„Wir müssen reden“

Islamistische und rassistische Anschläge als Thema für den Unterricht: Eine neue Handreichung bietet Lehrkräften praxisrelevante Unterstützung.

16.02.2022 · News · Georg-Eckert-Institut - Leibniz-Institut für internationale Schulbuchforschung · Geisteswissenschaften und Bildungsforschung · Forschungsergebnis

Die neue kostenfreie Handreichung „Islamistische und rassistische Anschläge – ein Thema für Unterricht und Schule“ beleuchtet die pädagogischen, didaktischen und schulrechtlichen Herausforderungen, vor denen Lehrkräfte und Schulen nach islamistischen oder rassistischen Anschlägen stehen. Wie können sie sensibel gegenüber individuellen Bedrohungsgefühlen oder Rassismuserfahrungen im Nachgang von Anschlägen im Unterricht agieren? Wie über Bilderverbot und Prophetendarstellungen im Unterricht sprechen? Welche digitalen Materialien und welche didaktischen Konzepte bieten dabei Unterstützung? Diese und weitere Fragen beantwortet die Handreichung in ihren drei Teilen „Hintergrund“, „Unterrichtspraxis“ und „Schule und Schulentwicklung“.

Das inhaltliche Spektrum der Beiträge reicht vom Umgang mit Reaktionen auf Schweigeminuten über Möglichkeiten der Arbeit zu Karikaturen und Satire bis hin zu Fragen von Schulentwicklung und Kommunikation in der Schulöffentlichkeit. Allen Beiträgen geht es um die Sensibilisierung für unterschiedliche biografische Erfahrungen im ‚globalen Klassenzimmer‘, aber auch um lebensweltliche, medienpädagogische und theologische Zugänge zu Fragestellungen im Zusammenhang mit Identität, Religiosität und unterschiedlichen sozialen und familiären Hintergründen. Ergänzt werden die Beiträge durch Hinweise auf praxisrelevante Literatur, Webseiten sowie Formate und Materialien für den Unterricht.

Anlass der Zusammenarbeit war der islamistisch motivierte Mord an dem französischen Geschichtslehrer Samuel Paty im Oktober 2020, der auch in Deutschland viele Schulgemeinschaften aufgewühlt hat. Dabei war es den beteiligten Trägern wichtig, sowohl über islamistische als auch über rassistische Anschläge, wie sie in Hanau und Halle stattgefunden haben, zu sprechen. ‚Am Tag danach‘ stehen Pädagog*innen in Schule und Jugendarbeit vor der schwierigen Aufgabe, mit Kindern und Jugendlichen über die Ereignisse zu sprechen. Denn Nachrichten über gewalttätige Anschläge erschüttern und bewegen auch junge Menschen.

„Informationen zu Lebenswelten und spezifischen Erfahrungen von Jugendlichen – zum Beispiel mit Diskriminierung und Nichtzugehörigkeit – sollen Lehrkräften dabei helfen, die Wahrnehmungen und Gefühle und die mitunter irritierenden Reaktionen nach Anschlägen besser einzuschätzen und gemeinsam Formen des Gedenkens zu finden,“ erläutert Prof. Dr. Riem Spielhaus, Islamwissenschaftlerin und Leiterin der Abteilung Wissen im Umbruch des GEI. „Gesprächsangebote, Diskussionen und Austauschformate jenseits des klassischen Unterrichts zielen nicht nur auf den Moment der Beklemmung, sondern verändern grundsätzlich das Klima im Klassenraum und in der Schule.“

Die Handreichung geht auf eine Webtalk-Reihe zurück, die im Frühjahr 2021 veranstaltet wurde. Die Webtalk-Reihe und die Handreichung wurden vom Leibniz-Institut für Bildungsmedien | Georg-Eckert-Institut in Zusammenarbeit mit ufuq.de, der bpb, dem Museum für Islamische Kunst in Berlin und der Bildungsstätte Anne Frank umgesetzt. Übergeordnetes Ziel der Zusammenarbeit ist es, zu einer wertschätzenden, vielfältigen und inklusiven Gesellschaft beizutragen.

Zur Handreichung (PDF) 

Weitere Informationen und Kontakt

www.gei.de