Leibniz-Senat verabschiedet positive Förderempfehlungen zu drei Leibniz-Instituten in Essen, Potsdam und Gatersleben

Der Senat der Leibniz-Gemeinschaft hat auf seiner Sitzung am 22. März 2006 in Berlin die weitere Förderung des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) in Essen, des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung (DIfE) in Potsdam-Rehbrücke sowie des Leibniz-Instituts für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) in Gatersleben empfohlen. Allen drei Leibniz-Instituten bescheinigt er überregionale Bedeutung und stellt fest, dass Bund und Länder ein gesamtstaatliches wissenschaftspolitisches Interesse an der Arbeit der Institute haben. Der Senat empfiehlt Bund und Ländern, diese Einrichtungen für die nächsten sieben Jahre weiter gemeinsam zu fördern.

22.03.2006 · Pressemeldung · Leibniz-Gemeinschaft - Evaluierung

Das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung in Essen (RWI) hat sich laut Urteil des Senats zu einem dynamischen Forschungsinstitut entwickelt. Der neue Präsident habe nach seinem Amtsantritt im Jahre 2002 in bemerkenswert engagierter und konsequenter Weise einen inhaltlichen und institutionellen Umbruch eingeleitet. Das RWI Essen füllt nach Auffassung des Senats mit seiner Methodenkompetenz im mikroökonometrischen Bereich eine Lücke in der empirischen Wirtschaftsforschung. Damit schaffe das Institut maßgebliche Voraussetzungen nicht nur für eine empirisch fundierte Politikberatung, sondern auch für einen Forschungsansatz, mit dem es sich von den anderen außeruniversitären Wirtschaftsforschungsinstituten abhebe. Verbesserungsbedarf sieht der Senat bei der Zahl der Veröffentlichungen in begutachteten Zeitschriften und der Höhe der eingeworbenen Drittmittel. Zudem empfiehlt er dem RWI Essen eine Fokussierung des Forschungsprogramms und die Aufgabe der gegenwärtigen Themenvielfalt. Bei der inhaltlichen Neuausrichtung solle das Institut stärker als bisher an seine traditionellen Stärken anknüpfen. Besonders hervorgehoben wird der Beitrag des RWI Essen zur Nachwuchsförderung im Rahmen der Ruhr Graduate School in Economics, einem mit drei benachbarten Universitäten getragenen Graduiertenprogramm. Insgesamt sieht der Senat gute Chancen, dass das RWI Essen in einigen Jahren auf ausgewählten Forschungsfeldern und in der wissenschaftlichen Politikberatung mit sehr guten Ergebnissen aufwartet, die auch international Beachtung finden.

Das Deutsche Institut für Ernährungsforschung in Potsdam-Rehbrücke (DIfE) nimmt nach Meinung des Leibniz-Senats eine herausragende Rolle in der Neuaufstellung der Ernährungswissenschaft in Deutschland ein. Seit seiner letzten Evaluierung habe sich das DIfE, besonders unter der Leitung seines neuen Direktors, äußerst positiv entwickelt. Durch interdisziplinär angelegte Grundlagenforschung leistet das DIfE nach Einschätzung des Senats wichtige Beiträge zur Kenntnis der Zusammenhänge von Ernährung und Gesundheit. Die Erforschung des metabolischen Syndroms weise dem DIfE ein Alleinstellungsmerkmal zu, das ihm eine große nationale Bedeutung verleihe. Die Publikationen des DIfE betrachtet der Senat als qualitativ hochwertig, in einigen Fällen als exzellent. Angesichts der Zahl der Wissenschaftler am Institut könne die Anzahl der Publikationen aber noch erhöht werden. Die Einwerbung begutachteter Drittmittel wurde vom DIfE in den vergangenen Jahren deutlich gesteigert. Diese Entwicklung sollte nach Meinung des Senats unbedingt fortgesetzt werden. Der Senat empfiehlt dem DIfE, sich seiner Führungsrolle in der Ernährungswissenschaft in Deutschland bewusst zu sein, verstärkt Projekte auch auf EU-Ebene zu initiieren und sich als Katalysator für die Weiterentwicklung der Ernährungsforschung und Ernährungsmedizin in Deutschland zu verstehen. Wenn das DIfE den eingeschlagenen Weg weiter fortsetzt, sieht der Senat gute Chancen für das Institut, sich auch international zu einer führenden Einrichtung für die Ernährungsforschung zu entwickeln.

