Originelle Fledermausforschung ausgezeichnet

Ahana Aurora Fernandez bei der Arbeit im Feld.
Foto MICHAEL STIFTER

Ahana Aurora Fernandez erhält den Marthe-Vogt-Preis 2022. Die Leibniz-Biologin erforscht, wie sich das Lautrepertoire junger Fledermäsue entwickelt.

31.10.2022 · News · Museum für Naturkunde - Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung · Lebenswissenschaften · Menschen

In ihrer Doktorarbeit am Museum für Naturkunde Berlin und an der Freien Universität Berlin untersuchte sie die Entwicklung des Lautrepertoires von Jungtieren wildlebender Sackflügelfledermäuse. Zu ihren zahlreichen bahnbrechenden Entdeckungen gehört, dass die Jungtiere dieser Fledermausart genau wie Kleinkinder eine „Babbelphase“ genannte vokale Übungsphase durchlaufen – und diese Babbelphase ähnliche Charakteristika aufweist wie die von Menschen. Die Verleihung des Marthe-Vogt-Preises findet im Rahmen der Berlin Science Week am 2. November, 18 bis 20 Uhr, in der Geschäftsstelle der Leibniz-Gemeinschaft, Chausseestraße 111, in Berlin statt. Als Festrednerin wird Ulrike Gote, Senatorin für Wissenschaft, Gesundheit, Pflege und Gleichstellung des Landes Berlin, erwartet.

Ahana Aurora Fernandez hat Soziallaute und ihre Entwicklung bei Jungtieren wildlebender Sackflügelfledermäuse im tropischen Regenwald Costa Ricas und Panamas untersucht und mithilfe origineller Methoden einer noch jungen Disziplin, der vergleichenden Biolinguistik, analysiert. Sie entdeckte nicht nur, dass Jungtiere dieser in Mittel- und Südamerika weit verbreiteten sozialen Fledermausart genau wie Kleinkinder eine „Babbelphase“ durchlaufen, sondern auch, dass Fledermaus-Mütter auf dieses „Babbeln“ mit speziellen Lauten antworten und dabei die Klangfarbe ihrer Stimme ändern. Dieses Phänomen kann ebenfalls in der mütterlichen „Babysprache“ beim Menschen beobachtet werden. Damit ist die Sackflügelfledermaus die einzige bisher bekannte andere Säugetierart neben dem Menschen, die über diese Fähigkeiten verfügt.

Die Doktorarbeit von Ahana Aurora Fernandez trägt wesentlich zu einem vertieften Verständnis der Entwicklung menschlicher Laute und der menschlichen Sprache bei. Sie wurde vom Fachbereich Biologie, Chemie, Pharmazie der Freien Universität Berlin mit der Bestnote „ausgezeichnet“ (summa cum laude) bewertet. Die Jury hebt hervor, dass Ahana Aurora Fernandez in ihrer bisherigen Karriere nicht nur eine ausgesprochen produktive Wissenschaftlerin ist, die Ergebnisse von hoher Originalität in zahlreichen Artikeln in renommierten wissenschaftlichen Zeitschriften wie „Science“ veröffentlicht. Sie ist darüber hinaus auch eine engagierte Wissenschaftskommunikatorin, die mit Veranstaltungen und Podcasts ihre Forschungsergebnisse an die allgemeine Öffentlichkeit vermittelt.

Ahana Aurora Fernandez erklärt: „So erstaunlich es erscheinen mag, Parallelen zwischen Fledermausjungtieren und Menschen zu ziehen – die Forschung zur vokalen Entwicklung von sozialen Säugetieren hilft uns, die zugrundeliegenden kognitiven Fähigkeiten und Mechanismen von komplexer Kommunikation festzustellen und besser zu verstehen. Meine Doktorarbeit zeigt, dass Langzeitstudien an freilebenden Tieren eine Voraussetzung sind, um solch ein komplexes Verhalten im Detail zu erfassen und daraus folgende Erkenntnisse in einen breiten Kontext setzen zu können.“

Seit 2001 vergibt der Forschungsverbund Berlin e.V. (FVB) den Marthe-Vogt-Preis jährlich an eine exzellente junge Forscherin, die auf einem Gebiet tätig ist, das von einem der FVB-Institute bearbeitet wird. Die Auszeichnung ist mit 3.000 Euro dotiert.

Weitere Informationen und Kontakt

Pressemitteilung des Forschungsverbunds Berlin e.V.