Benzin: Stärkere Preisdynamik
Nach 18 Uhr lässt sich am günstigsten tanken – dies gilt nach wie vor. Doch zunehmende Schwankungen der Preise im Tagesverlauf erschweren die Suche nach dem optimalen Zeitpunkt.
10/19/2021 · News · RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung · Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Raumwissenschaften · Forschungsergebnis · Fachgebiet
An deutschen Tankstellen hat die Preisdynamik im Tagesverlauf in den vergangenen Jahren zugenommen. Wie der RWI-Benzinpreisspiegel zeigt, ändert die Preisentwicklung immer häufiger die Richtung: Noch im Jahr 2015 gab es lediglich einen Preiszyklus pro Tag – die durchschnittlichen Benzinpreise sanken von ihrem Höhepunkt am frühen Morgen bis zum frühen Abend, am späteren Abend stiegen sie wieder an. Mittlerweile steigen und sinken die Preise im schnelleren Wechsel. Dadurch ist es für Kunden schwieriger geworden, einen günstigen Zeitpunkt zum Tanken zu finden.
Das Wichtigste in Kürze:
- Durch die Einführung der Markttransparenzstelle für Kraftstoffe im Jahr 2013 ist die Entwicklung der Benzinpreise für Autofahrerinnen und Autofahrer transparenter geworden. Auch für Tankstellenbetreiber wurde es leichter, die Konkurrenz zu beobachten. Der RWI-Benzinpreisspiegel zeigt, dass sich infolge der erhöhten Markttransparenz die Preisdynamik im Tagesverlauf verstärkt hat.
- Wie Abbildung 1 zeigt, gab es im Jahr 2015 einen einzigen Preiszyklus pro Tag, bei dem ausgehend vom Tageshöchstpreis in der Nacht das Benzin im Tagesverlauf sukzessive billiger wurde, bis nach 18 Uhr der Tiefpunkt erreicht war. Ab 22 Uhr stieg der Preis sprunghaft auf ein Maximum an. Dieser Verlauf, bei dem auf graduelle Preissenkungen ein schneller Preisanstieg folgt, ist als „Edgeworth-Zyklus“ bekannt.
- Im Jahr 2016 kam zu diesem bekannten Muster ein weiterer Edgeworth-Zyklus kurz nach der Mittagszeit hinzu. Bis zum Jahr 2020 hat sich die Zahl der täglichen Preiszyklen auf fünf erhöht.
- Seit dem Jahr 2018 hat sich zudem der Zeitpunkt mit den teuersten Benzinpreisen verschoben: Lagen zuvor die höchsten Preise in der Nacht, sind sie seitdem regelmäßig am frühen Morgen zu beobachten. Die Tageszeit mit den günstigsten Benzinpreisen ist dagegen nach wie vor der frühe Abend.
„Durch die stärkere Preisdynamik im Tagesverlauf wird es für Autofahrer zunehmend schwierig, günstige Zeitpunkte zum Tanken zu finden“, sagt der Leiter des Kompetenzbereichs „Umwelt und Ressourcen“ am RWI, Manuel Frondel. „Dennoch gilt weiterhin, dass sich nach 18 Uhr am günstigsten tanken lässt.“