
II · Expertenwissen für alle: Brennpunktthemen im digitalen Zeitalter
Zu diesen Brennpunktthemen könnten anschließend als Ergänzung zur Berichterstattung wissenschaftlich fundierte Infoboxen angeboten werden, die automatisch generiert werden, niederschwellig und domänenunabhängig sind. In einer Pilotphase könnte die Leibniz-Gemeinschaft dieses Angebot auf Grundlage von LeibnizOpen etablieren und anschließend sowohl auf andere Datenbanken als auch auf weitere Zielgruppen, beispielsweise Museen, ausweiten.
Fallbeispiel II
Auch im Jahr 2025 sind wieder bundesweit extreme Wetterphänomene aufgetreten: Stürme haben Häuser abgedeckt und Ernten vernichtet, extreme Regenfälle ließen Keller überfluten und Hitzewellen führten zu einer Überlastung der medizinischen Versorgungseinrichtungen. Ist es sinnvoll, sich auch in Deutschland auf eine Zukunft mit mehr Wetter- und Klimaextremen einzustellen? Wie müssen Häuser gebaut oder renoviert werden, um Schäden durch außergewöhnliche Wetterphänomene standzuhalten? Wie sollte man sich als Bürger auf Hitzewellen vorbereiten?
Derartige Fragen werden im Fallbeispiel mit Mitteln wissenschaftlicher Stichhaltigkeit zielgruppenspezifisch aufbereitet und beantwortet. Auch andere gesellschaftliche Brennpunktthemen werden auf diese Weise in den Blick genommen. Innovative digitale Angebote und Schnittstellen sollen dabei den Austausch zwischen Wissenschaft und Bürgerinnen und Bürgern unterstützen.
Die voranschreitende Digitalisierung eröffnet neue Möglichkeiten, wissenschaftliche Erkenntnisse für bestimmte Zielgruppen aufzubereiten und niederschwellig verfügbar zu machen. Zahlreiche Leibniz-Institute verfügen als forschungsbasierte Infrastruktureinrichtungen über umfangreiche Fachkenntnisse in den Bereichen Wissenstransfer und Wissenschaftskommunikation. Diese Expertise ermöglicht es nicht nur, Wirtschaft und Politik bei tatsachenbasierten Entscheidungen zu unterstützen. Sie kann auch dafür genutzt werden, wissenschaftliche Erkenntnisse für die breite Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Im Fallbeispiel Expertenwissen für alle — Brennpunktthemen im digitalen Zeitalter soll ein integriertes Angebot entwickelt werden, das allgemeinverständlich aufbereitete, wissenschaftliche Informationen zu aktuellen und gesellschaftlich relevanten Themen zur Verfügung stellt. Solche Brennpunktthemen sind beispielsweise Klimawandel, gesellschaftliche Auswirkungen des Digitalen Wandels oder lebenslanges Lernen. Mithilfe innovativer Schnittstellen sollen sich diese Inhalte in bereits bestehende Systeme und Angebote einbinden lassen. Ausgangsbasis ist in einer Pilotphase Literatur aus den Beständen von LeibnizOpen, dem frei zugänglichen Portal für Forschungspublikationen aller Leibniz-Institute. Nach erfolgreicher Evaluierung der Pilotphase werden weitere Informationen, etwa aus der Leibniz-Datenabfrage oder direkt von den Leibniz-Einrichtungen, eingebunden.
Mithilfe moderner Technologien (u. a. Learning Analytics) und interdisziplinärer Forschung soll dabei ein anpassungsfähiges und dynamisches datenbankgestütztes Angebot entstehen, das es erlaubt, Wissen in angemessener und allgemeinverständlicher Form zu kommunizieren. In diesem Kontext kooperieren wir mit bestehenden Leibniz-Initiativen, wie dem Leibniz-Netzwerk Citizen Science oder dem Leibniz-Forschungsverbund Open Science. Diese Art der Wissenschaftskommunikation ermöglicht es, auch bildungsferne Schichten zu erreichen und die Idee der Offenen Wissenschaft (Open Science) auf breiter gesellschaftlicher Basis zu realisieren.
