Neuer Vizepräsident, neue Wettbewerbsprojekte

Portrait Mittelbach
Foto PRIVAT

Die Leibniz-Gemeinschaft hat sich zu ihrer 30. Jahrestagung in Berlin getroffen. Dabei wurden Projekte im Leibniz-Wettbewerb 2025 bewilligt und ein neuer Vizepräsident gewählt.

02.12.2024 · News · Gemeinschaft

Auf ihrer Jahrestagung hat die Leibniz-Gemeinschaft die Projekte im Leibniz-Wettbewerb 2025 bewilligt – darunter zehn Personenförderungen von Leibniz-Professorinnen und Nachwuchsgruppenleitungen. Außerdem wurde Martin Mittelbach aus Frankfurt am Main zum Vizepräsidenten der Wissenschaftsorganisation gewählt.

Vorstandswahlen

Neuer Vizepräsident der Leibniz-Gemeinschaft ist Martin Mittelbach von der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung in Frankfurt am Main. Der promovierte Jurist ist seit 2021 Administrativer Direktor bei Senckenberg. Er tritt im Vorstand der Leibniz-Gemeinschaft auf der Position des auf Vorschlag des Verwaltungsausschusses nominierten Vizepräsidenten die Nachfolge von Stephan Junker (Museum für Naturkunde Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung, Berlin) an, der nach zwei Amtszeiten nicht erneut kandidierte. Die Amtszeit der Leibniz-Vizepräsidenten beträgt zwei Jahre. Martin Mittelbach studierte Rechtswissenschaften in Bonn und Münster und wurde an der Universität zu Köln mit einer Arbeit zum internationalen Technologierecht promoviert. Es folgten berufliche Tätigkeiten als Rechtsanwalt sowie beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), der europäischen Weltraumagentur ESA und der Alexander von Humboldt-Stiftung.

Für eine weitere zweijährige Amtszeit als Vizepräsidenten wählte die Leibniz-Mitgliederversammlung Matthias Beller vom Leibniz-Institut für Katalyse in Rostock und Sebastian Lentz, ehemaliger Direktor des Leibniz-Instituts für Länderkunde in Leipzig. Zusammen mit Leibniz-Präsidentin Martina Brockmeier, Vizepräsidentin Barbara Sturm vom Leibniz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie in Potsdam und Leibniz-Generalsekretärin Bettina Böhm bilden sie den Vorstand der Leibniz-Gemeinschaft.

Neue Projekte im Leibniz-Wettbewerb

Die Leibniz-Gemeinschaft führt zu ihrer strategischen Weiterentwicklung einen internen Wettbewerb um Fördermittel durch. Der Senat der Leibniz-Gemeinschaft hat für den Leibniz-Wettbewerb 2025 die Förderung von 27 Vorhaben in einem Gesamtumfang von 26,1 Millionen Euro beschlossen:

Acht neue Leibniz-Professorinnen ausgewählt

Insgesamt acht international hervorragend ausgewiesene Wissenschaftlerinnen werden im Rahmen des Leibniz-Professorinnenprogramms nach erfolgter Berufung gefördert. Das Programm trägt nicht nur wesentlich zur Gleichstellung bei, sondern verstärkt auch die Vernetzung und strategische Zusammenarbeit von Leibniz-Einrichtungen mit Universitäten. Mit dem Leibniz-Professorinnenprogramm können sowohl herausragende Wissenschaftlerinnen für die Leibniz-Gemeinschaft gewonnen als auch bereits an Leibniz-Instituten tätige exzellente Wissenschaftlerinnen unterstützt werden.

