Bessere Finanzierung führt zu mehr Erfolg

Frau zeichnet Verlaufskurve mit rotem Edding
Foto NATALIYA VAITKEVICH/PEXELS

Afrikas Unternehmerinnen könnten ihre männlichen Pendants übertreffen, wenn sie besseren Zugang zu Bankkrediten hätten.

17.03.2023 · News · Kiel Institut für Weltwirtschaft · Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Raumwissenschaften · Forschungsergebnis

Afrikanische Geschäftsfrauen könnten den Vorsprung von Unternehmen, die im Besitz von Männern sind, erfolgreich aufholen – und diese sogar übertreffen. Dies sind die Ergebnisse einer Studie des Kiel Instituts für Weltwirtschaft und der Universität Ghana.

„Wir wussten bereits aus früheren Untersuchungen, dass ein eingeschränkter Zugang zu Kapital die Wettbewerbsfähigkeit von Frauen gegenüber ihren männlichen Konkurrenten stark beeinträchtigt. Stehen jedoch genügend Finanzmittel zur Verfügung, holen die Unternehmerinnen nicht nur den Leistungsunterschied zu ihren männlichen Kollegen auf, sondern können diese sogar übertreffen“, erklärt Aoife Hanley, Co-Autorin der Studie. „Eine weitere wichtige Erkenntnis ist, dass insbesondere der Lieferantenkredit geeignet ist, diesen Finanzierungsnachteil auszugleichen“.

Bei der Analyse von Umfragedaten von mehr als 800 Unternehmen in Ghana, die sich im Besitz von Frauen oder Männern befinden, haben die Forschenden des Kiel Instituts für Weltwirtschaft und der Universität Ghana einen erheblichen Produktivitätsunterschied zwischen den Unternehmen festgestellt. Der Unterschied entspricht einem Produktivitätsdefizit von 11 bis 19 Prozent. Schätzungen gehen von einem vergleichbaren Wert auch für andere afrikanische Länder aus.

Eine der größten Barrieren für afrikanische Geschäftsfrauen ist der fehlende Zugang zu Kapital. Bei der Untersuchung der Unterfinanzierung stellten die Forschenden dennoch fest, dass die Finanzierungsmöglichkeiten für Unternehmerinnen vielfältiger sind, als in früheren Studien berichtet. Neben der klassischen Finanzierung durch Bankkredite (die von den Unternehmerinnen größtenteils als begrenzt verfügbar bezeichnet werden) und Eigenkapital (das fast nie vorhanden ist) spielen informelle Finanzierungsmöglichkeiten eine wichtige Rolle. Liquidität wird für Unternehmerinnen oftmals durch die Familie und Freunde oder durch Lieferantenkredite bereitgestellt.

„Während die Erfolge der ‚African Lionesses‘, der erfolgreichen afrikanischen Unternehmerinnen, international gefeiert werden, sind diese visionären Geschäftsfrauen die Ausnahme und nicht die Regel. Das Produktivitätsgefälle zwischen den Geschlechtern bleibt in den afrikanischen Ländern nach wie vor hartnäckig groß, weil es an Finanzierungsmöglichkeiten für diese ‚Löwinnen‘ mangelt“, so Hanley.

Lieferantenkredite, bei denen die Zahlung für erhaltene Waren und Dienstleistungen erst nach einem bestimmten Zeitraum erfolgt, sind eine günstige und unkomplizierte Möglichkeit, kurzfristig die Liquidität zu erhöhen. Lieferantenkredite sind in allen Entwicklungsländern nach Bankkrediten die wichtigste Finanzierungsquelle für kleine Unternehmen.

„Oft scheuen sich die politischen Entscheidungsträger, aktiv in das Bankgeschäft einzugreifen und vermeiden es, den Banken vorzuschreiben, den Zugang von Frauen zu Kapital zu verbessern. Aber sie könnten die einzigartige Rolle der Lieferantenkredite anerkennen. Die Nutzung dieser Liquiditätslinie zur Verbesserung der Leistung von Unternehmen, die sich in weiblichem Besitz befinden, bietet eine konkrete Alternative, um das Produktivitätsgefälle zwischen den Geschlechtern in Afrika zu verringern“, argumentiert Hanley. „Die politischen Entscheidungsträger sollten ernsthaft darüber nachdenken, Afrikas Geschäftsfrauen zu unterstützen, indem sie gezielte Steuererleichterungen für Zulieferer einführen, die eng mit Unternehmen in Frauenhand zusammenarbeiten.“

Weitere Informationen und Kontakt

Pressemitteilung des Kiel Instituts für Weltwirtschaft (IfW Kiel)