Forschungsergebnisse und Forschungsdaten stehen zunehmend auf öffentlich zugänglichen Dokumentenservern (Repositorien) bereit. Die damit verbundene Transparenz der Forschung inklusive ihrer Methoden und Ergebnisse wird von nationalen und internationalen Forschungsinstitutionen gefördert. Dennoch werden wissenschaftliche Erkenntnisse in der Öffentlichkeit häufig nicht zur Kenntnis genommen. Oft ist darüber hinaus eine Wissenschaftsskepsis und -feindlichkeit in der Gesellschaft zu beobachten. Das kann mehrere Gründe haben. Erstens sind die wissenschaftlichen Erkenntnisse oft in Repositorien gespeichert, von denen die Bevölkerung gar nichts weiß. Zweitens sind Forschungsergebnisse häufig kompliziert und in einer für die Allgemeinheit nur schwer verständlichen Sprache zusammengefasst. Dasselbe trifft auch auf bildliche Darstellungen wissenschaftlicher Erkenntnisse zu.
Expertenwissen für alle setzt genau hier an: Es setzt eine offene Schnittstelle für allgemeinverständlich aufbereitete wissenschaftliche Erkenntnisse um. Grundlage für diese Schnittstelle ist ein zweistufiger Prozess. In einem ersten Schritt werden wissenschaftliche Trends mithilfe moderner statistischer Verfahren identifiziert (Stichwort: Learning Analytics). Diese werden allgemeinverständlich aufbereitet, indem die wesentlichen Aussagen in einfacher Sprache und mithilfe verständlicher Abbildungen zusammengefasst werden. Diese Inhalte werden in einer zentralen Datenbank gespeichert. In einem zweiten Schritt wird die (mediale) Berichterstattung mittels ähnlicher statistischer Verfahren beobachtet und eingeordnet. So lässt sich erkennen, ob in den Medien über bestimmte Themen häufiger berichtet wird. Mit passenden Ergebnissen aus der Datenbank kann dann darauf reagiert werden. Berichten Journalisten also über ein Thema, zu dem in der Datenbank Inhalte hinterlegt sind, bekommen sie diese automatisch angeboten und können sie in das eigene Format einbetten.
Eine Besonderheit des konkreten Fallbeispiels ist dessen Plattform- und Portalunabhängigkeit. Die Informationen werden in Infoboxen dargestellt, die sich in jedes journalistische und wissenschaftliche Angebot einbinden lassen. So könnte beispielsweise in Medienberichten über extreme Wetterphänomene eine Infobox der Leibniz-Gemeinschaft integriert werden, in der zentrale Befunde zur aktuellen Klimaforschung in einfacher und verständlicher Sprache zusammengefasst werden. Zusätzlich lassen sich bei Bedarf auch (interaktive) Grafiken einbetten, in denen beispielsweise Langzeiteffekte abgebildet werden. Jedes journalistische und wissenschaftliche Format kann diese Expertenwissen-Infoboxen einbinden. Einerseits werden dadurch Forschungsergebnisse für viele Menschen zugänglich gemacht. Andererseits wird eine vertiefte Auseinandersetzung mit wissenschaftlichem Arbeiten angestoßen.
Ein Beispiel für eine derartige Technologie ist die Google-Suche, bei der die gewünschten Informationen zunehmend bereits auf der Ebene der Suchergebnisse für die Nutzer in Infoboxen aufbereitet sind. So wird etwa bei den Suchergebnissen zur Abfrage »Wetter Berlin« schon die gewünschte Auskunft präsentiert und es muss keine weitere Internetseite besucht werden. Gleiches gilt für Währungsumrechnungen (z. B. »50 USD in EUR«) und Größenumrechnungen (z. B. »40 Zoll in cm«). Die Einbettung solcher Infoboxen bringt Nutzern große Vorteile, denn sie erhalten die gesuchten Informationen dadurch schnell und ohne Umwege. Allerdings ist dies bisher nur für einfache statische Daten möglich.
Der Ansatz von Expertenwissen für alle geht weit darüber hinaus, denn weiterführende Inhalte sollen textbasiert und (interaktiv-)visuell präsentiert werden. Bei einem Artikel zum Thema »Wetter« können beispielsweise auch Informationen zur Klimaforschung angeboten werden. Diese Zusammenhänge würden veranschaulicht durch entsprechende Grafiken und Textbausteine (z. B. »Langfristige Messungen zeigen, dass mit einer Steigerung der CO2-Konzentration in der Luft sowohl die mittlere Temperatur als auch die Anzahl von Hochwasserereignissen steigt.«). Diese ergänzenden Elemente können von den Betreibern der jeweiligen Plattform eingebunden werden. Die Informationen, die in einer Expertenwissen-Infobox präsentiert werden, lassen sich jeweils anpassen. Zum einen kann die Redaktion der jeweiligen Plattform entscheiden, in welcher Tiefe sie angezeigt werden sollen. Zum anderen finden sich immer auch Hinweise und Links, die zu weiterführenden Angaben leiten.
