Integration in ländlichen Räumen

Häufig zieht es neu in Deutschland ankommende Migranten in die Städte. Ein neuer Leitfaden soll Akteuren in ländlichen Regionen helfen, lokale Willkommenskulturen zu etablieren.

26.04.2022 · News · Leibniz-Institut für Länderkunde · Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Raumwissenschaften · Forschungsergebnis

Das Leibniz-Institut für Länderkunde hat eine Broschüre mit Leitideen für wirksame Maßnahmen zur Integration von Nicht-EU-Bürgern in ländlichen Regionen Mitteleuropas vorgelegt. Die mit „Toolbox“ überschriebene Publikation fasst die zentralen Erkenntnisse aus dem EU-geförderten Forschungsprojekt „Arrival Regions“ zusammen.

In dem „Werkzeugkasten“ werden auf 60 Seiten neun effektive, einfach umzusetzende und praxisnahe Instrumente vorgestellt. Sie sollen Akteuren in ländlichen Räumen helfen, die gesellschaftliche und wirtschaftliche Integration von Migranten zu unterstützen und lokale Willkommenskulturen zu etablieren. „Gerade in ländlichen Regionen braucht es wirksame Unterstützungssysteme und maßgeschneiderte Integrationsansätze“, erklärt der Bevölkerungsgeograph Tim Leibert vom Leibniz-Institut für Länderkunde. Nur so könne verhindert werden, dass neu ankommende Migranten rasch in städtische Regionen abwandern. 

Das Instrumentarium umfasst Module zu den Themen Spracherwerb, Rechtsberatung, Kontaktpunkte, Planung und Organisation der Ankunft, Förderung des generationenübergreifenden Lernens, Navigation durch die Bürokratie, Einbindung von Einheimischen in den Integrationsprozess, Unterstützung der persönlichen Entwicklung sowie Stärkung lokaler Akteure und Netzwerke. Auf jeweils zwei Doppelseiten ist nach einheitlichem Schema zunächst die Bedeutung der Maßnahme beschrieben. Darauf folgen konkrete Umsetzungsschritte und ergänzende Empfehlungen. 

Jedes „Instrument“ wird abgerundet durch das Kurzporträt einer Pilotmaßnahme in einer der neun europäischen Untersuchungsregionen des „Arrival Regions“-Projekts. Mit Blick auf die Bedeutung der ansässigen Bevölkerung im Integrationsprozess wird beispielsweise das Projekt „EMI BLK“ im Burgenlandkreis in Sachsen-Anhalt vorgestellt. Es verwendet den Ansatz der sozialen Innovation und bringt Jugendliche mit Migrationsgeschichte und deutsche Jugendliche unter anderem in teambildenden Camps zusammen. Weitere Maßnahmen wurden in ländlichen Regionen in Kroatien, der Tschechischen Republik, Italien, Polen und Slowenien durchgeführt. Insgesamt haben sich mehr als 900 Zugewanderte aktiv an den Projekten beteiligt.

Empfehlungen an die Politik bilden den letzten Abschnitt des Leitfadens. Sie richten sich an lokale, regionale und nationale Stakeholder und zielen darauf, sozial innovative Ansätze zur Unterstützung der Integration von Migranten erfolgreich zu planen, durchzuführen und aufrechtzuerhalten. „Die Kommunalverwaltungen haben zwar keinen direkten Einfluss auf die Einwanderungsgesetzgebung“, heißt es in der Broschüre. Sie spielten aber eine wichtige Rolle „bei der Förderung eines einladenden und offenen Umfelds in ihren Zuständigkeitsbereichen, indem sie lokale Integrationsstrategien entwickeln, rechtliche und planerische Rahmenbedingungen festlegen und Integrationsmaßnahmen finanziell, ideell und organisatorisch unterstützen.“ 

Der Werkzeugkasten und die Politikempfehlungen zeigen laut den Autoren „Instrumente und Maßnahmen auf, mit denen die soziale und wirtschaftliche Marginalisierung von neu angekommenen Migranten aus Nicht-EU-Staaten verhindert und der soziale Zusammenhalt, gegenseitiges Verständnis und Respekt zwischen der einheimischen Gesellschaft und den Migranten gefördert werden.“

Publikation

Leibert, Tim; Mikhaylov, Roman; Mrazova, Lucia; Svynarets, Serhii (2022): Tool Box – Interreg Central Europe Arrival Regions, Leipzig: Leibniz-Institut für Länderkunde. 

Weitere Informationen und Kontakt

Pressemitteilung des Leibniz-Instituts für Länderkunde (IfL)