Leibniz-Senat nimmt zu Einrichtungen in Hamburg, Mannheim und Münster Stellung

Berlin. Der Senat attestierte sowohl dem Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNI) als auch dem ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung GmbH hohe Leistungen und empfahl Bund und Ländern, die Einrichtungen weiterhin gemeinsam zu fördern. Im Fall des Leibniz-Institut für Arterioskleroseforschung (LIFA) empfiehlt der Senat, die gemeinsame Förderung nicht fortzuführen.

07.07.2010 · Pressemeldung · Leibniz-Gemeinschaft - Evaluierung

Das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNI) sei, so der Senat der Leibniz-Gemeinschaft in seiner heute veröffentlichten Stellungnahme, ein international weit sichtbares, anerkanntes Kompetenzzentrum für Tropenmedizin. Kennzeichnend für das Institut sei dabei die enge Verbindung von Grundlagenforschung mit klinischer Umsetzung in Diagnostik und Therapie. In den letzten Jahren hätten Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen wesentliche Beiträge in der tropenmedizinischen Forschung erbracht. Der Senat bescheinigt in den Arbeitsgruppen und Abteilungen am BNI sehr gute, teilweise sogar exzellente wissenschaftliche Leistungen. Bund und Ländern empfiehlt der Senat, die gemeinsame Förderung des Instituts fortzuführen.

Die unweit der Hamburger Landungsbrücken gelegene Forschungseinrichtung blickt auf eine über hundertjährige Geschichte zurück. 1900 gegründet als Institut für Schiffs- und Tropenkrankheiten, u.a. zur Behandlung von Matrosen, liegt sein Aufgabengebiet heute in der Klinik, der Epidemiologie und der Bekämpfung von Tropenkrankheiten (z. B. Malaria, Amöbiasis oder hämorrhagische Fieber), ihrer Reservoirtiere und Überträger.

Aufbauend auf seinen Forschungen habe das Institut, so der Senat, ein schlüssiges Gesamtkonzept für seine zukünftige strategische Entwicklung vorgelegt, mit dem klinische, Labor- und Feldforschung noch gleichmäßiger als bisher gewichtet würden. Begrüßt wird insbesondere die vorgesehene Stärkung der Feldforschung in Endemiegebieten. Die internationale Wettbewerbsfähigkeit des BNI werde auch dadurch gestärkt, dass Bund und Länder mit einem jüngst eröffneten Erweiterungsbau einschließlich aufwändiger Hochsicherheitslabore zukunftsweisend in die wissenschaftlich Infrastruktur des Instituts investiert hätten.

Das ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung GmbH in Mannheim sei, so hält der Senat der Leibniz-Gemeinschaft in seiner heute veröffentlichten Stellungnahme fest, eine außerordentlich erfolgreiche und zukunftsträchtige Einrichtung der anwendungsbezoge-nen empirischen Wirtschaftsforschung. International sehr gut sichtbar gehöre das ZEW zu den führenden Wirtschaftsforschungsinstituten in Europa. Der Senat empfiehlt daher Bund und Ländern, die gemeinsame Förderung fortzuführen. Als kennzeichnend für das ZEW hebt der Senat die erfolgreiche Integration von Forschung, wirtschaftspolitischer Beratung und Qualifizierung des wissenschaftlichen Nachwuchses hervor, die in ihrer Gewichtung einzigartig sei.  

Das ZEW befasse sich schwerpunktmäßig mit den Herausforderungen an Wirtschaft und Wirtschaftspolitik, die sich aus der Internationalisierung der Wirtschaft und insbesondere der europäischen Integration ergäben. Methodisch sei das ZEW von theoriebasierten Verfahren der empirischen Wirtschaftsforschung geprägt, der Schwerpunkt liege in der angewandten Mikroökonometrie. Der Senat stellt fest, dass die Forschungsleistungen des ZEW sehr gut seien. Auch habe das ZEW wissenschaftliche Standards in der wirtschaftspolitischen Beratung in Deutschland gesetzt. Das ZEW halte eine Reihe von umfangreichen wichtigen Da-tenbeständen vor (u.a. Finanzmarkttest, Mannheimer Innovationspanel, KfW/ZEW-Gründungspanel, European tax analyzer) und betreibe einen sehr erfolgreichen Wissens-transfer an die fachliche und allgemeine Öffentlichkeit. Der Senat hält die Überlegungen der ZEW-Leitung für sinnvoll, den Zuschnitt einzelner Forschungsbereiche weiter zu entwickeln und deutlicher zu fokussieren. Dabei solle, so der Senat, auch die interdisziplinäre Verbindung von volks- und betriebswirtschaftlichen Ansätzen im Blick behalten werden.

Der Senat der Leibniz-Gemeinschaft empfiehlt Bund und Ländern, die gemeinsame Förderung des Leibniz-Instituts für Arterioskleroseforschung (LIFA) nicht fortzuführen. Es sei nicht gelungen, ein neues wissenschaftliches Gesamtkonzept für das Institut zu entwickeln, so der Senat. Die Ausarbeitung eines solchen Konzepts wäre notwendig gewesen, da die bisher im Mittelpunkt stehende Prospektive Cardiovaskuläre Münster-Langzeitstudie (PRO-CAM) nicht mehr den zentralen Forschungsgegenstand des LIFA und sein Alleinstellungsmerkmal darstelle. Sehr gute Leistungen auf unterschiedlichen Themenfeldern würden nicht so zusammengeführt, dass hinreichende Ansatzpunkte für ein kohärentes und auf die Arteriosklerose ausgerichtetes gemeinsames Forschungsprogramm zu erkennen seien. Angesichts der grundlegenden, in der heute veröffentlichten Stellungnahme im Einzelnen erläuterten Kritikpunkte sieht der Senat die Anforderungen nicht mehr erfüllt, die an eine von Bund und Ländern gemeinsam geförderte außeruniversitäre Einrichtung gestellt werden.

Die Stellungnahme des Senats im Wortlaut finden Sie hier.

Pressekontakt für die Leibniz-Gemeinschaft
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Hintergrund

Der Senat der Leibniz-Gemeinschaft evaluiert in einem Zeitraum von maximal sieben Jahren die Einrichtungen der Leibniz-Gemeinschaft. Auf der Grundlage der Senatsstellungnahmen überprüfen Bund und Länder in der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK), ob die Voraussetzungen für die gemeinschaftliche Förderung der Leibniz-Einrichtungen weiterhin gegeben sind. Der Senat ist extern besetzt, das Evaluierungsverfahren strikt unabhängig. Zur Durchführung der Evaluierungen hat der Leibniz-Senat den Senatsausschuss Evaluierung (SAE) eingesetzt. Zur Evaluierung der einzelnen Institute bildet der SAE Bewertungsgruppen, die aus international renommierten und unabhängigen Wissenschaftlern zusammengesetzt sind. Die Bewertungsgruppen besuchen die Institute und bilden sich anschließend auf der Grundlage von Textmaterialien, Institutsdaten sowie Interviews und Diskussionen mit den Institutswissenschaftlern eine Meinung über die wissenschaftliche Qualität und Bedeutung der Einrichtung.  

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