Alternde Erwerbsbevölkerung

Mehr als ein Drittel der Beschäftigten in Deutschland ist über 50 Jahre alt. Neue Karten zur Altersstruktur zeigen, wie stark die einzelnen Regionen vom demografischen Wandel betroffen sind.

17.05.2021 · Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Raumwissenschaften · Leibniz-Institut für Länderkunde · News · Forschungsergebnis

Der demografische Wandel spiegelt sich immer deutlicher in der Altersstruktur der Erwerbstätigen wider: Mehr als ein Drittel der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Deutschland ist heute über 50, in den ostdeutschen Ländern außer Berlin machen die älteren Beschäftigen sogar fast 40 Prozent aus. Deutschlandkarten des Leibniz-Instituts für Länderkunde zeigen, wie stark die einzelnen Regionen von den Alterungstendenzen der letzten Jahre betroffen sind.

Die stärksten Anstiege der über 50-jährigen Beschäftigten im Zeitraum 2008 bis 2019 verzeichnen mit mehr als zwölf Prozentpunkten der Regierungsbezirk Münster, die Region Oberfranken und das Saarland. Deutlich geringer als im Bundesdurchschnitt ist die Dynamik der Alterung in Berlin und der Region Leipzig wie auch in Oberbayern und Hamburg. Diese städtisch geprägten Regionen profitieren von der Zuwanderung jüngerer Menschen aus dem In- und Ausland. Auch wirtschaftsstarke Regionen wie die Regierungsbezirke Darmstadt und Stuttgart sind weniger stark von den Alterungstendenzen betroffen als strukturschwache Regionen wie etwa die Regierungsbezirke Kassel und Braunschweig in Nordhessen beziehungsweise Südniedersachsen.

Klarer Ost-West-Gegensatz bei den jüngeren Beschäftigten

Der Anteil der unter 30-Jährigen an den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ist bundesweit nur geringfügig um zwei Prozentpunkte auf knapp 21 Prozent zurückgegangen. Die im „Nationalatlas aktuell“ des IfL veröffentlichten Karten zeigen allerdings große regionale Unterschiede. In der Oberpfalz, in Niederbayern, Schwaben und der Region Trier liegt der Anteil der jüngeren Erwerbstätigen weiterhin mehr als zehn Prozent über dem Bundesmittel. Dagegen verzeichnen die ostdeutschen Bundesländer mit Ausnahme von Berlin einen massiven Rückgang und rangieren mehr als zehn Prozent unter dem Bundesdurchschnitt.

Ökonomische Ungleichgewichte könnten zunehmen

„Diese Entwicklungen können die ökonomischen Ungleichgewichte innerhalb Deutschlands weiter verstärken, denn die wirtschaftsschwächeren Regionen haben offensichtlich größere Schwierigkeiten, den Generationswechsel zu bewältigen“, erklärt Tim Leibert vom Leibniz-Institut für Länderkunde (IfL) in Leipzig. Dies gelte besonders für Ostdeutschland, wo strukturelle Defizite, etwa in der Branchenstruktur mit einem niedrigen Anteil an Hochtechnologiebetrieben, zu den Belastungen des demografischen Wandels hinzukommen, so der Bevölkerungsexperte.

Ostdeutschland vor besonderen Herausforderungen

Von Berlin abgesehen stehen die Arbeitsmärkte im Osten somit vor einer besonders schwierigen Aufgabe. Viele Beschäftigte werden in den nächsten 15 Jahren in Rente gehen, gleichzeitig gibt es immer weniger Nachwuchskräfte. Tim Leibert: „Es ist abzusehen, dass ein bedeutender Anteil der durch Verrentung freiwerdenden Stellen nicht besetzt werden kann. Angesichts des drohenden Fachkräftemangels warnen manche Experten sogar von einer zweiten Deindustrialisierung in Ostdeutschland.“

Publikation

Leibert, Tim (2021): Alterung und Stillstand auf dem Arbeitsmarkt. In: Nationalatlas aktuell 15 (05.2021) 2 [12.05.2021]. Leipzig: Leibniz-Institut für Länderkunde (IfL).

Weitere Informationen und Kontakt

www.leibniz-ifl.de