Der Tatsache, dass wissenschaftliche Informationen häufig kontrovers und konfliktreich sind, wird mit der Schaltfläche »Was sagen andere?« Rechnung getragen. Dahinter finden sich weitere Meinungen und auch Erklärungen dafür, wie sich (wissenschaftliche) Quellen in Bezug auf ihre Glaubwürdigkeit einordnen lassen. Unter »Wie hat man das untersucht?« gibt es Angaben zur wissenschaftlichen Methode. Dort können zum Beispiel auch Video-Tutorials zum Thema »Klimamodelle« verlinkt werden. Oder das hinter dem Experiment stehende Prinzip wird in verständlicher Art und Weise erläutert. Der Link »Wo kann ich mehr erfahren?« führt schließlich zu weiterführenden Angaben — beispielsweise zu Hinweisen auf Citizen-Science-Projekte mit unmittelbaren Beteiligungsmöglichkeiten oder zu wissenschaftlichen Publikationen.
An diesem Vorhaben sind mehrere Leibniz-Institute beteiligt: das Deutsche Institut für Erwachsenenbildung — Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen (DIE), das Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID) und das Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft (ZBW).
Das DIE forscht zu Fragen des Lernens und Lehrens Erwachsener. Dies schließt insbesondere Forschungen zum Quellenbewusstsein, zur Gestaltung von Visualisierungen sowie die Erforschung von adaptiven Schnittstellen mit ein. In einem Kooperationsprojekt mit dem Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) in Kaiserslautern untersuchte das DIE beispielsweise, inwiefern sich Unterschiede in der intellektuellen Leistungsfähigkeit der Rezipienten auf die Wahrnehmung visueller Informationen auswirken. Dies zeigt, wie wichtig die Berücksichtigung individueller Voraussetzungen bei der Gestaltung adaptiver Schnittstellen ist. Das ZPID bringt seine Expertise im Bereich der Förderung evidenzbasierten Denkens ein. Zentrale Forschungsfragen des ZPID drehen sich darum, wie man Bürgerinnen und Bürger dabei unterstützen kann, wissenschaftliche Befunde aus der Psychologie und den Gesundheitswissenschaften adäquat zu interpretieren, wissenschaftliche und wissenschaftsbasierte Quellen zu identifizieren sowie Unterschiede in der Stichhaltigkeit solcher Quellen zu erkennen. Darüber hinaus stellt das ZPID sein Labor für projektbezogene Befragungen (Online-Panel des ZPID) sowie für Studien zur Benutzerfreundlichkeit (Präsenzlabor mit moderner Ausstattung für Blickbewegungs- und Beobachtungsstudien) zur Verfügung.
Das ZBW forscht seit Langem im Themenfeld Offene Wissenschaft (Open Science). Es betreibt seit vielen Jahren den Blog MediaTalk, im dem innovative und komplexe Inhalte für die Öffentlichkeit verständlich aufbereitet werden. In Forschungsarbeiten befasst sich das ZBW zudem damit, wie sich wissenschaftliche Publikationen mit Informationen aus Blogs, etwa von Zeitungen, verknüpfen lassen. Im Kontext von Fake News haben Schülerinnen und Schüler im ZBW-Projekt YES! — Young Economic Summit einen algorithmusbasierten Ansatz entworfen, um Falschmeldungen zu identifizieren. Zudem war das ZBW im Rahmen eines EU-Projekts an der Entwicklung einer ähnlichen Anwendung beteiligt (»Take the content to the user, not the user to the content«). Alle Ergebnisse und die entstandene Expertise können im Rahmen des Fallbeispiels weitergenutzt werden.
