Werner-Petersen-Innovationspreis für Sepsis-Wirkstoff

Rund 85.000 Menschen sterben jährlich in Deutschland an einer Blutvergiftung. Hoffnung verspricht ein innovativer antibakterieller Wirkstoff, für den seine Entwickler nun ausgezeichnet wurden.

21.07.2023 · News · Forschungszentrum Borstel, Leibniz Lungenzentrum · Lebenswissenschaften · Menschen · Gründungen

Letzte Woche fand am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel die diesjährige Verleihung des Innovations-Transfer-Preises der Prof. Dr. Werner-Petersen-Stiftung statt. Klaus Brandenburg und Dr. Dr. Karl Mauss von der Firma Brandenburg Antiinfektiva GmbH durften sich in diesem Jahr über den 2. Preis für ihren innovativen antibakteriellen Wirkstoff Aspidasept® freuen. Die Firma Brandenburg Antiinfektiva GmbH ist eine Ausgründung des Forschungszentrum Borstel, Leibniz Lungenzentrum und hat seinen Sitz auf dem Borsteler Campus.

In Deutschland sterben pro Jahr rund 85.000 Menschen an einer Sepsis. Damit stellt die Sepsis, umgangssprachlich auch Blutvergiftung genannt, die dritthäufigste Todesursache in Deutschland dar. Auslöser dieser gefährlichen Erkrankung ist meist eine lokale Infektion, die durch Mikroorganismen, wie Bakterien, Pilze, Parasiten oder Viren verursacht wird und vom körpereigenen Immunsystem nicht in Schach gehalten werden kann.

In der Folge kommt es dann zu einer überschießenden Abwehrreaktion, die zu einer Schädigung des körpereigenen Gewebes und der Organe führt.  „Bei Blutvergiftungen, die durch bakterielle Erreger ausgelöst werden, führt die Freisetzung von sogenannten Pathogenitätsfaktoren – z.B. Zellgiften- der Bakterien zu den lebensbedrohlichen Schädigungen“, so Prof. Klaus Brandenburg, Gründungsmitglied und Namensgeber der Firma Brandenburg Antiinfektiva GmbH. „Während die meisten zugelassenen Medikamente, wie z.B. Antibiotika, versuchen, die Anzahl der Keime im Körper zu reduzieren, haben wir schon frühzeitig einen anderen Weg in unserer Forschung eingeschlagen und einen neuen Wirkstoff entwickelt, der an den Pathogenitätsfaktoren andockt und diese neutralisiert.“

Bei dem von der Borsteler Firma entwickelten Wirkstoff Aspidasept® handelt es sich um eine künstlich hergestellte Eiweißverbindung, die verschiedene Vorteile hat: Sie entwickelt keine Resistenzen gegen die Erreger, ist hochwirksam und zudem günstig in der Herstellung. Der Wirkstoff, der aktuell für die klinische Zulassung vorbereitet wird, zeigt zudem ebenfalls vielversprechende Heilergebnisse bei Haut- und Weichteilinfektionen. „Bei Heilversuchen mit Aspidasept® in Cremeformulierung, die in der Klinik Westerland auf Sylt durchgeführt wurden, konnten wir sehr gute Resultate bei schweren Weichteilinfektionen erzielen. Während antibiotische Therapien wegen mangelnder Wirksamkeit abgebrochen wurden, heilten die Wunden durch den Einsatz des Wirkstoffen Aspidasept® ab“, erläuterte Klaus Brandenburg.

Der Petersen Innovations-Transfer-Preises ist mit 40.000 Euro der hochdotierteste Preis seiner Art in Schleswig-Holstein und wird für zukunftsweisende Produkte verliehen, die im Ergebnis eines Transfers gemeinsam von Wissenschaft und Wirtschaft im Land entwickelt wurden. Er wurde 2017 von der Prof. Dr. Werner-Petersen-Stiftung erstmalig zu ihrem 20-jährigen Bestehen ausgeschrieben und im dreijährigen Turnus vergeben.  

Für die Entwicklung ihres antiinfektiven and antientzündlichen Wirkstoffes wurden Prof. Klaus Brandenburg und Dr. Dr. Karl Mauss am 10.07.2023 im Rahmen der feierlichen Verleihung am GEOMAR in Kiel mit dem 2. Preis ausgezeichnet. Der Hauptpreis ging in diesem Jahr an Professor Dr. Christoph Weber von der Fachhochschule Kiel und Clemens van Zeyl von der Heimdalytics GmbH Kiel für die Herstellung eines Batteriediagnosegeräts zur Wiederaufbereitung von gebrauchten Batteriemodulen. Die Laudatio für den Innovationspreis 2023 hielt Professor Dr.-Ing. Reinhard Koch, Dekan der Technischen Fakultät der CAU.

Bei der Entwicklung von Aspidasept® hatte die Forschungsgruppe Biophysik (Prof. T. Gutsmann) vom Forschungszentrum Borstel, Leibniz Lungenzentrum einen wichtigen Anteil im Bereich der physikalischen Strukturanalyse von Toxinproben und ihre Interaktionsmechanismen mit Aspidasept. Weiterhin gab es wichtige Kooperationen mit der Borsteler Forschungsgruppe Immunbiophysik (Prof. A Schromm) bei der Analyse der durch Aspidasept bewirkten Unterbindung der Toxin-induzierten Entzündungsreaktionen. 

 „Das ist ein toller Erfolg für Klaus Brandenburg und seine Antiinfektiva GmbH und damit auch für das Forschungszentrum Borstel, woraus sie sich ausgegründet hat“, sagt Prof. Ulrich Schaible, Zentrumsdirektor des Forschungszentrums Borstel, Leibniz Lungenzentrum. „Der preisgekrönte Wirkstoff Aspidasept beruht auf der langjährigen Forschung unseres ehemaligen Kollegen, der trotz Ruhestand weiterhin aktiv ist. Es ist schön zu sehen, dass kontinuierliches Forschen über Jahre hinweg nun seine Früchte zeigt und auf diese Weise ein wichtiger Wirkstoff entwickelt wurde, der auch die Basis für weitere antimikrobielle Peptide darstellen könnte.“

Wir gratulieren allen Preisträgerinnen und Preisträgern zu diesem großartigen Erfolg!

Weitere Informationen und Kontakt

Pressemitteilung des Forschungszentrums Borstel, Leibniz Lungenzentrum (FZB)