Körperliche Erkrankungen reduzieren kognitive Fähigkeiten

Älteres Paar steht Hand in Hand in einem Nadelwald
Foto MAGDA EHLERS/PEXELS

Körperliche und geistige Gesundheit sind bei älteren Menschen eng verwoben, wie eine Studie zeigt: So kann eine schwere Erkrankung zu ähnlichen geistigen Einbußen führen wie eine Alterung um mehrere Jahre.

02.12.2021 · News · RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung · Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Raumwissenschaften · Forschungsergebnis

Die körperliche Gesundheit hat einen wesentlichen Einfluss auf das geistige Leistungsvermögen im Alter. Nach einer plötzlichen körperlichen Verschlechterung, etwa durch eine Krebserkrankung oder eine Hüftfraktur, nehmen auch die kognitiven Fähigkeiten älterer Menschen deutlich und anhaltend ab. Im Durchschnitt führt eine schwere Erkrankung oder Verletzung zu ähnlichen geistigen Einbußen wie eine Alterung um vier Jahre. Zu diesen Ergebnissen kommt eine aktuelle Studie des RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung. Sie basiert auf Befragungen und Kognitionstests von rund 125.000 Personen aus 20 Ländern.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Nach einer plötzlichen körperlichen Verschlechterung nehmen die kognitiven Fähigkeiten von Menschen über 50 unmittelbar und anhaltend ab. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des RWI und der Universität Paderborn. Darin werden die Auswirkungen von Herzinfarkten, Schlaganfällen, Krebserkrankungen und Hüftfrakturen auf die Fähigkeit zur Worterinnerung und die verbale Ausdrucksfähigkeit untersucht.
  • Im Durchschnitt bewirkt die schwere Erkrankung oder Verletzung einen ähnlichen kognitiven Rückgang wie eine Alterung um vier Jahre. Die geistigen Einbußen bleiben bestehen, auch wenn sich die meisten Personen nach einigen Jahren körperlich erholt haben. Somit steigt für sie unabhängig von ihrer körperlichen Fitness das Risiko, früher pflegebedürftig zu werden.
  • Bildung und soziökonomische Faktoren spielen für die Ergebnisse kaum eine Rolle. Zudem ähneln sich die Ergebnisse in den 20 untersuchten Ländern, darunter Deutschland und die USA – trotz unterschiedlicher Gesundheitssysteme.

„Unsere Studie zeigt, dass nach einer plötzlichen körperlichen Erkrankung die kognitiven Fähigkeiten unmittelbar und anhaltend zurückgehen“, sagt RWI-Wissenschaftler Hendrik Schmitz. „Insgesamt brauchen wir ein stärkeres Bewusstsein für den Zusammenhang zwischen körperlicher und geistiger Gesundheit. Mehr Präventionsmaßnahmen für ältere Menschen könnten dabei helfen, ihre körperliche Gesundheit bestmöglich zu schützen und somit auch die geistige Fitness länger zu erhalten.“

Publikation

Schiele, Valentin; Schmitz, Hendrik (2021): Understanding Cognitive Decline in Older Ages: The Role Of Health Shocks, in: Ruhr Economic Paper #919. 

Weitere Informationen und Kontakt

www.rwi-essen.de