Die fachübergreifende und prinzipielle Offenheit des Fallbeispiels ermöglichen es, weitere Partner zu beteiligen. Dies betrifft sowohl andere wissenschaftliche Infrastruktureinrichtungen und Forschungsmuseen (beispielsweise die Technische Informationsbibliothek (TIB — Leibniz-Informationszentrum Technik und Naturwissenschaften oder das FIZ Karlsruhe — Leibniz-Institut für Informationsinfrastruktur) als auch andere bildungswissenschaftliche Institute (wie das Deutsche Institut für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF) oder das Leibniz- Institut für Wissensmedien (IWM)) der Leibniz-Gemeinschaft. Die jeweiligen Schwerpunkte dieser Einrichtungen erlauben es, sowohl weitere wissenschaftliche Disziplinen inhaltlich zu erschließen als auch auf Seiten der Nutzer weiter zu differenzieren.
Auch die Cochrane Collaboration, ein weltweites Netz von Wissenschaftlern und Ärzten, hat sich dem Ziel verschrieben, Befunde aus medizinischen und epidemiologischen Studien allgemeinverständlich aufzuarbeiten und einer breiten Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Allerdings werden diese ausschließlich über eigene Portale vermittelt und beziehen aktuelle öffentliche Debatten kaum mit ein. Unser Vorhaben geht weiter.
Um das Fallbeispiel umzusetzen, braucht es Fachwissen in der Informationswissenschaft und Informatik sowie psychologische Expertise aus den Bereichen pädagogische Psychologie und Mensch-Computer-Interaktion (Human Computer Interaction). Mithilfe statistischer bzw. linguistischer Verfahren werden wissenschaftliche und mediale Trends identifiziert. Für die allgemeinverständliche Aufarbeitung werden Methoden entwickelt, mit deren Hilfe sich diese wissenschaftlichen Inhalte zielgruppengerecht darstellen lassen.
Basis des Fallbeispiels ist die bedeutungsmäßige Aufarbeitung von großen Textsammlungen. Dabei werden statistische (und/oder ggf. linguistische) Verfahren genutzt, mit deren Hilfe sich Häufungen bestimmter Themen in großen Textmengen erkennen lassen. Zum einem geschieht dies auf Seite der wissenschaftlichen Literatur. Dabei greifen wir zunächst auf die Publikationen aus LeibnizOpen zurück. Kooperationspartner bei diesem Schritt ist das Institut für Deutsche Sprache (IDS) in Mannheim, das durch seine fachwissenschaftliche Begleitung zur Qualitätssicherung beiträgt. Die identifizierten Themen werden für Bürgerinnen und Bürger in Form von kurzen, verständlichen Zusammenfassungen und einfachen Visualisierungen aufbereitet. Diese Informationen werden in einer Datenbank gespeichert. Die Erarbeitung der schriftlichen Zusammenfassungen und Visualisierungen basiert auf bestimmten Regeln, die mithilfe psychologischer Forschung aufgestellt werden. Zum anderen wird mit ähnlichen Verfahren die mediale Berichterstattung strukturiert.
Bei der Gestaltung der Expertenwissen-Infobox richten wir das Augenmerk zunächst auf die Konflikthaftigkeit von Informationen und die visuelle Gestaltung. Dabei tragen wir der Tatsache Rechnung, dass wissenschaftliche Erkenntnisse durchaus kontrovers sein können. So gibt es beispielsweise unterschiedliche Methoden, um ein und denselben Sachverhalt zu erforschen. Auch der Umgang mit statistischen Aussagen ist schwierig, etwa wenn von einer »Regenwahrscheinlichkeit von 10 Prozent« die Rede ist. Hinzu kommt, dass die Adressaten die Fähigkeit haben müssen, kritisch mit Quellenangaben umzugehen. Um die Wechselwirkungen all dieser Faktoren auf den Rezeptionsprozess zu untersuchen,werden als erstes laborexperimentelle Untersuchungen durchgeführt, in denen mit verschiedenen Zielgruppen unterschiedliche Varianten getestet werden. In einem weiteren Schritt stehen kontrollierte Feldexperimente an. Im Fallbeispiel sollen bewusst verschiedene Darstellungen praktisch getestet werden, da visuelle Präsentationen wissenschaftlicher Erkenntnisse häufig sehr komplex sind und Elemente beinhalten, die dem Verständnis eher abträglich sind.
Darüber hinaus werden wir berücksichtigen, dass die Expertenwissen-Infoboxen nicht allein, sondern im Kontext eines journalistischen Angebots stehen. Die Infoboxen können entweder genau das jeweilige Thema abbilden oder auch davon abweichen. Das bedeutet, dass auch systematisch untersucht werden muss, welche Wirkung die unterschiedlichen Kontexte auf den Rezeptionsprozess haben. Auf Basis dieser Erkenntnisse werden letztendlich die Regeln für die Gestaltung der Expertenwissen-Infoboxen erstellt.
