Gefördert im Leibniz-Wettbewerb: SEASCAPE

Was erzählt uns ein Steinwall in der Ostsee über steinzeitliche Gesellschaften?

26.02.2025 · HP-Topnews · Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde an der Universität Rostock · Leibniz-Zentrum für Archäologie · Projekte

Von eiszeitlichen Steinwällen bis zu innovativen spektroskopischen Technologien: An dieser Stelle präsentieren wir Ihnen ausgewählte Projekte, die aktuell im Leibniz-Wettbewerb gefördert werden.

Worum geht’s? Das Projekt „SEASCAPE“ in Kürze

2021 entdeckte ein Forschungsteam durch Zufall eine ungewöhnliche, fast einen Kilometer lange Steinreihe am Grund der Mecklenburger Bucht, etwa 21 Meter tief unter Wasser. Die rund 1.500 Steine sind so regelmäßig aufgeschichtet, dass eine natürliche Entstehung unwahrscheinlich erscheint. Die Forschenden kamen zu dem Schluss, dass Eiszeitjäger vor 11.000 Jahren den Wall in der damals noch nicht überfluteten Gegend bauten, um Rentiere in die Enge zu treiben. Es ist das erste Mal, dass eine solche Jagdstruktur im Ostseeraum gefunden wurde – und sie wirft Fragen auf: Bislang galten die Jäger und Sammler der Zeit als sehr mobil. Wie konnten sie also eine solch zeitaufwendige und ortsgebundene Megastruktur errichten? Im Projekt „SEASCAPE“ soll der Steinwall weiter untersucht und die Umgebung auf weitere archäologische Fundstätten hin erkundet werden.

Warum ist das wichtig? Probleme, die das Projekt lösen will

Bauwerke aus der Steinzeit bieten einzigartige Einblicke in frühe Kulturen rund um die Ostsee. Sie sind jedoch rar gesät, da im dicht besiedelten Mitteleuropa nicht viele solcher Bauten überlebt haben. Der kürzlich entdeckte steinzeitliche Wall, makellos im Wasser der westlichen Ostsee erhalten, ist daher ein echter Sensationsfund: Die Erforschung dieser und womöglich weiterer Fundstätten könnte das Verständnis der frühgeschichtlichen Gesellschaften Norddeutschlands grundlegend verändern und neue Details über das Leben des frühen Menschen offenlegen. Insbesondere hofft das Projektteam, mit neuen Forschungserkenntnissen das Wissen über steinzeitliche Wildbeuter-Gruppen erheblich erweitern zu können – und so zu helfen, ihre Lebensweise, Organisation und Jagdmethoden besser zu verstehen.

Worauf freuen Sie sich zum Projektstart am meisten? Eine Frage an die Projektleitung

"Ich freue mich sehr auf die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen der Archäologie. Menschheitsgeschichte und Umweltveränderungen hängen eng zusammen. Deswegen ist die Zusammenarbeit zwischen Ur- und Frühgeschichte und Geowissenschaften sehr erkenntnisreich. Aus geowissenschaftlicher Sicht begeistert mich, dass SEASCAPE auch eine explorative Komponente hat. Mit modernsten hydroakustischen Methoden können wir jetzt Strukturen und Objekte am Meeresboden auflösen, die nur wenige Zentimeter groß sind. Dadurch sind wir heute in der Lage, Dinge zu entdecken, die bisher im Verborgenen lagen."

Dr. Jacob Geersen, Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW)

Wer ist dabei? Die beteiligten Partner

Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW)

Leibniz-Zentrum für Archäologie (LEIZA), Mainz

Universität Rostock

Christian-Albrechts-Universität zu Kiel

Hintergrund: Der Leibniz-Wettbewerb

Das Projekt „SEASCAPE“ wird im Leibniz-Wettbewerb für den Zeitraum von drei Jahren gefördert. Der Wettbewerb unterstützt die Erreichung der strategischen Ziele der Leibniz-Gemeinschaft im Rahmen des Paktes für Forschung und Innovation. Die Projektbewilligungen ermöglichen Forschung auf höchstem Niveau. Insgesamt fördert die Leibniz-Gemeinschaft in der Runde 2025 27 Vorhaben.

Weitere Informationen zum Leibniz-Wettbewerb

Projektdatenbank des Leibniz-Wettbwerbs