Das Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung in Gatersleben (IPK) wird vom Senat als Leuchtturm auf dem Gebiet der Kulturpflanzenforschung in Deutschland gesehen. Es gehöre zu den großen, international anerkannten Zentren der modernen Pflanzenforschung, dessen Leistungen sich auf einem sehr hohen wissenschaftlichen Niveau bewegten. Das IPK publiziere eine sehr große Zahl von Aufsätzen in international renommierten Fachzeitschriften und habe erhebliche Drittmittel in wettbewerblichen Verfahren eingeworben. Zudem habe das IPK eine Reihe von Patenten angemeldet und Firmen ausgegründet, mit denen insgesamt 100 neue Arbeitsplätze geschaffen werden konnten. Die weltweit bedeutende Genbank des Instituts betrachtet der Senat als Alleinstellungsmerkmal des IPK, die zusammen mit der auf ihr beruhenden Forschung das zentrale Element im Forschungsprofil des Instituts sei und weiter gepflegt werden solle. Der Senat begrüßt den Forschungsfokus auf der Gerste und empfiehlt dem Institut, sich verstärkt an der Sequenzierung des Gerstengenoms zu beteiligen, um die auch international anerkannte Position des Instituts weiter auszubauen. Hinsichtlich der Nachwuchsförderung wird dem IPK empfohlen, ein strukturiertes Doktorandenprogramm gemeinsam mit der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg zu entwickeln. Neben den wissenschaftlichen Leistungen erbringt das IPK nach Auffassung des Senats auch wichtige Serviceleistungen durch Abgabe von Sammlungsmustern. Das IPK erfüllt nach Einschätzung des Senats eine national und international bedeutende Aufgabe in der Pflanzenforschung, die keine andere Einrichtung wahrnehmen kann.

Der Senat der Leibniz-Gemeinschaft evaluiert in einem Zeitraum von maximal sieben Jahren die Einrichtungen der Leibniz-Gemeinschaft. Auf der Grundlage der Senatsstellungnahmen überprüfen Bund und Länder in der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung (BLK), ob die Voraussetzungen für die gemeinschaftliche Förderung der Leibniz-Einrichtungen weiterhin gegeben sind. Der Senat ist extern besetzt, das Evaluierungsverfahren strikt unabhängig. Zur Durchführung der Evaluierungen hat der Leibniz-Senat den Senatsausschuss Evaluierung (SAE) eingesetzt. Zur Evaluierung der einzelnen Institute bildet der SAE Bewertungsgruppen, die aus international renommierten und unabhängigen Wissenschaftlern zusammengesetzt sind. Die Bewertungsgruppen besuchen die Institute und bilden sich anschließend auf der Grundlage von Textmaterialien, Institutsdaten sowie Interviews und Diskussionen mit den Institutswissenschaftlern eine Meinung über die wissenschaftliche Qualität und Bedeutung der Einrichtung. Die Evaluierungsergebnisse werden in Bewertungsberichten dokumentiert, die die Grundlagen für die Stellungnahmen des Senats zur Weiterförderung der Einrichtungen bilden. Zur Leibniz-Gemeinschaft gehören 84 außeruniversitäre Forschungsinstitute und Serviceeinrichtungen für die Wissenschaft. Leibniz-Institute arbeiten nachfrageorientiert, interdisziplinär und im gesamtstaatlichen Interesse. Die Institute beschäftigen rund 13.000 Mitarbeiter, ihr Gesamtetat beträgt ca. 1. Mrd. Euro. Sie werden gemeinsam von Bund und Ländern finanziert. 

Die Stellungnahmen des Senats im Wortlaut finden Sie hier.