Bei der Rezeption von Medienangeboten stehen die Nutzer häufig vor dem Problem, dass wissenschaftliche Erkenntnisse zwar erwähnt werden, sie dann jedoch erst mühsam nach ihnen recherchieren müssen. Antworten auf Fragen wie: »Wo kann ich die zitierte Literatur finden?«, »Welche Methoden liegen zugrunde?«, »Gibt es konkurrierende Meinungen oder Erkenntnisse?« bedürfen tieferer wissenschaftlicher Kenntnisse, ohne die die Leser den Inhalt eines Artikels nicht ohne Weiteres überprüfen und bewerten können. Auch finden sie häufig keine weiterführenden Informationen. Ziel unseres Vorhabens ist es deshalb, ein leicht einzubindendes System mit klar definierten Schnittstellen zu entwickeln. Die für interessierte Bürgerinnen und Bürger aufbereiteten Informationen können bedarfsgerecht in bestehende Angebote integriert werden. Insbesondere verzichten wir explizit darauf, ein eigenständiges Portal zu erstellen. Vielmehr wollen wir gewährleisten, dass sich unser System problemlos mit anderen kombinieren lässt.
Das Ziel von Expertenwissen für alle ist die Entwicklung einer Schnittstelle, mit der sich allgemeinverständlich aufbereitete, wissenschaftliche Erkenntnisse in jedes andere (journalistische) Angebot einbinden lassen. In einem ersten Schritt müsste die grundlegende Infrastruktur dafür geschaffen werden. Dies beinhaltet auch, ein Datenbankformat zu definieren und außerdem eine zentrale Anlaufstelle einzurichten. Sie kann die in der Datenbank vorhandenen Inhalte sichtbar machen und Beispiele für mögliche Einbindungen der Expertenwissen-Infoboxen geben. Im weiteren Verlauf müssten wissenschaftliche Publikationen aus LeibnizOpen herausgefiltert und zusammengestellt werden, auf deren Basis der Auswahlprozess abgestimmt und getestet werden kann. Dies gilt auch für die Wahl der Medien, die anhand ähnlicher Prozesse eingeordnet werden sollen. Zeitgleich können bereits die Regeln für die inhaltliche Aufbereitung entwickelt werden. Zunächst in Laborexperimenten, später dann in kontrollierten Feldexperimenten werden verschiedene Varianten daraufhin untersucht, wie viel Interesse sie potenziell wecken und wie verständlich sie sind.
Folgefragen ergeben sich aus Kooperationen dieses Fallbeispiels mit Citizen-Science-Projekten, bei denen Bürgerinnen und Bürger mitforschen. Der damit verbundene Perspektivwechsel — vom Rezipienten zum aktiv Handelnden — eröffnet eine zusätzliche Möglichkeit, wissenschaftliche Erkenntnisse und Methoden verständlich zu vermitteln.
Regulatorische Hürden bei der Umsetzung des Fallbeispiels bestehen vor allem in der Frage, ob und unter welchen rechtlichen Rahmenbedingungen die Expertenwissen-Infoboxen in kommerzielle Medienangebote eingebunden werden können. Damit einher geht auch die Frage nach den erforderlichen Rechten, um die automatisierte Auswertung großer Text- und Datenmengen auf Inhalte aus LeibnizOpen, aber auch auf andere Online-Angebote anwenden zu dürfen.
Kontakt
Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID), Trier
T 0 651 201 2706
director@leibniz-psychology.org
Michael Bosnjak ist Direktor des Leibniz-Instituts für Psychologie (ZPID) und Professor für Psychologische Methodenlehre an der Universität Trier. Gemeinsam mit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern beschäftigt er sich mit statistischen Verfahren zur systematischen Zusammenfassung wissenschaftlicher Evidenz in der Psychologie sowie in angrenzende Disziplinen (Wirtschafts-, Sozial- und Gesundheitswissenschaften). Weitere Schwerpunkte sind die Nutzung von Big-Data-Quellen zur Erfassung thematischer Trends sowie epistemische Überzeugungen, d.h. subjektive Theorien, die Menschen über das Wissen und den Wissenserwerb entwickeln und für das Verstehen der Welt nutzen.
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Markus Huff (Deutsches Institut für Erwachsenenbildung - Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen)
