Zuckersteuer für gesündere Getränke
Die Deutschen lieben ihre Softdrinks, doch zu viel Süßes macht krank. Forschende empfehlen eine Zuckersteuer nach britischem Vorbild.
07.06.2024 · HP-Topnews · DIW Berlin - Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung · Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Raumwissenschaften · Forschungsergebnis
Um die Folgen eines zu hohen Zuckerkonsums – sowohl für einzelne Personen als auch für die Allgemeinheit – abzumildern, wird auch in Deutschland immer wieder die Einführung einer Zuckersteuer diskutiert. In Dänemark gab es zwischenzeitlich eine solche Steuer auf zuckerhaltige Getränke. Wie eine aktuelle Studie aus der Abteilung Staat des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) zeigt, waren die Erfahrungen mit der dänischen Steuer jedoch gemischt. Als die Steuer im Jahr 2012 stark erhöht wurde, tranken die Dän*innen im Durchschnitt zwar deutlich weniger zuckerhaltige Getränke. Allerdings reduzierten die Personen, die ihren Zuckerkonsum wenig unter Kontrolle haben, ihren Softdrink-Konsum trotz um elf Prozent höherer Preise im Vergleich zu Menschen mit hoher Selbstkontrolle kaum (nur um vier Prozent im Vergleich zu 19 Prozent). Als die dänische Regierung die Steuer im Jahr 2014 komplett abschaffte (woraufhin die Preise um 23 Prozent sanken), kauften beide Gruppen etwa ein Viertel mehr Softdrinks im Vergleich zu der Zeit, als die hohe Zuckersteuer Bestand hatte.
„Zu viel Zucker macht krank und verursacht hohe Kosten – nicht nur individuell, sondern beispielsweise über Krankenkassenkosten sowie Arbeits- und Steuerausfälle auch für die Gesellschaft insgesamt“, sagt Renke Schmacker, Studienautor und wissenschaftlicher Mitarbeiter der Abteilung Staat im DIW Berlin. „Eine pauschale Steuer auf zuckerhaltige Getränke wie in Dänemark wäre aber kein Allheilmittel, denn gerade diejenigen, die ihren Zuckerkonsum nicht unter Kontrolle haben und denen eine Steuer helfen könnte ihren Konsum zu reduzieren, reagieren nicht unbedingt auf eine solche Steuer. Die Studie zeigt, dass es auf die richtige Ausgestaltung der Steuer ankommt“, so Schmacker.
Vorbild in Sachen Zuckersteuer eher Vereinigtes Königreich als Dänemark
Für seine Berechnungen hat Schmacker Daten von GfK Consumertracking Scandinavia aus Dänemark genutzt. In diesem Datensatz scannen Konsument*innen die Produkte, die sie gekauft haben, und erhalten dafür Bonuspunkte. So konnten Konsument*innen über mehrere Jahre verfolgt und Änderungen in ihrem Konsumverhalten analysiert werden. Die Selbstkontrolle der untersuchten Personen wurde anhand eines psychologischen Fragebogens ermittelt, in dem die Konsument*innen beispielsweise ihre Zustimmung zu den Aussagen „Ich bin gut darin, Versuchungen zu widerstehen“ oder „Ich habe Schwierigkeiten, mit schlechten Gewohnheiten zu brechen“ angegeben haben. Die Ergebnisse zeigen, dass eine wichtige Zielgruppe der dänischen Zuckersteuer, also die Konsument*innen mit geringer Selbstkontrolle, nicht zwingend auf höhere Preise reagiert.
Um Menschen mit geringer Selbstkontrolle zu helfen, brauche es daher Instrumente, die Produzenten zuckerhaltiger Getränke dazu veranlassen, ihre Produkte gesünder zu machen, so Schmacker. Eine gestaffelte Zuckersteuer nach dem Vorbild des Vereinigten Königreichs sei dafür eine gute Lösung: Das Vereinigte Königreich hat 2018 eine stufenweise Steuer auf zuckergesüßte Getränke eingeführt, die Getränke je nach Zuckergehalt besteuert. Dies gab den Produzenten einen Anreiz, den Zuckergehalt in ihren Getränken zu reduzieren, damit diese unter einen niedrigeren Steuersatz fallen. Die überwiegende Mehrheit der Produzenten hat darauf reagiert und den Zuckergehalt ihrer Produkte gesenkt. „Durch eine solche stufenweise Zuckersteuer entsteht ein Anreiz, der Produzent*innen dazu bewegt, den Zuckergehalt der Getränke deutlich zu reduzieren – teilweise ohne die Getränke teurer zu machen“, erklärt Schmacker.
Weitere Informationen und Kontakt
Studie im DIW Wochenbericht 23/2024
Pressemitteilung des DIW Berlin - Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung