Ende einer Ära

Genscher und Gorbatschow
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1992: Die Sowjetunion ist zerfallen, auf dem Balkan herrscht Krieg. Die Akten zur Auswärtigen Politik werfen einen geschärften Blick auf Deutschlands neue Rolle im Weltgeschehen.

17.05.2023 · News · Institut für Zeitgeschichte München - Berlin · Geisteswissenschaften und Bildungsforschung · Forschungsergebnis

Mit dem Jahr 1992 endete eine Ära der deutschen Außenpolitik: Hans Dietrich Genscher, seit 1974 Ressortchef im Auswärtigen Amt, gab als dienstältester demokratischer Außenminister der Welt den Stab weiter an seinen Nachfolger Klaus Kinkel. Dieses und weitere zentrale Ereignisse des Jahres 1992 zeichnet der neue Jahrgang der Akten zur Auswärtigen Politik der Bundesrepublik Deutschland nach, der nun druckfrisch im Verlag DeGruyter Oldenbourg erschienen ist.

Bearbeitet vom Editionsteam des Instituts für Zeitgeschichte, erscheint jedes Jahr nach Ablauf der 30-jährigen Sperrfrist ein neuer Band der Editionsreihe und stellt damit bislang nicht zugängliche, darunter auch geheime Akten erstmals der Öffentlichkeit zur Verfügung. Der Jahrgang 1992 führt zurück in eine Zeit, in der sich das wiedervereinigte Deutschland zunehmend in einer neuen Rolle als global player bewähren musste. Eine große Herausforderung stellte der Zerfall der Sowjetunion Ende 1991 dar. Da die ehemaligen Sowjetrepubliken nur noch locker unter dem Dach der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) zusammengehörten und Russland die unmittelbare Rechtsnachfolge der Sowjetunion beanspruchte, waren Konflikte über die „Konkursmasse“ der ehemaligen UdSSR vorprogrammiert. Die drohende Instabilität gefährdete nicht nur das mit der KSZE-Charta von Paris proklamierte neue Zeitalter „der Demokratie, des Friedens und der Einheit“. Sie stellte auch die deutsche Diplomatie vor besondere Herausforderungen, nicht zuletzt, weil auf dem Gebiet der neuen Bundesländer noch Truppen der früheren östlichen Supermacht stationiert waren.

Warnendes Beispiel wurden der blutige Bürgerkrieg und die „ethnischen Säuberungen“ im zerfallenden Jugoslawien, die 1992 insbesondere in Bosnien-Herzegowina zu einer humanitären Katastrophe und massiven Flüchtlingsbewegungen führten. Ganz oben auf der außenpolitischen Agenda standen darüber hinaus die künftigen Kooperationsstrukturen mit den nach Westen strebenden Staaten Mittel- und Osteuropas sowie das Vertragswerk von Maastricht und die GATT-Verhandlungen.

Das Institut für Zeitgeschichte gibt die Akten zur Auswärtigen Politik der Bundesrepublik Deutschland im Auftrag des Auswärtigen Amtes, jedoch in völliger wissenschaftlicher Unabhängigkeit heraus.

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Pressemitteilung des Instituts für Zeitgeschichte München - Berlin (IFZ)