Schuppig und gesellig

Zeichnung eines geschuppten Reptils
Foto C. LATENNEUR/MFN

Was kam vor dem Haarkleid der Säugetiere? Liegespuren unserer frühen Vorfahren liefern Erkenntnisse über ihre reptilienartige Beschuppung und ihr Sozialverhalten.

26.05.2025 · News · Museum für Naturkunde - Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung · Lebenswissenschaften · Forschungsergebnis

Ein internationales Forschungsteam vom Museum für Naturkunde Berlin, aus Magdeburg und Paris hat erstmals Liegespuren mit Hautabdrücken von frühen Säugetierverwandten untersucht. Die 290 Millionen Jahre alten Spurenfossilien wurden vor über 100 Jahren im Tambacher Sandstein der berühmten Bromacker-Fossillagerstätte im UNESCO-Geopark Thüringen entdeckt und im Rahmen des laufenden BROMACKER-Forschungsprojekts neu erforscht. Diese geologisch ältesten Liegespuren von frühen Säugetierverwandten liefern einzigartige Erkenntnisse über eine reptilienartige Beschuppung sowie das Sozialverhalten unserer frühen Vorfahren. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift Current Biology veröffentlicht.

Was kam vor dem Haarkleid der Säugetiere? Dafür gab und gibt es kaum direkte Belege. In den etwa 290 Millionen Jahre alten Tambacher Sandsteinen der Bromacker Fossillagerstätte gibt es jedoch besonders detailliert erhaltene Fußspuren und Liegespuren mit Hautabdrücken, die im Rahmen des BROMACKER-Projektes des Bundesministeriums für Forschung, Technologie und Raumfahrt (ehemals BMBF) neu untersucht wurden.

„Es zeigt sich immer wieder, dass bestimmte Merkmale und Eigenschaften heutiger Wirbeltiere, beispielsweise die Hautstruktur, Lebensweise oder das Sozialverhalten, im Verlauf der Evolutionsgeschichte früher auftraten, als man das zunächst annahm“, erklärt Prof. Jörg Fröbisch, Seniorautor der Studie. „Die Studie zeigt erneut die weltweit einzigartige Bedeutung der Fossillagerstätte am Bromacker und ihr enormes Potenzial für die zukünftige Forschung.“

Schuppen an Bauch, Beinen, Schwanz

Ist der Schlamm sehr feinkörnig und wasserhaltig, dann drücken sich die Füße und andere Körperteile mit sehr großer Detailgenauigkeit ab. Aus den Fundschichten des Tambacher Sandsteins sind unter anderem Hautfalten an den Zehen sowie verschiedene Schuppenformen an Ober- und Unterschenkeln, an der Unterseite des Schwanzes, im Hüftbereich und am Bauch zu erkennen, die sich oftmals zusammen in Form einer Liegespur-, Ruhe- oder Suhlspur erhalten haben. Die Reihung und Form der Schuppenabdrücke – mal rautenförmig, rechteckig, fünf- bis vieleckig, manchmal dachziegelartig überlappend – erinnert sehr stark an die Hornschuppen häutiger Reptilien. 

Gemeinsames „Abhängen“

Manche dieser Spurenplatten – von denen eine große Anzahl heute im Magazin der Friedenstein Stiftung Gotha aufbewahrt werden – weisen mehrere Liegespuren nebeneinander auf. Einige zeigen parallel verlaufende Fährten; wahrscheinlich sind Tiere der gleichen Art nebeneinander hergelaufen. Wahrscheinlich haben die Spurenerzeuger – wie Dimetrodon teutonis – sich ähnlich wie heutige Echsen und Säugetiere in warmen und trockenen Klimaten in flachen Tümpeln und Pfützen gemeinsam gesuhlt, ausgeruht und abgekühlt. Aus solchen Zusammentreffen könnte später das komplexe Gruppenverhalten der Säugetiere hervorgegangen sein.

Originalpublikation

Marchetti, L., Logghe, A., Buchwitz, M., and Fröbisch, J. 2025. Early Permian synapsid impressions illuminate the origin of epidermal scales and aggregation behaviour. Current Biology. doi: 10.1016/j.cub.2025.04.077

Weitere Informationen und Kontakt

Pressemitteilung des Museums für Naturkunde - Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung (MfN)