Weniger Patente, mehr Qualität

Aufgeschlagenes Notizbuch mit gezeichneten Entwürfen, darauf ein Bleistift
Foto MED BADR CHEMMAOUI/UNSPLASH

Wenn das Geld knapp ist, bringen Unternehmen weniger Innovationen hervor. Dies muss jedoch keinen Qualitätsverlust bedeuten – im Gegenteil.

27.07.2023 · News · Leibniz-Institut für Finanzmarktforschung SAFE · Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Raumwissenschaften · Forschungsergebnis

Gibt es in Unternehmen weniger Innovationen im Zusammenhang mit geringeren finanziellen Mitteln, stechen diese Innovationen qualitativ deutlich heraus. Den kausalen Zusammenhang zwischen der Kreditvergabe von Banken und unternehmerischer Innovationstätigkeit legen Wissenschaftler des Leibniz-Instituts für Finanzmarktforschung SAFE in einem SAFE Working Paper dar. Anhand der dabei verwendeten Daten haben die Autoren das Patentierungsverhalten und die Beziehungen der Unternehmen zu ihren Banken im Detail untersucht.

„Eine geringere finanzielle Ausstattung bedeutet für Unternehmen häufig auch, dass weniger Innovationen in diesen Unternehmen entstehen. Jedoch bedeutet das nicht zwingend einen Qualitätsverlust, im Gegenteil“ stellt Uwe Walz, einer der Autoren der Studie, fest.

Innovationstätigkeit abhängig vom Kreditstatus

Für ihre Arbeit haben die Forscher den Beschluss der europäischen Staats- und Regierungschefs von Oktober 2011 zur Bankenrekapitalisierung in den EU-Mitgliedstaaten ausgewertet und analysiert, der nach der Finanzkrise von 2008 wieder Vertrauen in den europäischen Bankenmarkt schaffen sollten. Auf Basis dieses Beschlusses koordinierte die Europäische Bankenaufsichtsbehörde kurz darauf zusammen mit den nationalstaatlichen Aufsichtsbehörden den Kapitalbedarf der Kreditinstitute. Die höheren Kapitalanforderungen der Rekapitalisierung konnten Banken jedoch häufig nur bedienen, indem sie weniger Kredite an Unternehmen vergaben. Das wiederum führte gleichzeitig zu einer geringeren Innovationstätigkeit auf Unternehmensebene. So hat sich die Anzahl der neu eingereichten Patentmeldungen deutlich verringert.

Weniger Patentanmeldungen, mehr Qualität

„Es gab zwar weniger Patentmeldungen, aber die Zitierungen in späteren Patentanmeldungen, die Patentfamiliengröße – also die Größe der Gruppe von Patentanmeldungen, die einen ähnlichen technischen Inhalt betreffen, Rücknahmen und die Erteilungsdauer haben sich merklich verbessert“, erklärt Studienautor Walz weiter und untermauert dadurch die These der Autoren, dass weniger Geld zwar weniger, aber bessere Innovationen bedeuten.

Das SAFE Working Paper hält abschließend fest, dass ein vereinfachter Zugang zu finanziellen Mitteln nicht zwangsläufig zu besseren Innovationen und höherem Produktionswachstum führt. Um den Gesamteffekt zu beurteilen, braucht es eine differenziertere Betrachtung der Ergebnisse vor dem Hintergrund der Bankenrekapitalisierung.

SAFE Working Paper zum Download

Weitere Informationen und Kontakt

Pressemitteilung des Leibniz-Instituts für Finanzmarktforschung SAFE