Technologie sucht Geld

Gruppenfoto der Start-up-Teams
Foto ANGELIKA DANIEL/LEIBNIZ-GEMEINSCHAFT

Beim ersten „4Investors Day“ präsentieren 39 junge Forschungsunternehmen ihre Geschäftsideen vor Investoren.

10.05.2023 · News · Gemeinschaft · Gründungen

Beim „4Investors Day“ Ende März in München haben 39 Gründerteams und junge Unternehmen aus den vier großen deutschen außeruniversitären Forschungsorganisationen ihre Geschäftsideen zum ersten Mal gemeinsam vor zahlreichen Investoren präsentiert. Die Leibniz-Gemeinschaft hatte zehn Start-up Projekte aus den Bereichen Lebenswissenschaften und High-Tech aus ihren Instituten nominiert.

Die erstmals  gemeinsam von der Fraunhofer-Gesellschaft, der Helmholtz-Gemeinschaft, der Max-Planck-Gesellschaft und der Leibniz-Gemeinschaft organisierte Veranstaltung stieß auf bemerkenswertes Interesse. Aus intensiven Gesprächen zwischen Investoren und Gründungsteams ergaben sich viele vereinbarte Anschlusstermine, um das gegenseitige Interesse zu vertiefen. Auf zwei Bühnen präsentierten sich die Teams aus der Wissenschaft vor interessierten Venture-Capital-Gesellschaften, Business Angels und weiteren potentiellen Investoren. An umliegenden Präsentationsständen traten die Teams in den individuellen Austausch mit den Investoren.

Für Start-ups, die Risikokapital für Frühphaseninvestitionen suchen, ist der Kontakt zu Investoren erfolgsentscheidend. Forschungsintensive Ausgründungen benötigen fremdes Kapital für ihre Produktentwicklung, da langwierige Studien und Zulassungsverfahren notwendig sind, bevor ihre Produkte die Marktreife erreicht haben. Deshalb brauchen Gründungsteams in ihrer Frühphase neben öffentlichen Förderangeboten auch Zugang zu Risiko- oder Wagniskapital.

Leibniz-Gründungsvorhaben

Folgende Leibniz-Gründungsvorhaben präsentierten sich auf dem Investors Day:

MicroAcoustiX aus dem Leibniz-Institut für Festkörper- und Wirkstoffforschung Dresden: Entwicklung der nächsten Generation der Zell-, Blutplasma- und Biomarker-Separation – ohne die Nutzung teurer, sperriger und arbeitsintensiver Zentrifugen. Der CleanPlasma-Separator als Laborgerät bzw. als integrierbares Modul ermöglicht die automatisierte, effiziente und extrem schonende Herstellung von hochreinen Blutplasmaproben für die Analyse krankheitsspezifischer Biomarker. Dabei werden die Hürden herkömmlicher Zentrifugationsverfahren mit einem völlig neuen technologischen Ansatz basierend auf der Kombination von Mikrofluidik und hochfrequenten Schallwellen überwunden.

Framework Robotics GmbH aus dem Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde bietet mit einer anpassungsfähigen Plattform für Tauchroboter und umfangreichen Servicepaketen ganzheitliche Lösungen für die Bewältigung von Herausforderungen in Wassertiefen von 0-6000m an. Im Vertrieb konzentriert sich Framework Robotics auf den Verkauf und die Vermietung von Hardware aus dem entwickelten Systembaukasten, inklusive Service für Betrieb und Wartung. Die adressierten Marktsegmente sind Offshore-Wind, Marikultur, Tauchdienstleistungen, Sicherheit und Wissenschaft.

MicroQuasar Technologies aus dem Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie Greifswald entwickelt Plasmaprint-Verfahren, die Unternehmen in den Bereichen Biowissenschaften und Mikrofabrikation dabei helfen, hochauflösende Oberflächenstrukturen und funktionale Beschichtungen effizient und nachhaltig zu erzeugen, indem sie maskenlose Atmosphärendruck-Plasmatechnologien einsetzen.

Evolime GmbH aus dem Leibniz-Institut für Verbundwerkstoffe Kaiserslautern kann mit der patentierten CompSpoke-Technologie kostengünstig extrem leichte Fahrradspeichen aus Faserkunststoffverbund (FVK) herstellen und dem Radsport die leichtesten Laufräder der Welt präsentieren. Evolime produziert Speichen, verbaut diese in Laufrädern und verkauft sie unter der Marke ONE-K Wheels im Direktvertrieb und im Fachhandel.

