Virtuelle Realität im klinischen Bereich

Foto IFADO

Der Einsatz von Smartglasses im Gesundheitswesen wird zunehmend diskutiert. Für eine vertrauensvolle Interaktion mit Behandelten ist das Brillendesign entscheidend.

14.07.2023 · News · Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund · Lebenswissenschaften · Forschungsergebnis

Smartglasses bzw. intelligente Brillen kommen schon länger bei der Arbeit im Logistikbereich zum Einsatz. Zunehmend wird jetzt auch ein Einsatz im Gesundheitswesen diskutiert. Anders als in der Logistik sind Gesundheitsberufe aber auf eine vertrauensvolle Interaktion mit Patienten angewiesen. Forschende am Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund (IfADo) haben daher untersucht, wie Patienten das Tragen und die Nutzung von Smartglasses durch Pflegekräfte und Ärzte im Krankenhaus bewerten. Die Studie zeigt, dass das Brillendesign für die Eindrucksbildung am entscheidendsten ist.

Die Entwicklung intelligenter Brillen hat mit der Digitalisierung und künstlicher Intelligenz einen Aufschwung erlebt. Insbesondere die Idee, virtuelle und erweiterte Realitäten in den Alltag einzubinden, hat an Aufmerksamkeit gewonnen. Auch im klinischen Bereich, insbesondere in der Krankenpflege, sollen intelligente Brillen hilfreich sein, um negative Arbeitsergebnisse zu reduzieren und den Stress der Pflegekräfte zu verringern.

Allerdings unterscheiden sich Gesundheitsberufe von anderen Berufen, bei denen Smartglasses bereits eingesetzt werden, dadurch, dass die Interaktion mit dem Patienten im Vordergrund steht. Die Interaktion bildet die Grundlage für eine vertrauensvolle Beziehung zwischen dem Patienten und dem Gesundheitspersonal. Bisher ist es noch unklar, wie sich das Vorhandensein intelligenter Brillen auf diese Interaktion auswirken kann.

Ergebnisse von über 400 Teilnehmenden ausgewertet

Die IfADo-Studie hat nun die visuellen Auswirkungen verschiedener Smartglasses untersucht. Die Forschenden kommen zu dem Ergebnis, dass das Design der smarten Brille entscheidend für die Interaktionsarbeit ist. Personen, die eine Brille mit vertrautem Design tragen, werden ähnlich kompetent und vertrauenswürdig beurteilt wie Personen ohne Brille. Dabei haben größere Brillen mit größeren Headsets und Displays Auswirkungen auf die Beurteilung, während Brillen, die eher wie Lesebrillen gestaltet sind, die Wahrnehmung nicht verändern. Die Teilnehmenden der Studie wünschen sich nicht nur ein unauffälliges Lese- oder Sonnenbrillendesign, sondern betonten auch die Wichtigkeit, Gesichtsmerkmale wie Augen oder nonverbales Verhalten zu sehen.

Diese Ergebnisse legen nahe, dass vor dem Einsatz von Smartglasses nicht nur der Brillennutzer berücksichtig werden sollte, sondern auch der Nutzungskontext und das Design der Brillen. Für Berufe, in denen Face-to-Face-Interaktionen und Beziehungen zu Menschen im Mittelpunkt stehen, wie zum Beispiel im Gesundheitswesen, ist es sinnvoll, neben ergonomischen Merkmalen und Funktionalitäten auch das Design der Smartglasses zu beachten. Darüber hinaus kann es für den Einsatz sinnvoll sein, das Tragen und die Nutzung durch Erklärungen zu begleiten, bis ein breites Publikum mit den Smartglasses vertraut ist.

Originalpublikation

S. Sobieraj, S. Eimler, G. Rinkenauer: Can smart glasses change how people evaluate healthcare professionals? A mixed-method approach to using smart glasses in hospitals, International Journal of Human-Computer Studies, Volume 178, 2023, https://doi.org/10.1016/j.ijhcs.2023.103081.

Weitere Informationen und Kontakt

Pressemitteilung des Leibniz-Instituts für Arbeitsforschung an der TU Dortmund (IfADo)