Vier ERC Advanced Grants für Leibniz

Natürliche Killergedächtniszellen, ultraschnelle molekulare Chiralität, Perestroika von unten, Lymphozyten während der Schwangerschaft: Vier Leibniz-Forschende erhalten einen Advanced Grant des Europäischen Forschungsrats.

27.04.2022 · News · Deutsches Rheuma-Forschungszentrum Berlin · Max-Born-Institut für Nichtlineare Optik und Kurzzeitspektroskopie · Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam · Menschen · Gemeinschaft

Die Förderlinie „ERC Advanced Grant“ ist ein Instrument des Europäischen Forschungsrats (ERC) der Europäischen Kommission und fördert etablierte Spitzenforscher und -forscherinnen mit einem herausragenden wissenschaftlichen Forschungsprofil, um neue visionäre, bahnbrechende und wissenschaftlich riskante Forschungsgebiete zu erschließen. Das Förderprogramm des ERC gehört zu den bedeutendsten und am härtesten umworbenen in Europa. Seit 2009 werden ERC Advanced Grants an alle Fachrichtungen vergeben.

Im April 2022 hat der Europäische Forschungsrat drei Leibniz-Wissenschaftlerinnen und einen Leibniz-Wissenschaftler mit einem ERC Advanced Grant ausgezeichnet.

Prof. Dr. Andreas Diefenbach
Deutsches Rheuma-Forschungszentrum (DRFZ), Berlin
Projekt: „ILCADAPT – Innate lymphoid cells and tissue adaptation to changing metabolic need”

Das Projekt untersucht, wie sich Lymphozyten während der Schwangerschaft und danach verändern. Die Forschungsgruppe von Andreas Diefenbach konnte zeigen, dass diese Zellen die Aufnahme von Nährstoffen, wie Lipiden und Kohlenhydraten, durch Epithelzellen des Darms steuern, und so den Organismus in der Schwangerschaft an den erhöhten Nährstoffbedarf anpassen. Wie diese Interaktion zwischen Lymphozyten und Darm-Epithelzellen genau funktioniert, soll jetzt mit Unterstützung des ERC Grants erforscht werden. So könnten neue Ansätze zur Behandlung metabolischer Erkrankungen entstehen.

Weitere Informationen auf der Website des DRFZ

Dr. Juliane Fürst
Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam (ZZF)
Projekt: „PerefromBelow21 – Perestroika from Below: Participation, Subjectivities, and Emotional Communities across ‘the End of History’, 1980-2000”

Weitere Informationen auf der Website des ZZF

Prof. Dr. Chiara Romagnani
Deutsches Rheuma-Forschungszentrum (DRFZ), Berlin
Projekt: „MEM-CLONK – Imprinting and clonality of human NK cell memory”

Die Immunologin Chiara Romagnani beschäftigt sich mit den Natürlichen Killer (NK)-Zellen des angeborenen Immunsystems. Sie konnte zeigen, dass diese Zellen ähnliche Eigenschaften haben wie klassische Gedächtniszellen, die B und T Lymphozyten. Einmal aktiviert, vermehren sie sich zu einem Klon und überleben jahrelang. In dem geförderten Projekt wird sie nun die molekularen Mechanismen untersuchen, die die epigenetische Umstrukturierung, die klonale Selektion und die Aufrechterhaltung von Natürlichen Killergedächtniszellen steuern. So könnte man diese Zellen gezielt zur Bekämpfung von Tumorzellen einsetzen.

Weitere Informationen auf der Website des DRFZ

Prof. Dr. Olga Smirnova
Max-Born-Institut für Nichtlineare Optik und Kurzzeitspektroskopie (MBI), Berlin
Projekt: „ULISSES – Ultrafast molecular chirality: twisting light to twist electrons on ultrafast time scale”

Chirale Moleküle liegen als nicht deckungsgleiche „Spiegelzwillinge“ in Paaren vor, die Enantiomere genannt werden. Die spezifischen Stereoanordnungen ihrer Kerne liegen ihren Schlüsselfunktionen in der Chemie und Biologie zugrunde. Und doch sind die chiralen molekularen Wechselwirkungen auf der Ebene der Elektronen, die auf ultraschnellen Zeitskalen stattfinden, noch wenig erforscht. Es ist eine noch ungelöste Aufgabe, extrem enantio-empfindliche, ultraschnelle und volloptische Methoden zur Verfolgung der elektronischen Dynamik zu entwickeln. Das multidisziplinäre ULISSES-Projekt nimmt sich dieser Herausforderung an: Es macht sich die chiralen elektronischen Ströme zu Nutze, die auf natürliche Weise entstehen, wenn chirale Moleküle mit ausreichend intensivem Licht interagieren.

Weitere Informationen auf der Website des MBI