Grünland einfacher bewirtschaften
Wiesen und Weiden liefern Tierfutter, dienen als Kohlenstoffspeicher und sorgen für sauberes Grundwasser. Neue digitale Tools sollen ihre Bewirtschaftung erleichtern.
15.03.2021 · Umweltwissenschaften · Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung · News · Projekte
Im Forschungsprojekt „SattGrün“ haben Forschende des Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e. V. in Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen Einrichtungen und Technologieunternehmen in den letzten drei Jahren an technischen Lösungen für wirtschaftliches und ökologisches Grünlandmanagement gearbeitet. Im Abschluss-Workshop des Projekts Ende Februar wurden jetzt die daraus entstandenen Tools vorgestellt.
Landwirtschaftsbetrieben stehen für den Ackerbau eine Reihe von Informationstools zur Verfügung, die Entscheidungshilfen geben, etwa für den besten Zeitpunkt für Düngung oder Pflanzenschutzeinsatz. Bislang waren solche Systeme allerdings nicht für die Grünlandbewirtschaftung erhältlich. Ein wichtiges Ziel des Projektes „SattGrün“ war es daher dazu beizutragen, diese Lücke möglichst zu schließen und ein erstes technologisches Angebot zu schaffen. „Das Projekt hat wertvolle technische Grundlagen für Tools erarbeitet, die für die Bewirtschaftung intensiv genutzter Wiesen nützlich sind“, erklärt Prof. Claas Nendel, Co-Leiter der Forschungsplattform „Datenanalyse und Simulation“ des ZALF und Professor für Landschaftssystemanalyse an der Universität Potsdam. „Darüber hinaus können die Tools Empfehlungen dafür geben, an welchen Standorten Grünland intensiv bewirtschaftet werden sollten, um eine erhöhte Bindung von Kohlenstoff im Boden zu erreichen, und an welchen sich eher eine Extensivierung für mehr Biodiversität anbietet. Diese Informations- und Simulationstools werden in absehbarer Zeit sowohl für Betriebe als auch für die öffentlich-rechtliche Nutzung in Deutschland verfügbar sein.“
Grünland wichtig für Landwirtschaft, Umwelt und Klima
Landwirtschaftliche Flächen bestehen zu 28 Prozent aus Grünland. Wiesen und Weiden liefern Futter für Nutztiere wie Kühe, Schafe und Pferde. Grünland erfüllt aber auch wichtige ökologische Funktionen als Kohlenstoffspeicher und für den Erhalt der Qualität von Grundwasser. „In den letzten Jahren haben wir beobachtet, dass die Produktivität, der Anteil organischer Bodensubstanz und die Artenvielfalt im Grünland abnehmen“, erklärt Nendel. Um den Ertrag von Weiden und Wiesen als Grünfutterquelle und ihre wichtigen ökologischen Funktionen zu erhalten, müssen diese allerdings ebenso wie Ackerland standortgerecht bewirtschaftet werden.
Landwirtschaft und Ökosystemleistungen zusammen gedacht
Die Tools, die auf Grundlage des Projekts „SattGrün“ entstanden sind, geben durch Auswertung hoch aufgelöster Satellitenbilder aus dem Copernicus-Projekt zum Beispiel Informationen darüber, wieviel Biomasse sich im Grünland gebildet hat und können erfassen, welche Grünlandflächen wann gemäht wurden. Die Anwendungen gehen über Informationen für die reine Bewirtschaftung, etwa zur Futtererzeugung, hinaus und geben auch Einschätzungen über sogenannte Ökosystemleistungen von Grünland. Das sind Funktionen von Ökosystemen, die der Gesellschaft Nutzen bringen. Die im Projekt entwickelten Tools simulieren so etwa die Artenvielfalt auf Grünflächen, das Ausmaß von Nitratauswaschung aus dem Boden und die Menge an Kohlenstoff, die das Grünland aus der Atmosphäre aufnimmt und im Boden speichert. Zusätzlich können die Tools Informationen darüber liefern, welche Grünlandflächen sich für welche Nutzungsintensität eignen, um an diesen Standorten bestimmte Ökosystemleistungen zu erzeugen und den Umweltschutz zu unterstützen.
Projektpartner:
Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e. V.
Farm Facts GmbH, Pfarrkirchen
Vista-Geowissenschaftliche Fernerkundung GmbH, München
Humboldt-Universität zu Berlin
Julius Kühn-Institut, Braunschweig
Deutscher Wetterdienst, Braunschweig
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ), Halle/Leipzig