Schönheitsprämie in der Politik

Reichstagskuppel
Foto CHRISTIAN LUE/UNSPLASH

Attraktive Abgeordnete glänzen offenbar nicht nur durch Schönheit, sondern auch durch Abwesenheit: Sie fehlen häufiger im Parlament als andere, weil sich ihnen lukrative Nebentätigkeiten bieten.

15.02.2024 · News · ifo Institut Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München e. V. · Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Raumwissenschaften · Forschungsergebnis

Attraktive Politiker fehlen häufiger im Parlament und bringen sich weniger in parlamentarischen Aktivitäten ein. Dies zeigt eine neue Studie des ifo Instituts. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass sich attraktiveren Abgeordneten mehr Gelegenheiten für alternative Tätigkeiten eröffnen und sie diese auch konsequent nutzen. Sie verdienen beispielsweise mehr Nebeneinkünfte und sind häufiger in Talkshows präsent“, sagt ifo-Forscher Timo Wochner.

Gleichzeitig stärken attraktive Politiker durch Medienauftritte und Nebentätigkeiten ihre Popularität und Netzwerke, wovon auch ihre Parteien profitieren können. „Attraktive Menschen genießen oft Vorteile im Leben. Dies gilt auch für die Politik“, sagt Wochner. Politiker, die einen der höchsten Werte auf der untersuchten Schönheitsskala erreichen würden, fehlen um 35% häufiger im Parlament. Aus Nebentätigkeiten erzielen sie 40.000 Euro mehr. Und sie treten 50% häufiger in einer Talkshow auf. Diese Ergebnisse zeigen, dass ökonomische Gesichtspunkte wie Eigennutz- und Popularitätsstreben der Abgeordneten einen Einfluss auf die parlamentarische Aktivität nehmen können. Zu berücksichtigen ist, dass diese Studie keine Aussage über die Qualität der parlamentarischen Arbeit zulässt.

Die Studie basiert auf Daten aus der 17. und 18. Wahlperiode (2009–2017) des deutschen Bundestags. Untersucht wurden die Anwesenheit bei namentlichen Abstimmungen im Plenum, parlamentarische Aktivitäten wie Reden und parlamentarische Anfragen, Nebentätigkeiten und die Präsenz in Talkshows und Zeitungen. Die Attraktivität der Abgeordneten wurde anhand standardisierter Porträts in einer Umfrage unter 372 US-Bürgern auf einer Skala von 1–10 bewertet.

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Pressemitteilung des ifo Instituts - Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München e. V.