Wo leben die jungen Erwachsenen?

Junge Menschen sitzen auf einer Mauer in München
Foto KINGA CICHEWICZ

Eine neue Karte veranschaulicht, an welchen Orten 18- bis 24-Jährige bevorzugt leben. Sie offenbart auch: Besonders unbeliebt sind ländliche Räume in Ostdeutschland.

18.01.2023 · News · Leibniz-Institut für Länderkunde · Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Raumwissenschaften · Forschungsergebnis

Der Bevölkerungsanteil der 18- bis 24-Jährigen beträgt in Deutschland derzeit 7,3 Prozent. Deutlich unter dem Bundesdurchschnitt liegen die Werte in den meisten ländlichen Regionen, insbesondere der neuen Länder. Das verdeutlicht die neue Deutschlandkarte des Leibniz-Instituts für Länderkunde.

Im Alter zwischen 18 und 24 beginnt für viele junge Menschen mit dem Auszug aus dem Elternhaus das eigenständige Leben. Viele von ihnen wechseln an einen anderen Ort, um eine Ausbildung, ein Studium oder eine Berufstätigkeit aufzunehmen. Die daraus resultierenden räumlichen Unterschiede der Altersstruktur veranschaulicht eine Deutschlandkarte, die das Leibniz-Institut für Länderkunde (IfL) in seinem digitalen „Nationalatlas aktuell“ veröffentlicht hat. Um diese Unterschiede besser abbilden zu können, hat der IfL-Bevölkerungsgeograf Tim Leibert die Anteile der 18- bis 24-Jährigen in den 400 Landkreisen und kreisfreien Städten mit dem Bundesdurchschnitt in Beziehung gesetzt.

Die auf dem sogenannten Lokationsquotienten basierende IfL-Karte zeigt ein deutliches Gefälle zwischen Stadt und Land sowie zwischen Ost- und Westdeutschland. Überdurchschnittliche Anteile junger Erwachsener verzeichnen die meisten kreisfreien Städte und kreisangehörige Universitätsstädte wie Gießen, Konstanz, Marburg oder Tübingen. In den 15 größten Städte liegt der Lokationsquotient dagegen nur leicht über dem Mittelwert, teilweise sogar etwas darunter. Grund könnten die für viele Studierende und Berufseinsteiger zu hohen Wohnungs- und Lebenshaltungskosten in den Metropolen sein.

Die Karte verdeutlicht die schwierige demografische Lage in den meisten ländlichen Räumen und insbesondere in den strukturschwachen Regionen Ostdeutschlands. „Überspitzt gesagt könnte man diagnostizieren, dass diese Kreise nicht nur überaltert, sondern auch unterjüngt sind“, erklärt Tim Leibert. Der Demografie-Experte sieht darin ein Warnzeichen für die weitere wirtschaftliche Entwicklung. Einer großen Zahl von Beschäftigten, die in den nächsten 15 Jahren in Rente gehen, stünde eine geringe und rückläufige Zahl von Nachwuchskräften gegenüber. Kurz- bis mittelfristig sei deshalb damit zu rechnen, dass freiwerdende Stellen nur schwer besetzt werden können. Hierdurch könne die wirtschaftliche Existenz einzelner Unternehmen bedroht sein, so Leibert.

Publikation

Leibert, Tim (2023): Wo leben die jungen Erwachsenen?, in: Nationalatlas aktuell 17, Leipzig: Leibniz-Institut für Länderkunde (IfL).

Weitere Informationen und Kontakt

Pressemitteilung des Leibniz-Instituts für Länderkunde (IfL)