Was tun, wenn Städte und Regionen schrumpfen?

Europa altert. Den Herausforderungen, die der demographische Wandel für Europa mit sich bringt, widmet sich vom 21. bis zum 22. Juni 2007 der 6. Münchener Wirtschaftsgipfel. Dies nimmt die Leibniz-Gemeinschaft zum Anlass, um in einer neuen Broschüre über die Forschungsaktivitäten ihrer raumwissenschaftlichen Institute zu berichten. Als Ergebnis ihrer Forschungsarbeiten plädieren die Autoren für eine regional differenzierte Betrachtung des demographischen Wandels, für ein Umdenken in der Planung, einen Abschied vom Wachstumsparadigma und für einen positiven Umgang mit Schrumpfungsprozessen.

21.06.2007 · Pressemeldung · Leibniz-Gemeinschaft

„Kinder bekommen die Menschen immer“ prophezeite der deutsche Kanzler Konrad Adenauer und verteidigte damit sein heute noch gültiges Rentensystem. Leider lag er damit falsch. Kamen 1957 in Deutschland noch fünf Beitragszahler auf einen Rentner, so sind es heute nur noch drei und einigen Prognosen zufolge in 50 Jahren nur noch einer. „Grund für sinkende Bevölkerungszahlen in vielen Regionen ist jedoch nicht nur eine geringe Geburtenrate sondern vor allem die massive Abwanderung“, sagt Professor Dr. Dr. h. c. Ernst Theodor Rietschel, Präsident der Leibniz-Gemeinschaft, im Vorwort der neuen Broschüre namens „Zwischenruf – Raumwissenschaftliche Forschung für die politische Praxis“.

Es sind überwiegend junge, gut ausgebildete Menschen, die ihre Heimat auf der Suche nach Arbeit verlassen. Die Folge: Eine schnelle Alterung der Gesellschaft in den Abwanderungsregionen. „Die Konsequenzen des demographischen Wandels, d.h. von Alterung und Bevölkerungsrückgang, sind nicht neu, sondern schon in vielen Städten und Regionen in Deutschland und Europa zu beobachten. Demographischer Wandel wird dort häufig als Problem empfunden, tatsächlich entstehen aber auch neue Potenziale“, sagt Professor Dr. Dr. h. c. Bernhard Müller, Direktor des Leibniz-Instituts für ökologische Raumentwicklung in Dresden und wissenschaftlicher Vizepräsident der Leibniz-Gemeinschaft. „Die demographische Entwicklung lässt neue Bedarfe entstehen und sie zwingt Politik, Verwaltung und Wirtschaft vielerorts dazu, bisherige Strategien zu überdenken und neue kreative Lösungen zu entwickeln. Dazu muss man die besten Köpfe zusammenbringen.“

Wie genau entwickeln sich Bevölkerungsvolumen und -struktur? Welche Folgen ergeben sich daraus für Kaufkraft, Arbeits-, Wohnungsmarkt und Umwelt? Können wir uns zukünftig Infrastrukturen wie beispielsweise Verkehrswege, Kanalisationen oder Schulen im heutigen Umfang weiter leisten? Fragen wie diesen gehen Forscherinnen und Forscher der raumwissenschaftlichen Institute in der Leibniz-Gemeinschaft bei Ihrer täglichen Arbeit nach. Mit ihren Forschungsvorhaben und Projekten setzen sie wie bei einem Puzzlebild Stück für Stück das zukünftige Gesicht unseres Landes zusammen, um daraus Handlungsoptionen für heute abzuleiten.

Denn der „Zwischenruf“ belässt es nicht bei der reinen Erforschung von Ursachen und Trends. Am Ende einer jeden Bestandsaufnahme zeigen die Leibniz-Einrichtungen Handlungsoptionen für die Politik auf – ganz im Sinne ihres Namensgebers, dessen Arbeit von „theoria cum praxi“ für die Gesellschaft gekennzeichnet war, also dem Bestreben, aus wissenschaftlichem Erkenntnisgewinn auch praktischen Nutzen zu ziehen. „Diesen Nutzen würde auch der vorliegende Zwischenruf erzielen, trüge er ein wenig dazu bei, dass wir lernen, erfolgreich zu schrumpfen und zu altern“, sagt Professor Dr. Dr. h. c. Ernst Theodor Rietschel.

Service

Gerne schicken wir Ihnen per Post oder E-Mail ein Exemplar des deutschsprachigen „Zwischenruf 1/2007, Raumwissenschaftliche Forschung für die politische Praxis“ sowie Bildmaterial zum Thema zu.

Hinweis für Journalisten, die sich für den 6. Münchener Wirtschaftsgipfel akkreditiert haben: Der „Zwischenruf 1/2007“ liegt für Sie im Media Centre bereit.