Sorge um Onlinesicherheit steigt

Zwei Kinder mit einem Smartphone
Foto KATERINA HOLMES/PEXELS

Ein Großteil der Eltern in Deutschland sorgt sich um die Sicherheit ihrer Kinder im Internet. Das zeigt die nun veröffentlichte Studie „Jugendmedienschutzindex 2022“.

31.10.2022 · News · Leibniz-Institut für Medienforschung │ Hans-Bredow-Institut · Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Raumwissenschaften · Forschungsergebnis

77 Prozent der Eltern in Deutschland sorgen sich um die Onlinesicherheit ihrer Kinder. Insbesondere Eltern von 11- bis 14-Jährigen zeigen sich besorgt. Im Vordergrund stehen Interaktionsrisiken, beängstigende Inhalte und Nutzungszeiten. Kinder und Jugendliche belastet vor allem die Sorge, Opfer von Lästereien, Beleidigungen oder Hassnachrichten zu werden. Das zeigt die nun veröffentlichte Studie „Jugendmedienschutzindex 2022“. Sie wurde vom Leibniz-Institut für Medienforschung | Hans-Bredow-Institut (HBI) und dem JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis im Auftrag der Freiwillige Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter e.V (FSM) durchgeführt.

Wachsende Sorgen der Eltern

Erstmals lagen mit dem Jugendmedienschutzindex 2017 empirische Daten zu diesem Themenkomplex vor. „Wir beobachten, dass die Sorgen der Eltern im Hinblick auf Online-Risiken im Vergleich zu 2017 gewachsen sind und mehr Kinder bereits negative Online-Erfahrungen gemacht haben“, sagt Martin Drechsler, FSM-Geschäftsführer. „Mit dieser Studie haben wir ein Instrument, um aktuelle Defizite zu ermitteln und notwendige Schutzmechanismen zu identifizieren“

Jugendmedienschutz als gemeinsame Verantwortung

92 Prozent der Eltern sehen sich selbst in der Pflicht, ihre Kinder vor Risiken und negativen Erfahrungen im Netz zu schützen, sehen aber Medienanbieter, Politik und Aufsichtsgremien in der Mitverantwortung. Dr. Stephan Dreyer vom HBI erklärt dazu: „Eltern nehmen die Akteure des Jugendmedienschutzes stärker in die Pflicht als vor fünf Jahren, schätzen die konkreten Maßnahmen des Jugendmedienschutzes aber weniger wert. Dies zeigt erheblichen Handlungsbedarf auf – sowohl für die Weiterentwicklung von Maßnahmen als auch für die Förderung ihrer Akzeptanz.“
 
Die Ergebnisse zeigen ein insgesamt rückläufiges Engagement der Eltern in Bezug auf den Schutz ihrer Kinder vor Online-Risiken. Eltern von 9- bis 10-Jährigen engagieren sich gleichbleibend hoch wie 2017. Nehmen Eltern Schutzmaßnahmen vor, dann setzen sie vor allem zeit- und inhaltebezogene Regeln, beachten Alterskennzeichen und sprechen mit ihren Kindern über die Online-Nutzung.

Teilhabe gewinnt gegenüber Schutz an Bedeutung

Maßnahmen des Jugendmedienschutzes funktionieren dann, wenn sie von Eltern wie Heranwachsenden gleichermaßen akzeptiert werden. Dr. Niels Brüggen, Leiter der Forschungsabteilung des JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis verweist auf die grundlegende Abwägung: „Der höhere Stellenwert der Online-Nutzung für das alltägliche Leben der Kinder und Jugendlichen stellt Eltern vor Herausforderungen – gerade wenn sie die Teilhabebedürfnisse der Heranwachsenden gegen Online-Risiken abwägen müssen.“
 
71 Prozent der Eltern stimmen der Aussage „Der Schutz von Kindern bzw. Jugendlichen im Alter meines Kindes ist wichtiger als ein leichter Zugang zu allen Online-Angeboten“ zu. Das zeigt eine hohe Wertschätzung des Jugendmedienschutzes. Technische Maßnahmen, wie z.B. Jugendschutzeinstellungen an Geräten, halten Eltern und Kinder vor allem für jüngere Altersgruppen (9- bis 11-Jährige) für sinnvoll.

Trotz dieser überwiegend schutzorientierten Grundhaltung ist Eltern und Kindern der freie Zugang zu allen Online-Angeboten im Vergleich zu 2017 deutlich wichtiger geworden. Viel Zustimmung erfährt auch die Annahme, Kinder und Jugendliche seien am besten geschützt, wenn sie wüssten, wie sie sich selbst schützen können.

Gemeinschaftlich Weiterentwicklungen anstoßen

Immer früher und für immer mehr Lebensbereiche nutzen Kinder heute digitale Medien – zusätzlich beschleunigt durch die Pandemiejahre. Damit steigt auch das Bewusstsein für Risiken, ebenso wie das eigene Erleben negativer Online-Erfahrungen. Der Jugendmedienschutzindex 2022 bestätigt deutlich die Relevanz des Jugendmedienschutzes, der noch stärker als bisher zu den individuellen Bedürfnissen der Familien passen muss.

Weitere Informationen und Kontakt

Pressemitteilung des Leibniz-Instituts für Medienforschung │ Hans-Bredow-Institut (HBI)