Subventionen anders gestalten
Subventionen von umweltfreundlichen Produkten sind oft wenig effizient, da vor allem finanzstarke Personen davon profitieren. Eine neue Studie präsentiert Ideen, wie man es besser machen kann.
03.07.2023 · News · ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung · Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Raumwissenschaften · Forschungsergebnis
Subventionen helfen, den Verkauf von umweltfreundlichen Produkten wie Lastenrädern oder E-Bikes anzukurbeln. Oftmals werden sie aber nach dem Gießkannenprinzip verteilt. Dadurch profitieren häufig diejenigen, die nicht auf Subventionen angewiesen sind und andere, die sie wirklich benötigen, werden ausgeschlossen. Wie man diese negativen Effekte verringert, zeigen Wissenschaftler des ZEW Mannheim in einer neuen theoretischen Studie. In dieser setzen sie auf die Ungeduld finanzstärkerer Käufer/innen, um Mitnahmeeffekte bei gleichbleibenden Verwaltungskosten zu verringern.
„Oft funktionieren die Fördertöpfe vieler Kommunen oder des Bundes nach dem Prinzip ´Wer zuerst kommt, mahlt zuerst´. Das Verteilen benötigt zwar keine aufwendigen Prüfungen und hält die Kosten niedrig, ist aber nicht sonderlich effizient“, sagt Ko-Autor Prof. Dr. Adrian Hillenbrand, Ökonom im ZEW-Forschungsbereich „Marktdesign“. Sein Kollege Prof. Dr. Thilo Klein ergänzt: „So geht ein Teil der Verbraucherinnen und Verbraucher leer aus, die sich das Produkt ohne finanzielle Förderung nicht leisten können. Die Konsumentinnen und Konsumenten, die ohnehin kaufen würden, freuen sich hingegen über die Förderung, die sie eigentlich nicht benötigen. Dann ist die Förderung nicht nur unfair verteilt, sondern führt auch dazu, dass in Summe weniger umweltfreundliche Produkte wie zum Beispiel Lastenräder auf die Straße kommen.“ Eine naheliegende Lösung wären vorherige Prüfungen – etwa des Einkommens – um Subventionen gerechter zu verteilen. Diese steigern aber Verwaltungsaufwand sowie -kosten.
Geduld zahlt sich aus
Effizienter wäre es, die Subventionen für finanzstärkere Käufer/innen weniger attraktiv zu gestalten, indem man eine Wartezeit zwischen Antragstellung und dem Erhalt der Subvention einführt. „Es mag auf den ersten Blick seltsam erscheinen, das Auszahlen der Förderung zu verzögern. Wir setzen aber auf die relative Ungeduld der finanzstärkeren Personen, die nicht warten wollen und das Produkt sofort ohne Subvention kaufen. Denjenigen, die wirklich auf die Förderung angewiesen sind, bleibt nur die Wahl zwischen Kaufverzicht oder Warten. Deswegen sind sie eher bereit, sich in Geduld zu üben, um die Förderung zu erhalten. Insgesamt würden dadurch aber mehr Lastenräder gekauft“, erklärt ZEW-Marktdesigner und Ko-Autor Atabek Atayev die Idee dahinter. Somit würden Subventionen bei gleichbleibendem Aufwand effizienter vergeben.
Eine Wartezeit-Auktion als Marktdesign-Lösung
Die Herausforderung dabei ist, die ideale Wartezeit zu ermitteln. Sie muss einerseits lang genug sein, damit ungeduldige Verbraucher/innen zum Kauf des Produkts animiert werden – aber sie darf auch nicht so lange sein, dass diejenigen vom Kauf abgeschreckt werden, die auf die Subvention angewiesen sind. Deswegen schlägt ZEW-Ko-Autor Gian Caspari eine Marktdesign-Lösung in Form einer Wartezeit-Auktion vor: „Die interessierten Personen sollen die maximale Zeitspanne nennen, die sie zu warten bereit sind. Nach einer bestimmten Frist werden die „Zeit-Gebote“ ausgewertet und die Subventionen werden an die geduldigsten Verbraucherinnen und Verbraucher ausgegeben. Dieser Prozess verzögert zwar die Auszahlung der Förderung, ist aber effizienter: Diejenigen, die darauf angewiesen sind, bekommen die Subvention. Das führt am Ende zu mehr Lastenrädern auf den Straßen.“ Hillenbrand ergänzt: „Zudem eignen sich Wartezeit-Auktionen nicht nur zum Etablieren von E-Mobilität, sondern können potenziell auch größere bundesweite Subventionen wie für Gebäudesanierungen oder Balkonkraftwerke zielgerichteter machen.“
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Pressemitteilung des ZEW – Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung