Weizenexport: Mit dem Einfluss steigt die Verantwortung

Hand hält Weizenpflanze in einem Weizenfeld
Foto PAZ ARANDO/UNSPLASH

EU und Schwarzmeerregion übernehmen die Führungsrolle auf dem globalen Weizenmarkt. Daraus resultiert eine große Verantwortung beim weltweiten Kampf gegen den Hunger.

21.07.2021 · Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Raumwissenschaften · Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Transformationsökonomien · News · Forschungsergebnis

Der globale Weizenhandel hat weltweit zugenommen. In den letzten 20 Jahren sind die Weizenimporte um 53 Prozent auf 179 Millionen Tonnen gestiegen. Ursächlich dafür ist die Importnachfrage asiatischer und afrikanischer Länder aufgrund wachsender Bevölkerungszahlen und steigender Einkommen. Im IAMO Policy Brief 41 beleuchten die IAMO Wissenschaftler Osama Ahmed, Thomas Glauben, Maximilian Heigermoser und Sören Prehn die aktuellen Entwicklungen im globalen Weizenhandel und reflektieren die neue Rolle der EU und der Schwarzmeerregion bei Exporten.

Aktuell gehören der Nahe Osten und Nordafrika zu den größten Importeuren von Getreide. So führte Ägypten im Jahr 2020/2021 die Spitze an, Algerien und Marokko folgten auf den Plätzen vier und acht. Historisch gesehen wurden die sogenannten MENA-Länder primär von den USA mit Weizen beliefert. In jüngster Zeit haben jedoch Schwarzmeer-Exporteure wie Russland, die Ukraine und Kasachstan, aber auch die EU ihre Weizenexporte in die Region deutlich ausgeweitet.

Zeitgleich ist seit Mitte des letzten Jahrzehnts zu beobachten, dass der Euronext-Terminmarkt für die Preisfindung auf internationalen Weizenmärkten gegenüber den bisher dominierenden US-Terminmärkten an Bedeutung hinzugewonnen hat. Tatsächlich scheinen die US-Terminmärkte seit 2015 zunehmend auf Veränderungen an der Euronext (MATIF) zu reagieren und nicht mehr umgekehrt.

Im IAMO Policy Brief konstatieren die Autoren, dass sich die Führungsrolle im weltweiten Weizenexport von den USA auf die EU und die Schwarzmeerregion verschoben hat. Daraus resultiere eine größere Verantwortung, wenn es um die Versorgung der Weltbevölkerung mit Nahrungsmitteln und damit um den Kampf gegen Hunger und Unterernährung geht.

Um den Herausforderungen gerecht zu werden, empfehlen die Wissenschaftler eine engere Kooperation zwischen den großen westlichen und östlichen Volkswirtschaften und warnen vor den Gefahren eskalierender Wirtschaftssanktionen und Gegensanktionen. Denn solche Markteingriffe stören die Handelsbeziehungen und benachteiligen importbedürftige Entwicklungsländer. IAMO-Direktor Thomas Glauben unterstreicht: „Es ist eine Binsenweisheit, dass internationale Geschäftsbeziehungen nicht nur das wirtschaftliche Wohlergehen der Menschen befördern, sondern auch zur Milderung internationaler Konflikte beitragen können. Die Erwartung, dass man eigene Interessen und Wertvorstellungen in anderen Ländern durch den Abbruch von Wirtschaftsbeziehungen durchsetzen kann, ist naiv.“

Publikation

Ahmed, Osama; Glauben, Thomas; Heigermoser, Maximilian; Prehn, Sören (2021): Mit großem Einfluss kommt große Verantwortung: Die EU und die Schwarzmeerregion übernehmen die Führungsrolle auf dem globalen Weizenmarkt. IAMO Policy Brief No. 41, Halle (Saale).

Weitere Informationen und Kontakt

www.iamo.de