  • Juliane Fürst (Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam) plant, mit detaillierten Fallstudien die Bewegungen ‚von unten‘ der Perebudova (auf Russisch: Perestroika) in der Ukraine zu dokumentieren, die letztlich in einen Zustand der Dekolonialität für den dann unabhängigen Staat mündeten.
  • Kathleen Hermans (Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Transformationsökonomien in Halle/Saale) will untersuchen, wie Landdegradierung, Klimawandel und nicht-ökologische Faktoren mit sozialen Verwundbarkeiten interagieren und warum manche Menschen ihre Heimat verlassen, während andere bleiben.
  • Julia Herzberg (Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa in Leipzig) geht der Frage nach, wie die in den Berglandschaften des Großen Altai einheimischen Bevölkerungen mit den durch den Klimawandel bedingten landschaftlichen sowie naturräumlichen Veränderungen umgehen.
  • Camila Mazzoni (Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin) untersucht die genomischen Grundlagen neotropischer Säugetiere wie Faultiere, Ameisenbären und Gürteltiere. Das Ziel ist es, aus genomischen Daten Strategien für Naturschutz abzuleiten, um den Schutz und das Überleben dieser Arten in veränderten Lebensräumen zu sichern.
  • Hannah Schneider (Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung in Gatersleben) untersucht die Wurzelmerkmale von Gerste unter verschiedenen Stressbedingungen wie Dürre und erhöhten Temperaturen, um deren Stresstoleranz zu verbessern und letztlich zur Verbesserung des Ertrags von Nutzpflanzen unter veränderten Klimabedingungen beizutragen.
  • Claudia Stephan (Leibniz-Institut für Atmosphärenphysik an der Universität Rostock in Kühlungsborn) will mittels hochauflösender Modellierung der oberen Atmosphäre neuartige Simulationen vom Erdboden bis in den erdnahen Weltraum ermöglichen und eine wichtige Lücke in unserem Verständnis der Atmosphäre schließen.
  • Nadezda Tarakina (INM – Leibniz-Institut für neue Materialien in Saarbrücken) plant die Entwicklung elektronenmikroskopischer Methoden für die nanoskalige und atomar aufgelöste Abbildung von Grenzflächen zwischen harten und weichen Systemen. Die gewonnenen Erkenntnisse könnten neue Hybridmaterialien für energie- und biomedizinische Anwendungen ermöglichen.
  • Katrin Weller (GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften in Mannheim) untersucht, wie die schwer zu fassenden und von ihrer Natur aus als nicht dauerhaft angelegten Diskussionen in den sozialen Medien zu tagesaktuellen Themen für die Geschichtsschreibung fruchtbar gemacht werden können.
Zwei neue Leibniz-Junior Research Groups

Für die Leitung von Leibniz-Junior Research Groups sind zwei herausragende junge Physikerinnen ausgewählt worden. Mit diesem Programm fördert die Leibniz-Gemeinschaft die frühe wissenschaftliche Selbstständigkeit durch die Leitung einer unabhängigen Nachwuchsgruppe:

  • Corinna Kufner (Leibniz-Institut für Photonische Technologien in Jena) erforscht die Rolle ultravioletten Lichts in der Entstehung des Lebens. Ihre Erkenntnisse versprechen Fortschritte in der Entwicklung Synthetischer Zellen oder auch der Biomedizin.
  • Shu Zhang (Leibniz-Institut für Festkörper- und Werkstoffforschung Dresden) untersucht Quantentransportphänomene in quasi-zweidimensionalen magnetischen Systemen. Ihre Forschung verspricht Einblicke in exotische Quantenzustände und Erkenntnisse für neue magnetische Materialien.
Neue Projekte stärken den Transfer und ermöglichen innovative Kooperationen

In einem geförderten Projekt im Programm Leibniz-Transfer wird eine bestehende digitale Plattform für lernbegleitende Diagnostik durch KI-Komponenten erweitert. Diese KI-Komponenten unterstützen Lehrkräfte, informativere Äußerungen von Lernenden zu erhalten und individuelle Fehlermuster zu erkennen und geben passgenaue Rückmeldungen für die weitere Förderung. Darauf aufbauend sollen mit Partnern aus Politik und Praxis Implementationsstrategien für die Fortbildung von Lehrenden entwickelt werden.

Im Programm Leibniz-Kooperative Exzellenz wurden sechs risikoreiche Projekte mit dem Potenzial eines wissenschaftlichen Durchbruchs gefördert, unter anderem Versuche zum Einfluss des Klimawandels auf die Reproduktion von Stechmücken, der Erforschung prähistorischer Megastrukturen in der Ostsee und der Entwicklung innovativer Schlüsseltechnologien für spektroskopische Anlagen. Weitere zehn Projekte befassen sich in besonders innovativen Kooperationen unter anderem mit der Filmgeschichte des Nationalsozialismus und dessen Ideologie und Alltag im deutschen Kino, mit der Entwicklung von KI-gestützten Erhebungsinfrastrukturen zur Verbesserung der Resilienzforschung oder mit der Frage, welchen Einfluss Umweltkontaminanten auf das Geschmacksempfinden haben.

Mehr zum Leibniz-Wettbewerb und den geförderten Projekten

Projektdatenbank Leibniz-Wettbewerb

Kontakt

Christoph Herbort-von Loeper
T 030 206049 471
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