OpenUC2 GmbH aus dem Leibniz-Institut für Photonische Technologien in Jena: UC2 ist eine modulare Mikroskopie Toolbox, mit der Rapid Prototyping in der Optik möglich ist und somit vergleichsweise kurze Produktzyklen erreicht werden können. UC2 ist ökonomischer als bestehende Lösungen, hat einen kleineren Footprint und ist durch die verwendeten Materialien sogar portabel. Damit kann ein Paradigmenwechsel erreicht werden, da das Gerät zur Probe und nicht wie bisher anders herum erreicht werden kann. Durch seine bereits etablierte Open-Source Community hat UC2 ein grundlegendes Netzwerk von Enthusiasten und unterstützenden Entwicklern sowie Nutzern weltweit aufbauen können. Das bereits gegründete Unternehmen " openUC2 GmbH" bietet professionelle unpack-and-go Lösungen für den Alltagseinsatz in universitärer Forschung und (Firmen) R&D sowie Lernsets für die (schulische) Ausbildung und Universitätskurse an.

Curediab Metabolics Research GmbH aus dem Deutschen Diabetes-Zentrum, Leibniz-Institut für Diabetes-forschung an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf: Präklinische Entwicklung von Modulatoren des GABA-A Rezeptors als eine innovative, „first-in-class“ Therapie der stoffwechselinduzierten Lebererkrankung mit dem Ziel der klinischen Validierung einschließlich IP Exit Strategie. Das Produkt schützt in einem frühen Stadium Leberzellen gegen Lipotoxizität, indem der Zelltod und hiermit verknüpfte Prozesse deutlich gehemmt werden. Weiterhin zeigt das Produkt in Zellkulturen und im Tierexperiment eine ausgeprägte anti-fibriotische Wirkung. Die entwickelten Produkte verhindern somit die Komplikationen der Fettlebererkrankung und reduzieren das Risiko von Transplantationen und Leberkarziom.

Lachesis AI aus dem Leibniz-Institut für Altersforschung – Fritz Lipman Institut in Jena entwickelt eine "Alterungsuhr", d. h. eine KI-gestützte Methode, die das biologische Alter und die potenzielle Lebensspanne vorhersagen kann. Alterungsuhren werden als Biomarker genutzt, um die Auswirkungen von Interventionen zur Verlängerung der menschlichen Lebensspanne zu beurteilen.

TRYPTO Therapeutics aus dem Leibniz-Forschungsinstitut für Molekulare Pharmakologie entwickelt eine Reihe neuartiger, patentrechtlich geschützter Wirkstoffe zur Behandlung serotoninbezogener Krankheiten wie dem Karzinoidsyndrom und der pulmonalen Hypertonie bis zur Marktreife. Die Wirkstoffe bilden eine neuartige Klasse von TPH-Inhibitoren (TPHi) mit nanomolarer Aktivität in vitro und in vivo (in zellbasierten Tests und im Tiermodell). Sie unterscheiden sich in ihrer Struktur und ihrem Bindungsmodus von den TPHi, die derzeit auf dem Markt sind oder klinisch untersucht werden. Die erste TPHi-Verbindung zur Behandlung des Karzinoidsyndroms und der pulmonalen Hypertonie ist derzeit bereit für den Übergang von der akademischen Forschung zu einer gezielten pharmazeutischen Entwicklung.

AnisoTec aus dem DWI-Leibniz Institut für Interaktive Materialien: In der frühen Phase der Arzneimittelprüfung versagen flache Petrischalen und Tiere bei der Vorhersage der Toxizität und Wirksamkeit von Arzneimitteln im menschlichen Körper, was dazu führt, dass 90 % der klinischen Versuche fehlschlagen. AnisoTec ermöglicht die Herstellung von 3D-Testmodellen mit genauen anatomischen Strukturen, die dem menschlichen Gewebe ähneln. Die patentierte Technologie ist das einzige verfügbare System, das sowohl Injektionsfähigkeit (macht es automatisierbar) als auch Orientierungsfähigkeit (ahmt menschliche Gewebestrukturen nach) in einem Hydrogel anbietet.

HyPhoX aus dem Leibniz-Institut für innovative Mikroelektronik kombiniert mit einer  patentierten Technologie Vorteile von Labor- und Schnelltests und schafft so ein universelles Testsystem für verschiedene Flüssigkeiten. Die Technologie nutzt fortschrittliche, photonische Sensoren, die auf einem patentierten Ansatz und den Herstellungsverfahren aus der Mikroelektronik aufsetzen. Auf dieser Basis will HyPhoX das MobiPIC-Produkt, bestehend aus einer Sensorplattform, Schnelltests und der digitalen Integration für verschieden Anwendungsszenarien entwickeln und auf den Markt bringen.

Video

Leibniz-Gründungen beim "Startup Investor Day" (youtube)

Kontakt

Christine Wennrich
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