Stimmen für die Gleichberechtigung

Zwei Männer halten Händchen, in Anzügen mit Ansteckblumen
Foto MAICO PEREIRA/UNSPLASH

Ihr „Ja“ hat sich gelohnt: CDU/CSU-Abgeordnete, die 2017 bei der namentlichen Abstimmung für die „Ehe für alle“ stimmten, konnten davon bei der Bundestagswahl profitieren.

29.06.2021 · Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Raumwissenschaften · ifo Institut Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München e. V. · News · Forschungsergebnis

Wähler*innen haben Unionsabgeordnete belohnt, die für die „Ehe für alle“ stimmten. Das zeigt eine Studie zur Bundestagswahl 2017, die zum vierten Jahrestag der „Ehe für alle“ im ifo Schnelldienst erscheint. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass der Erststimmenanteil bei Unionsabgeordneten, die für die „Ehe für alle“ stimmten, um 1,29 Prozentpunkte höher lag als bei Unionsabgeordneten, die dagegen stimmten“, sagt Niklas Potrafke, Co-Autor der Studie und Leiter des ifo Zentrums für öffentliche Finanzen und politische Ökonomie. Die wirtschaftliche Lage im Wahlkreis spielte bei der Bewertung der CDU/CSU-Kandidat*innen nur eine untergeordnete Rolle.

Grundlage der Studie sind die Veränderungen der Erststimmenanteile bei CDU/CSU-Politiker*innen von der Bundestagswahl 2013 auf 2017. Dabei haben die Befürworter*innen der „Ehe für alle“ weniger Erststimmen verloren als die Gegner*innen. Mittelwertvergleiche zeigen, dass der Erststimmenanteil der Befürworter*innen um 6,02 Prozentpunkte und der der Gegner*innen um 8,65 Prozentpunkte sank.

„In unserem Modell berücksichtigen wir, dass die Veränderung des Stimmenanteils und das Abstimmungsverhalten zur Ehe für alle auch von anderen Faktoren beeinflusst ist. Zu diesen Faktoren zählen beispielsweise der AfD-Stimmenanteil, die Arbeitslosenquote und das Alter oder Geschlecht der Abgeordneten“, sagt Potrafke. Die Änderung der Arbeitslosenquote zeigt dabei keinen Effekt auf die Änderung des Erststimmenanteils der Union in den Wahlkreisen. „Dies legt nahe, dass das Abstimmungsverhalten zur Ehe für alle für die Wähler eine größere Rolle spielte als die wirtschaftliche Entwicklung im Wahlkreis“, sagt Potrafke.

Vor vier Jahren, am 30. Juni 2017, fand im Deutschen Bundestag eine namentliche Abstimmung zur Einführung der gleichgeschlechtlichen Ehe („Ehe für alle“) statt. 393 Abgeordnete stimmten für und 226 Abgeordnete gegen die „Ehe für alle“. Vier Abgeordnete enthielten sich und sieben waren nicht anwesend. Unter den CDU/CSU-Abgeordneten stimmten 225 gegen und 75 für die Ehe für alle. Vier enthielten sich und fünf waren nicht anwesend. Insgesamt sank der Erststimmenanteil der Union von 45,96 Prozent bei der Bundestagswahl 2013 auf 38,03 Prozent in 2017.

Publikation

Kauder, Björn/Potrafke, Niklas (2021): Im Zeitgeist? Wähler belohnen Unionsabgeordnete für die Unterstützung der Ehe für alle, in: ifo Schnelldienst, 2021, 74, Nr. 08. 

Weitere Informationen und Kontakt

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