
Prekäre Lieferdienste

Subunternehmen verschärfen die Arbeitsbedingungen bei Lieferplattformen, zeigt der neue Fairwork-Report.
08/01/2025 · HP-Topnews · Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung · Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Raumwissenschaften · Forschungsergebnis
Angaben zu sieben Plattformen, die Liefer-, Fahr- und Haushaltsdienste in Deutschland anbieten, liegen dem Fairwork-Bericht 2025 zugrunde. Das Forschungsnetzwerk Fairwork, das vom WZB und dem Oxford Internet Institute koordiniert wird, bewertet regelmäßig Plattformen in 41 Ländern auf 5 Kontinenten. Der aktuelle Deutschland-Bericht wurde am 14. Juli im WZB vorgestellt, in Anwesenheit von Medien, Gewerkschaften und Vertreter*innen aus Wissenschaft und Politik. Klar ist: Es gibt noch viel Verbesserungsbedarf.
„Leider sind keine Fortschritte zu verzeichnen – eher Verschlechterungen“, konstatierte WZB-Forscher Patrick Feuerstein. „Keine der Plattformen kam über vier von zehn möglichen Punkten hinaus – und die markieren lediglich Mindeststandards.“ Die Prinzipien, an denen die Fairness gemessen wird, sind für alle Länder einheitlich: faire Bezahlung, faire Arbeitsbedingungen, faire Verträge, faire Management-Prozesse und faire Mitbestimmung.
Am besten schnitt die Lieferplattform Lieferando ab, die mit direkt angestellten Fahrer*innen arbeitet. Noch – der auf dem Podium anwesende Gesamtbetriebsratsvorsitzende Semih Yalcin gab seiner Sorge Ausdruck, dass sich auch in seinem Unternehmen das Prinzip der Einbindung von Subunternehmen ausweiten könne, mit drastischen Folgen für Transparenz und Gehaltsstruktur. Kein neues Thema für Robert Rath, Direktor des Berliner Landesamtes für Arbeitsschutz, Gesundheitsschutz und technische Sicherheit: „Auf dem Bau wird seit Jahrzehnten mit Subunternehmen gearbeitet – und wir kommen nicht weiter damit, das einzugrenzen.“
Es ist kein Zufall, dass sich das WZB im Fairwork-Projekt engagiert. Denn der Ansatz des Projektes entspricht der Mission des WZB: Exzellente Forschung zum Wohle der Gesellschaft. Das detaillierte und dauerhafte Monitoring der Plattformunternehmen soll die Arbeit unter sich wandelnden sozioökonomischen und politischen nicht nur beschreiben. Die Befunde sollen dazu beitragen, dass Bezahlung, Mitsprache und soziale Absicherung verbessert werden. Hoffnung setzten alle Anwesenden in diesem Zusammenhang auch auf die EU-Richtlinie zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Plattformarbeit, deren Umsetzung in nationales Recht unmittelbar bevorsteht.
Originalbericht
Den Fairwork-Bericht 2025 zu Deutschland können Sie hier in deutscher und englischer Sprache als PDF herunterladen.
Weitere Informationen und Kontakt
Pressemitteilung des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB)