Vortrag · Berlin
15.01.2025
· 18:30
Mischa Suter (Geneva Graduate Institute): Geld an der Grenze: Koloniale Strukturen und kollidierende Temporalitäten
Der Vortrag nimmt das Beispiel einer kolonialen Währung zum Anlass, theoretische Möglichkeiten für das Schreiben der Globalgeschichte auszuloten. Ausgehend vom social life der sogenannten deutschen Rupie im heutigen Tansania wird gefragt, wie strukturellen Interdependenzen im Zeitalter des Imperialismus analytisch beizukommen wäre. Imperialismus hing davon ab, verschiedene Wertformen mit unterschiedlichen kulturellen Ursprüngen vergleichbar, messbar, kommensurierbar zu machen: Diese Rolle kam dem Geld zu. Nun ist Geld, so John Maynard Keynes, nichts anderes als »a subtle device for linking the present to the future«: ein Medium, das gesellschaftliche Temporalitäten gestaltet. Die deutsche Rupie, so möchte ich mit einer sozialhistorischen Erkundung zeigen, stellte eine Infrastruktur deutscher Herrschaft, deren temporale Struktur aus konstitutiven Ungleichzeitigkeiten aufgebaut war: Struktur wirkte hier nicht mit oder trotz Widersprüchen, sondern durch ihre Widersprüche hindurch.
Veranstaltungsort:
Leibniz-Zentrum für Literatur- und Kulturforschung, Eberhard-Lämmert-Saal, Eingang Meierottostr. 8, 10719 Berlin