Citizen Science ist ein bewährtes Konzept um Bürgerinnen und Bürger an Wissensbildung zu beteiligen. Die Digitalisierung bietet hier ganz neue Möglichkeiten der Partizipation, erfordert aber angesichts der Vielzahl an Informationen zugleich einen sehr reflektierten Blick. Die Leibniz-Gemeinschaft mit ihrer disziplinären Vielfalt eignet sich in besonderem Maße dafür, Bürgerinnen und Bürger aktiv an der Wissenschaft zu beteiligen und letztere transparenter zu machen.
Fallbeispiel I

Die Klasse von Miriam und Christian beteiligt sich im Rahmen ihres Biologieunterrichts an einem Citizen-Science-Projekt zu Insekten: Als Laienwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler beobachten alle interessierten Schülerinnen und Schüler an bestimmten Tagen die Insekten in ihrer Umgebung und pflegen ihre Beobachtungen in eine Datenbank ein. Die Daten werden dann von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ausgewertet. Mit Tablets und einer genauen Anleitung, wie gezählt werden muss, ziehen die jungen Forscherinnen und Forscher los.

Solche oder ähnliche Citizen-Science-Projekte finden immer öfter statt und sind auch (politisch) aus-drücklich erwünscht. Klärungsbedarf besteht allerdings bei der Frage, was diese Projekte bei den Bürgerinnen und Bürgern auslösen. Wie sicher ist, dass sich dadurch ihre Haltung zu und ihr Vertrauen in die Wissenschaft tatsächlich in der erhofften Richtung ändern? Und welche Rahmenbedingungen müssen gegeben sein, damit Citizen Science positive Effekte auf die Idee einer offenen Wissenschaft hat, die Forschung und Wissen einer größeren Zahl von Menschen einfach zugänglich macht?

Kontakt
Prof. Dr. Ulrike Cress
Leibniz-Institut für Wissensmedien (IWM), Tübingen
T 07071 979 209
u.cress@iwm-tuebingen.de

Ulrike Cress ist Direktorin des Leibniz-Instituts für Wissensmedien (IWM) in Tübingen und Professorin für Psychologie an der Universität Tübingen. In ihrer Arbeitsgruppe Wissenskonstruktion am IWM beschäftigt sie sich mit sozial- und kognitionspsychologischen Prozessen, die bei der gemeinsamen Herleitung und Anwendung von Wissen relevant sind. Zu ihren Forschungsschwerpunkten zählen Computer Supported Collaborative Learning (CSCL), Massenkollaboration, Social Software, Wissensmanagement, Embodied Interaction sowie Design und Evaluation digitaler Lern- und Arbeitsumgebungen.

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