Erhöhte Skepsis

Schullehrpläne beeinflussen die Einstellung zur Wissenschaft erheblich, wie eine Studie zeigt. So führte das Streichen der Evolutionstheorie aus den Lehrplänen in den USA zu einer erhöhten Wissenschaftsskepsis.

10.10.2022 · News · ifo Institut Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München e. V. · Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Raumwissenschaften · Forschungsergebnis

Das Streichen der Evolutionstheorie aus Schullehrplänen erhöht die Wissenschaftsskepsis und beeinflusst die Berufswahl der Schüler*innen. Das geht aus einer neuen Studie des ifo Instituts hervor. „Die Schüler lehnen die Evolutionstheorie häufig noch im Erwachsenenalter ab. Darüber hinaus verringert sich auch die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich für einen naturwissenschaftlichen Beruf entscheiden“, sagt Benjamin Arold, Forscher am ifo Institut und der ETH Zürich. Die Folgen für die Berufswahl seien vor allem in den Lebenswissenschaften wie der Biologie zu sehen.

Die Studie zeigt, dass wissenschaftsskeptische Lehrpläne in den USA langfristige Folgen für die Einstellung zur Wissenschaft und für Lebensentscheidungen haben. Dieses Ergebnis könnte auch für andere Länder bedeutend sein . „In Deutschland sind wissenschaftsfeindliche Haltungen in der Bevölkerung verbreitet: Neben der Ablehnung der Evolutionstheorie finden wir sie z.B. bei den Themen Klimawandel oder bei der Beurteilung von Chancen und Risiken von Impfungen. Die Politik sollte aktuelle Erkenntnisse der Wissenschaft in die Lehrplangestaltung einfließen lassen. Das könnte dazu beitragen, den Fachkräftemangel, z.B. im naturwissenschaftlichen Bereich in Deutschland zu verringern,“ sagt Arold.

In den USA lehnen etwa 40 Prozent der Bevölkerung die Evolutionstheorie von Charles Darwin ab. Eine umfassende Behandlung in den US-Schulen könnte diesen Anteil den Berechnungen der Studie zufolge um 20 Prozentpunkte verringern. In solch einem Szenario würde sich außerdem der Anteil der Biologen in der Bevölkerung um 13 Prozent erhöhen. Religiöse oder politische Einstellungen verändern sich dagegen nicht durch das Lehren der Evolutionstheorie.

Grundlage der Studie sind Umfragedaten von mehr als 6 Millionen Erwachsenen in den USA, die zwischen 1990 und 2009 eine High School besucht haben. Die US-Staaten haben die Lerninhalte zur Evolutionstheorie im Rahmen einer Reform verändert. Die Studie vergleicht zum einen die Einstellungen verschiedener Gruppen innerhalb eines US-Staats zu unterschiedlichen Zeitpunkten. Und stellt sie  den Einstellungen  in anderen US-Staaten gegenüber, bei denen es zu dem jeweiligen Zeitpunkt keine Reform der Bildungsstandards gab.

Publikation

Benjamin W. Arold (2022): Evolution vs. Creationism in the Classroom: The Lasting Effects of Science Education, in: ifo Working Paper No. 379. 

Weitere Informationen und Kontakt

Pressemitteilung des ifo Instituts - Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München e. V.