Statement zum Krieg in der Ukraine

Das Leibniz-Forschungsnetzwerk „Östliches Europa“ veröffentlicht eine Erklärung zum Krieg in der Ukraine und zu Kontakten mit Kolleginnen und Kollegen in Russland.

18.03.2022 · News · Geisteswissenschaften und Bildungsforschung · Gemeinschaft

„Der Angriffskrieg der Russischen Föderation gegen die Ukraine hat unermessliches Leid über die Menschen in der Ukraine gebracht und zu einer dramatischen Zuspitzung auf internationaler Ebene geführt. Das hat auch unmittelbare Auswirkungen auf Forschung und Wissenschaft. Der Beschuss ziviler Ziele durch die russische Armee hat nicht nur wissenschaftliche Einrichtungen und Infrastrukturen in Mitleidenschaft gezogen; er zerstört auch die moralischen Grundlagen wissenschaftlicher Zusammenarbeit. In Deutschland gibt es viele Hilfsangebote, die sich auch an wissenschaftliche Kolleginnen und Kollegen aus der Ukraine richten, die in Not geraten und auf der Flucht vor Gewalt sind. Es braucht darüber hinaus ein breites Engagement mit dem Ziel, die ukrainischen Einrichtungen in dieser schweren Zeit zu unterstützen und das reiche historische und kulturelle Erbe des Landes für zukünftige Generationen zu bewahren.

Die Leibniz-Gemeinschaft, die durch das Leibniz-Netzwerk Östliches Europa über umfassende Kompetenz und zahlreiche Kontakte in die Region verfügt, hat am 7. März einen eigenen Matching-Fond zur Unterstützung eingerichtet. Sie hat ihren Mitgliedseinrichtungen auch nahegelegt, alle institutionellen Kooperationen mit staatlichen Einrichtungen und Wirtschaftsunternehmen in der Russischen Föderation zu suspendieren. Sie spricht allen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die sich trotz der verschärften Repression gegen den Krieg ausgesprochen haben, ihren Respekt aus. Viele Forschende an Leibniz-Einrichtungen arbeiten seit langem direkt mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Russland und Belarus zusammen. Sie haben diese individuellen Kontakte auf die fundamentalen Werte von Freiheit, Selbstbestimmung und gegenseitiger Wertschätzung gebaut. Solche persönlichen Beziehungen werden sie wo immer möglich fortführen, denn sie stellen zugleich eine wichtige Verbindung zur Zivilgesellschaft in Russland und Belarus dar. Diese Form der Kommunikation halten wir in einer Situation, in der unabhängige Informationen zunehmend unterdrückt werden, für eine dringliche gesellschaftliche Aufgabe von Wissenschaft.“

Das „Leibniz-Forschungsnetzwerk Östliches Europa“

Seit 2015 kooperieren zahlreiche Leibniz-Institute mit inhaltlichem Bezug zu Osteuropa disziplinübergreifend im „Leibniz-Forschungsnetzwerk Östliches Europa“, um die Forschung zu dieser Region und den Austausch zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit zu fördern. Daraus ergeben sich Möglichkeiten der Zusammenarbeit in der Politikberatung, im Wissen-schaftsdialog, in Forschungskonsortien, bei Infrastrukturen und in der Karriereförderung.

Regional umfasst das Portfolio des Forschungsnetzwerks die östlichen Mitglieder der Europäischen Union ebenso wie die südosteuropäischen EU-Beitrittskandidaten, die Russische Föderation, die Ukraine, die Republik Moldau, Belarus sowie die Staaten des Kaukasus und Zentralasiens.

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