einer Hörstation sind Geräusche aus dem Meer zu hören, wobei der Besucher erraten soll, welcher Fisch oder Meeressäuger das betreffende Geräusch von sich gibt. Mittels Kurzfilmen zeigen die Meeresforscher, wie Fische per Körpersprache und Farbsignalen kommunizieren.

Der Eintritt in die Ausstellung ist frei. Schulklassen werden um Anmeldung gebeten unter www.ms-wissenschaft.de.

Die MS Wissenschaft fährt bereits den fünften Sommer in Folge auf deutschen Binnengewässern. Die Inhalte der Ausstellung sind immer auf das Thema des jeweiligen Wissenschaftsjahres bezogen. Das schwimmende Ausstellungsschiff ist im Auftrag von Wissenschaft im Dialog (WiD) unterwegs, der Initiative der deutschen Wissenschaft, die Wissenschaft und Forschung einem breiten Publikum auf verständliche Weise zugänglich macht. WiD wurde 1999 auf Initiative des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft von den großen deutschen Wissenschaftsorganisationen ins Leben gerufen.